Daten-Sherpa
Ganze 35 GByte packt Iomega auf die 2,5 Zoll kleine Wechsel-festplatte Rev. Im längeren Test muss die Removable-Rigid-Disk »RRD« ihre Alltagstauglichkeit als Datenträger unter Beweis stellen, ohne umzufallen.

Einen teils guten, teils zweifelhaften Ruf als Hersteller von Wechselfestplatten hat Iomega. Das bekannte »Zip«-Laufwerk mit 100 und 250 MByte Kapazität pro Medium ersetzte vielerorts Floppy-Laufwerke, hatte aber Stabilitätsprobleme. Der Laufwerksdefekt »Klick-of-Death« kostete viele Datenträger das Leben und Benutzer die Daten. Auch das »Jaz«-Laufwerk mit Medien zu 1 oder später auch 2 GByte für den professionellen Bereich arbeitete nicht ganz ohne Fehler.
Nach langer Entwicklungszeit meldet sich Iomega zurück auf dem Wechselmedienmarkt und stellt die neueste Generation magnetischer Wechselplatten vor, das »Rev«. Network Computing unterzog das Rev bereits im Mai 2004 einem ersten Kurztest, nun liegen Ergebnisse längerfristiger Testes mehrerer Laufwerke vor.
Beim Rev handelt es sich um ein rein magnetisches Wechselmedium. Die 2,5 Zoll große Cartridge des »Removable Rigid Disk-Systems, RRD« beherbergt eine einzelne Platte mit einer Kapazität von 35 GByte. Dabei erzielt das Laufwerk in der Praxis im Schnitt einen Netto-Datendurchsatz von etwa 15 MByte pro Sekunde in der USB-2.0-Variante und um die 19 MByte pro Sekunde bei dem ATA-Laufwerk. Den Antrieb hat Iomega beim Rev gleich mit in die Cartridge verfrachtet, um Fehler und Schmutzquellen zu vermeiden.
Iomega offeriert verschiedene Ausführungen des Rev-Laufwerks für interne Montage oder als externes Laufwerk. Die Liste der verfügbaren Interfaces reicht von IDE über USB 2.0 bis hin zu Firewire und SCSI. Um sich vor Verschmutzungen zu schützen, setzt das Rev-System drei Staubschutzklappen ein, eine an der Cartridge und zwei am Laufwerk. Dabei öffnet sich die hintere Laufwerksklappe gemeinsam mit der Cartridgeklappe wie bei einer Schleuse. In der Cartridge und im Laufwerk befreien Filter die Luft vor Staubpartikeln, die Medium oder Köpfen gefährlich werden könnten. Daher lässt sich das Rev beim Einlegen einer Cartridge erst einmal 15 Sekunden Zeit, um Luft und Köpfe klar zu bekommen.
Steckbrief
Rev
Hersteller: Iomega
Charakteristik: Wechselplattensystem
Kurzbeschreibung: Das Rev schreibt 5 GByte auf 2,5-Zoll-Wechseldatenträger. Dank UDF-Dateisystem und passendem Treiber funktioniert das Rev an PCs und Macs.
Web: www.iomega.de
Preise: ATA- oder USB-2.0-Laufwerk ca. 300 Euro, Rev-Cartridge mit 35 GByte ca. 40 Euro
Etwas Besonderes hat sich Iomega zum Dateisystem einfallen lassen. Iomega setzt auf den RRDs ausschließlich das UDF (Universal Data Format) ein, wie es auch bei DVDs üblich ist. Das Rev-Laufwerk meldet sich als RRD-Laufwerk mit dem Typ DVD beim System an. Daher greifen Windows, Linux oder Mac OS 10.x erst einmal über den CD-ROM-Treiber mit dem Dateisystem UDF darauf zu. Ohne Treiber lassen sich die Rev-Medien also zumindest lesen. Mit dem passenden Treiber von Iomega lassen sich die RRDs dann auch beschreiben, formatieren oder per Software schreibschützen. Als Besonderheit kann der Anwender ein komplettes startfähiges CD- oder DVD-Image auf der RRD hinterlegen und somit von der Cartridge ein Betriebssystem starten, als würde es von CD- oder DVD-ROM booten.
