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Forschung: Künstliche Intelligenz in der Küche

Computerköche auf den Spuren von Eckart Witzigmann

Von wegen »Computer sind nicht kreativ«: Die Universität Hildesheim und die Softwarefirma Empolis gewannen mit ihrem Kandidaten »CookIIS« die Koch-Weltmeisterschaft für Computer in Seattle. Das maschinelle Lernprogramm siegte mit der Kreation »Pizza mit Lauch«.

Autor:Bernd Reder • 30.10.2009 • ca. 1:50 Min

Werden Hausfrauen und Hausmänner künftig überflüssig sein? Fast hat es den Anschein. Denn Haushaltsroboter gibt es bereits, auch wenn diese noch nicht ganz ausgereift sind. Nun droht auch in Sachen Kochen Ungemach.


Etwas spartanische Oberfläche: CookIIS erwartet vom User die Eingabe der Zutaten und stellt dann ein passendes Gericht zusammen.

Denn die Software-Firma Empolis aus Bielefeld und die Uni Hildesheim haben eine Kochsoftware für Computer entwickelt. Sie versetzt auch ungeübte Köche in die Lage, nicht nur etwas halbwegs Genießbares auf den Tisch zu bringen, sondern wahre kulinarische Leckerbissen.

Was CookIIS, so der Name der Software, drauf hat, bewies sie beim 2. International Computer Cooking Contest (CCC). Er fand in Seattle im Rahmen der Fachkonferenz International Conference on Case-Based Reasoning statt. CookIIS basiert auf einem maschinellen Lernverhalten der Anwendung »Empolis Research & Discovery«.

Chefkoch als Tester

Beim CCC hatten die teilnehmenden Teams die Aufgabe, auf Basis einer bekannten und vor dem Wettbewerb festgelegten Rezeptsammlung ein Software-System zu entwickeln, das es bei der Menü-Planung und Zusammenstellung der Zutaten mit professionellen Sterne-Köchen aufnehmen kann. In einer Live-Show wurden die Systeme mit vorher unbekannten, Aufgabenstellungen und Zutaten konfrontiert, auf deren Basis dann »gekocht« werden musste.


Und sollte es mit CookIIS nicht funktionieren, gibt es ja immer noch die Tiefkühlpizza. (Foto: Dr. Oetker).

Die entsprechenden Menü-Vorschläge der Computer wurden anschließend von einer internationalen Jury, inklusive eines Chef-Kochs, bewertet. Die entscheidende Aufgabe im Wettbewerb lautete »Pizza mit Lauch«

Unter den 1500 Rezepten in der Datenbank, welche die Organisatoren bereitstellten, gab es aus naheliegenden Gründen kein Rezept, das dazu genau passte. Die Software-Köche waren daher gezwungen, zu improvisieren.

CookIIS wählte aus der vorliegenden Rezeptsammlung die »No Meat Bean Burn Pizza« aus – mit dem Hinweis, Zwiebeln durch Lauch zu ersetzen. In den Augen der Fach-Jury stellte dies die kulinarisch und technisch überzeugendste Lösung dar. Das bedeutete Platz eins unter den Computerköchen.

»Ernsthaftes« Einsatzgebiet: E-Discovery

Das Koch-Beispiel zeigt in anschaulicher Weise, dass Computer in der Lage sind, unstrukturierte Daten in nutzbare Informationen zu verwandeln, zumindest dann, wenn sie vorher mit intelligenter Software »gefüttert« wurden. Was im Bereich Kochen möglich ist, lässt sich nach Angaben der Forscher auf andere Einsatzgebiete übertragen, etwa auf die Suche nach Informationen in Unternehmensdatenbanken (E-Discovery).

Ein Manko hat der Computerkoch allerdings: Er nimmt es dem Benutzer nicht ab, die Zutaten vorzubereiten und auf die richtige Weise zusammenzumixen und abzuschmecken. Das dürfte ein Koch-Banause nicht schaffen. Somit ist Entwarnung für Hausfrauen und Hobbyköche angesagt – vorerst.

Das CookIIS-System kann übrigens hier getestet werden: http://cookiis.iis.uni-hildesheim.de.