Campus-Netzwerke, Cloudifizierung und eine Revolution
Moderne Datennetze, der Aufschwung des IIoT und die stetige Ausweitung des Produktportfolios etwa auf Smart Home und Building oder Datenplattformen – eines ist klar: Die Telekommunikationsindustrie kennt nur noch den schnellen technologischen Wandel. Welche Trends 2022 die Branche bestimmen werden.

- Campus-Netzwerke, Cloudifizierung und eine Revolution
- Telekommunikationsnetze werden zu einem Software-basierten Service
In den nächsten Jahren wird es nicht weniger rasant weitergehen, mit umfassender Cloudifizierung, offenen Funkzugangsnetzen und der verstärkten Konkurrenz durch die Cloud-Hyperscaler. Ab 2022 werden deshalb die folgenden sechs Trends die Branche bestimmen:
Telekommunikationsanbieter gehen in die (Private) Telco-Cloud
Ein Megatrend der Branche ist die zunehmende Verbreitung von Cloud-Lösungen beim Aufbau und Betrieb von Netzen. Bereits seit einigen Jahren setzen viele Anbieter auf Standard-Hardware und -Software. Der Weg führt weg von proprietären Netzwerkgeräten und hin zum Netzbetrieb mit Software auf "Cloud-nativen" Plattformen wie Kubernetes auf handelsüblichen IT-Servern. Dabei ist die Telco-Cloud heute meistens noch eine Private Cloud: Viele nationale Telekommunikationsunternehmen misstrauen den Hyperscalern und wollen die kritischen Kommunikationsinfrastrukturen nicht von ihnen abhängig machen. Doch es geht nicht nur um die Cloud: Viele Telkos haben die Vorteile von agilen Arbeitsweisen erkannt, die eng mit Cloud-Technologien verknüpft sind. So nutzen sie auch für ihre Betriebsunterstützungssysteme (Operations Support Systems OSS) die Konzepte Continuous Integration und Continuous Delivery (CI/CD). Dadurch sind neue Netzfunktionen nicht mehr an die Update-Zyklen der Gerätehersteller gebunden. Statt darauf zu warten, dass Hardware und Firmware ausgetauscht werden, verwirklichen die Telkos neue Netzdienste nun per Softwareentwicklung in der Cloud.
Immer mehr Campus-Netzwerke für das Industrial IoT
Durch den stetigen Ausbau von Lösungen für das Industrial IoT lernen viele Unternehmen die Vorteile von 5G zu schätzen: Hohe Datenraten (bis weit über 1 Gbit/s hinaus), niedrige Latenzzeiten (bis unter 1 ms), Sicherheit, Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit. Um autark zu sein und sicheren Betrieb zu gewährleisten, setzen sie zunehmend auf 5G-Campusnetze. Das sind private Netzwerke, die Unternehmen für ihre interne Daten- aber auch Sprachkommunikation nutzen können. Dank ihrer Qualitätsmerkmale werden sie in Zukunft in vielen Bereichen traditionelles WiFi ersetzen.
Die Public Cloud boomt bei Campus-Netzwerken
Parallel dazu zeichnet sich ein zweiter Trend ab: Der Betrieb „Cloud-nativer“ Netzwerksoftware in der Public Cloud. Zumindest gilt das für 5G-Campus-Netzwerke und die Steuerfunktionen der sogenannten „Control Plane“. Erste große Telkos wie Verizon oder Telefonica bieten private 5G-Netze aus der Public Cloud an und arbeiten dafür mit großen Cloudprovidern zusammen. Parallel dazu bieten die Hyperscaler eigene 5G-Campusnetze als eigenständige Dienstleistung. Der Sektor bietet Platz für viele Player, da die Nachfrage nach 5G stetig steigt. Analysten beziffern die aktuelle Größe des Marktes für private 5G-Netze auf mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar und erwarten ein jährliches Wachstum von knapp 40 Prozent.