Big Deals
Big Deals Die Hälfte aller Übernahmen scheitert, weil Unternehmenswert vernichtet wird, hat Ernst & Young bereits herausgefunden.

Der US-Investor Carl Icahn hat das nicht gelesen oder er glaubt, Yahoo und Microsoft gehören zur richtigen Hälfte. Anders ist sein Versuch, Yahoo nachträglich zur Akzeptanz des Microsoft-Angebotes zu drängen, nicht zu erklären. Ganz anders als bei diesem Akquisitions-Tohuwabohu geht es bei der Übernahme von EDS durch HP zu. Klare Ansage, schnelle Bestätigung: fertig! Damit hat es HP wieder einmal geschafft, die gesamte Fachwelt zu überraschen – keinerlei Gerüchte waren im Vorfeld nach außen gedrungen. Für die Professionalität des Managements steht auch die Geschäftsentwicklung in den letzten drei Jahren, seit Mark Hurd das Ruder übernommen hat. Sicherlich ein harter Kurs, den Hurd fährt, aber ein erfolgreicher: Der Sprung über die 100-Milliarden-Umsatz-Grenze; Dell als größten Computerhersteller abgelöst; gute Profitabilität. Was will man mehr? Wohl gerne etwas mehr Geschäft mit Services, immerhin lauten die aktuellen Marktschätzungen von IDC über 765 Milliarden Dollar weltweit in diesem Segment. Mit dem Dienstleistungsgeschäft tut sich HP seit Jahren recht schwer. Die damals gescheiterte Übernahme von PricewaterhouseCoopers hat den Anbieter zurückgeworfen. Nun kann HP mit EDS im Konzert der Großen mitspielen, ist nach Umsätzen zusammengenommen die Nummer zwei im weltweiten IT-Service-Markt. Doch Größe ist nicht alles: So gilt EDS trotz aller Anstrengungen der letzten Jahre und einiger Erfolge in jüngster Zeit immer noch als träge und wenig innovativ. Ein Beispiel dafür ist das verschlafene Geschäft mit Offshore-Kapazitäten. Zudem ist EDS, ähnlich wie HP mit seiner Service-Sparte, vor allem in den USA stark und bringt so eher Redundanzen als verbesserte weltweite Präsenz ein. Und: EDS dreht ein großes Rad, allerdings mit sehr kleiner Wirkung. Im ersten Quartal fielen von einem satten Umsatz von knapp 5,4 Milliarden gerade einmal 62 Millionen Dollar Gewinn ab. Um es positiv zu sehen: Da steckt offenbar noch einiges an Potenzial drin. Dieses hat Hurd im Auge und es ist ihm zuzutrauen, dass er es auch hebt. Entlassungen und Neustrukturierungen sind dabei unumgänglich, auch wenn man für das Servicegeschäft vor allem Leute braucht. Die richtigen zu halten, ist daher eine Kernaufgabe bei der anstehenden Integration der beiden Unternehmen. Bei über 200000 Beschäftigten ist das alles andere als trivial. Die Wettbewerber dürften von der Übernahme zunächst profitieren: Nach solchen Fusionen sind die Betroffenen erst einmal eine ganze Zeit mit sich selbst beschäftigt.