Creative hat sich neu aufgestellt
Nach einigen turbulenten Jahren hat sich MP3-Anbieter Creative neu sortiert. Die deutsche Landesgesellschaft hat unter Michael Schuller das Portfolio gestrafft und den Vertrieb auf die unterschiedlichen Kanäle für CE- und IT-Produkte zugeschnitten. Hoffnung setzt Schuller auch auf ein neues Zubehör- Sortiment rund um das Konkurrenzprodukt iPod.
25 Millionen MP3-Player hat Creative bisher verkauft. Das vor kurzem als »Meilenstein in der Firmengeschichte « gefeierte Ereignis kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Unternehmen mit der Position des ewig Zweiten hinter Apple zufrieden geben musste. Der Versuch, mit den eigenen MP3-Playern Apples Erfolgsmodell iPod vom Thron zu stoßen, hatte Creative tief in die roten Zahlen geführt. In Deutschland kamen noch interne Querelen, häufige Personalwechsel und Probleme im Vertrieb dazu, so dass Country Manager Michael Schuller vor einem Jahr das Schlusslicht unter den europäischen Landesgesellschaften einnahm. »Damals war die deutsche Niederlassung ein Problemkind«, so Schuller im Gespräch mit Computer Reseller News. »Schuld waren interne Probleme, aber auch zu wenig Investitionen und Marketingaktivitäten und fehlende Kontinuität. « Neben der internen Reorganisation galt es auch, Vertrauen im Handel zurückzugewinnen. Auch im Vertrieb war ein Neubeginn nötig. Mittlerweile hat Creative laut Schuller in Deutschland bereits das dritte Quartal in Folge die Ziele erreicht und zähle zu den drei stärksten Ländergesellschaften.
Der Geschäftsführer hat die beiden Kernproduktgruppen CE (MP3-Player und iPod-Zubehör) und IT (Webcams, VoIP, Gaming- Headsets und Soundkarten) wieder strategisch getrennt. Das ursprüngliche Kerngeschäft mit ITZubehör, vor allem die Soundkarten, wurde mittlerweile vomMP3- Geschäft überflügelt, das allerdings deutlich schwächere Margen bietet. Jetzt will Schuller auch die Vertriebskanäle trennen. Früher war eine Vertriebsmannschaft für alles zuständig, inzwischen gibt es auf Zentralebene eigene Account Manager für CE- und IT-Produkte. Mit der Restrukturierung des Vertriebs hätte auch eine Fokussierung auf diese beiden Produktbereiche stattgefunden. »Wir sind jetzt im Handel wieder stärker präsent«, so Schuller. Vor allem im Bereich Computer-Zubehör gebe es erfreuliche Wachstumsimpulse: »Webcams, Lautsprecher und Soundkarten erleben gerade eine beeindruckende Renaissance.« Davon könne Creative als größter Soundkarten-Anbieter in Deutschland profitieren. Deshalb finde derzeit eine Art Rückbesinnung auf die ursprüngliche Kernkompetenz statt. »Wir sehen uns als digitalen Soundexperten, nicht nur als MP3-Hersteller.«
Die MP3-Produkte werden größtenteils über Retailer abgesetzt, außerdem ist Creative damit bei fast alle Kooperationen im Geschäft. Der Vertrieb läuft über die Broadliner Actebis Peacock, Ingram Micro und Tech Data. Für den relativ neuen Produktbereich mit iPod-Zubehör laufen derzeit Gespräche mit einigen Apple-Spezial-Distis. Aber auch neue Kanäle gewinnen an Bedeutung: »Online wächst im MP3-Segment sehr stark«, betont Schuller. Der IT-Bereich läuft anders. Zwar wird auch viel über Retailer abgesetzt, aber der Etailer- Anteil ist noch nicht so hoch. Dafür legt das Geschäft mit Assemblierern stark zu, auch wenn das insgesamt kein großer Bereich ist, der über die Subdistribution bedient würde. Food Discounter sind laut Schuller nicht im Fokus, allerdings will er Verkäufe über diesen Kanal auch nicht ausschließen: »Dafür wäre ein zweiter Brand ideal, um das Markengeschäft nicht zu stören.«
Hoffnung setzt der Creative- Chef auf neue Produkte, wie drahtlose Music Streaming-Lösungen für den iPod, die über Apple-Händler verkauft werden sollen. Derzeit werden sie exklusiv über Gravis verkauft.
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