Barrierefreiheit und Web 2.0 - kein Gegensatz
Barrierefreiheit und Web 2.0 – kein Gegensatz Über den Spagat zwischen Barrierefreiheit und den Möglichkeiten von Web 2.0 diskutierte Jürgen Höfling mit Wolfgang Schröder, Web-Projektleiter bei der Stadt Hamm.

- Barrierefreiheit und Web 2.0 - kein Gegensatz
- Herr Schröder, vielen Dank für das Gespräch!
Die Stadt Hamm hat ein umfangreiches Webangebot. Wie weit ist dieses auch für Bürger mit Behinderungen gleich welcher Art zugänglich?
Wir haben viele unserer Webseiten seit 2006 völlig umgestaltet, sodass ich sagen kann, dass der Internetauftritt der Stadt Hamm weitgehend barrierefrei ist. Ausnahmen gibt es, aber die rühren von Programmen von Drittanbietern, die in unseren Internetauftritt eingebunden sind.
Nun kann man Barrierefreiheit ja sehr weit fassen. Das Spektrum reicht von der Skalierbarkeit der Zeichendarstellung am Bildschirm über die Benutzung von semantisch korrektem HTML bis hin zur Vermeidung komplizierter Satzkonstruktionen. Wo liegen für Sie die Schwerpunkte?
Einer der wichtigsten Punkte ist für mich die technische Trennung von Layout und Inhalt. Dies ermöglicht Hilfsmitteln, wie beispielsweise Screenreadern, das leichtere Erfassen und Wiedergeben der Seite. Wichtig ist auch noch die Skalierbarkeit der Seite, gute Farbkontraste, Verwendung von Linktiteln und Alternativtexten für Bilder, um nur einige weitere Features zu nennen. Neben diesen eher formalen Merkmalen spielt für mich auch die Bedienfreundlichkeit der Seite eine entscheidende Rolle, also ob eine Seite einfach und verständlich aufgebaut ist und ob mit wenigen Klicks der Inhalt zügig erreicht werden kann.
Wie viele Sprachen bieten Sie an?
Für Touristen bieten wir Seiten in Englisch, Französisch, Spanisch und Polnisch an.
Vom Gesichtspunkt der Barrierefreiheit müssten Sie aber doch in erster Linie die Sprachen anbieten, die Personen mit Migrationshintergrund als Muttersprache sprechen, also Türkisch oder die verschiedenen Balkan-Sprachen zum Beispiel.
Die Verwendung von Sprachvarianten für Personen mit Migrationshintergrund würde ich klassischerweise nicht zum Bereich Barrierefreiheit zählen sondern eher der Bürgerfreundlichkeit zuordnen. Die Stadt Hamm hat erst kürzlich ihre Telefonanlage um die Möglichkeit erweitert, Informationen zu Bürgerdiensten in vielen verschiedenen Sprachen per Telefon zu bekommen. Nach und nach werden wir diese Informationen aus den Bürgerämtern auch im Internet anbieten. Wichtige Informationen der Stadtbücherei zum Beispiel gibt es bereits jetzt in Türkisch, Serbisch, Kroatisch und auch Russisch. Weitere Sprachen sind in Planung. Auf das Internet-Angebot der Stadtbücherei können wir übrigens auch sonst sehr stolz sein. Hier bieten wir unter anderem eine Online-Ausleihe an, zum Beispiel von Hörbüchern oder digitalen Ausgaben von Zeitschriften, die sich die Bürger herunterladen können. Die Mehrsprachigkeit für Mitbürger mit nicht-deutscher Muttersprache kommt jetzt, wie gesagt, nach und nach. Gute Übersetzungen sind ja nicht zum Nulltarif zu haben.