Zum Inhalt springen

Billig ist nicht genug

Billig ist nicht genug Niedrige Preise reichen beim Outsourcing nicht. Wesentlich geht es darum, ­Dienstleister zu finden, die zum eigenen Betrieb passen.

Autor:Redaktion connect-professional • 1.11.2007 • ca. 2:10 Min

Der externe Bezug von Leistungen ist fester Bestandteil der IT-Strategie deutscher Unternehmen. Nicht nur Global Players, sondern auch viele Mittelständler sind in dieser Hinsicht aktiv. Etwa 60 Prozent der Manager gaben bei einer aktuellen Umfrage des IT-Beratungshauses Corporate Quality an, ihre IT ganz oder teilweise auszulagern. Die Projekte mit Outsourcing-Partnern in Ländern auf der ganzen Welt verlaufen freilich nicht immer unkompliziert. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten gaben an, bereits schlechte Erfahrungen gemacht zu haben. Das ist besonders deshalb interessant, weil viele Verträge in den nächsten Monaten und Jahren auslaufen und in den Führungsetagen in näherer Zukunft zwischen Verlängerung, Ausstieg oder anderen Optionen entschieden werden muss. Das Boom-Land Indien galt angesichts zahlreicher gut ausgebildeter Computer-Spezialisten und geringer Kosten lange Zeit als das Outsourcing-Paradies für westliche Firmen. Doch die dortigen Anbieter sind in der letzten Zeit in der Gunst deutscher Unternehmen deutlich gesunken. Neben einer mitunter problematischen Infrastruktur und Bürokratie vor Ort liegt dies daran, dass sich das Preisniveau für die Interessenten sukzessive verschlechtert hat. Zudem wird von indischen IT-Betrieben mittlerweile selbst ausgelagert. Denn inzwischen herrscht zwischen Bombay und Kalkutta wegen der nicht enden wollenden IT-Nachfrage ein Mangel an Fachkräften. Ein weiterer Grund sind die oft unterschätzten kulturellen und kommunikativen Hürden, die bei der Zusammenarbeit mit Asiaten mitunter auftreten. Obwohl Englisch weltweit als Sprache im IT-Business akzeptiert ist, ergeben sich durch regional unterschiedliche Nuancen und Interpretationen nicht selten Missverständnisse. Die Fluktuationsraten beim Wechsel der Anbieter durch hiesige Firmen sind zuletzt angestiegen, was eine kontinuierliche Zusammenarbeit beim Outsourcing schwierig macht. Wegen solcher Erfahrungen sind viele Manager in Deutschland dazu übergegangen, sich bei der Wahl des Partners nicht mehr ausschließlich an den Preisen zu orientieren. Vielmehr wird nun vor Vertragsabschluss eingehender geprüft, welcher Anbieter zu den Bedürfnissen und Gegebenheiten des eigenen Unternehmens passt.

Outsourcing ist ein Prozess Um eine Lösung zu bewerten, dürfen außerdem nicht nur die reinen Produktionskosten betrachtet, sondern es müssen die gesamten Transaktionskosten eingerechnet werden. Diese liegen etwa bei osteuropäischen Anbietern deutlich niedriger als im Falle Indiens, besonders für Firmen aus EU-Staaten, die nicht die hohen Eintrittsbarrieren in den Binnenmarkt zu überwinden haben. Transparenz über die Anbieterseite fehlt noch weitgehend, denn ob eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit diesem oder jenem ausländischen Unternehmen möglich ist, darüber gibt nun einmal kein Angebot und kein fachliches Qualitätssiegel verlässlich Auskunft. Der Trend geht derzeit weg von Indien, doch wohin dreht sich der Wind? Eine Alternative ist das kulturell dem Westen sehr ähnliche Osteuropa, eine weitere China, dessen Anteil am Outsourcing-Markt stark wächst. Und natürlich gibt es auch hierzulande Outsourcing-Anbieter. Die Erkenntnis hat sich durchgesetzt, dass der Akt des Outsourcings mit der Vertragsunterzeichnung nicht endet, sondern erst beginnt. Getroffene Vereinbarungen müssen regelmäßig durch beide Seiten auf Einhaltung überprüft und weiterentwickelt werden. Erfolgreich wird dies nur mit einem Partner verlaufen, der auf individuelle Anforderungen des eigenen Unternehmens einzugehen in der Lage ist.

Stephan Salmann ist Geschäftsführer der Corporate Quality Consulting GmbH in Siegburg.