Iomega liefert Treiber für Windows und Mac OS 10.x. Linux-Anwender finden eine Beta-Version eines Linux-Treibers auf Sourceforge, vorerst allerdings nur für den Kernel 2.4.
Leider haben Benutzer des Mac OS 9.x das Nachsehen. Doch gerade professionelle Anwender im Bereich Desktop-Publishing, die sich über ein Medium wie das Rev sehr freuen würden, aber immer noch OS 9.x einsetzen, können das Laufwerk nicht nutzen.
Network Computing setzte im Test insgesamt zwei USB-2.0- und zwei ATA-Laufwerke ein. Die ATA-Systeme arbeiteten in verschiedenen Desktops mit Pentium-4-, AMD-Athlon oder AMD-Opteron-Prozessoren. Die USB-Revs setze Network Computing unterwegs an Desktops und Notebooks sowie an einem von Apple zur Verfügung gestellten Macintosh G4 ein.
Das erste USB-2.0-Laufwerk fiel bereits nach 14 Tagen Test ohne Vorwarnung und ohne grobe äußere Einwirkung mitten im laufenden Betrieb aus. Die Cartridge ließ sich über den Notauswurf entfernen – und später auch ohne Datenverlust auf einem Ersatzlaufwerk lesen. Die Serviceabteilung von Iomega gab als Ausfallursache an, dass das Laufwerk im Betrieb einer großen Erschütterung ausgesetzt worden sei, wie etwa einem Sturz vom PC/Tisch mit laufendem Medium. Tatsächlich kam es im Test aber zu keiner solch groben Gewalteinwirkung auf das Laufwerk.
Das interne Ersatzlaufwerk mit ATA-Interface lief anfangs ohne Probleme, zeigte sich jedoch inkompatibel zu einer Opteron-Workstation. Im Testrechner arbeitete ein Tyan-Board »Tiger K8W« mit einem Opteron 148 und dem gängigen AMD-Chipsatz 8xxx. Der unter Windows-XP (32-Bit-Version mit SP2) operierende Rechner schien fehlerfrei mit dem Rev zu kooperieren. Fatalerweise kamen bei Kopiervorgängen auf dem Medium korrumpierte Daten an. Nach unerklärlichen Defekten in Video-Testdaten führte der »comp«-Befehl die Fehler klar auf. Eine genaue Schuldzuweisung fällt schwer. Im Tyan-Board arbeiten andere ATA-Geräte wie Platten und DVD-Rekorder ohne Fehler, während beide ATA-Test-Revs mit Pentium-4- oder AMD-Athlon-Test-Systemen keine Schwierigkeiten zeigen.
Zum Ende des Tests zeigt eines der ATA-Laufwerke und das zweite USB-2.0-Laufwerk leichte mechanische Schwächen. Das interne RRD-Gerät hatte stellenweise Probleme, eingelegte Medien zu erkennen, die auf den anderen Laufwerken ohne Schwierigkeiten funktionierten, und benötigte zum Einlesen sehr viel Zeit. Stellenweise erkannte das Drive ein Medium erst nach dem zweiten oder dritten Einlegen.
Das USB-2.0-Laufwerk hatte zunehmend mehr Schwierigkeiten mit dem Auswerfen. Entweder kam ein ausgeworfenes Medium nur einen Millimeter aus dem Laufwerk heraus, so dass man mit den Fingernägeln die Cartridge herausfummeln musste. Im anderen Extrem spuckte das gleiche Laufwerk andere Cartridges aus dem Laufwerk und quer über den Schreibtisch.
Hier sollte sich Iomega Gedanken darüber machen, ob man ein Profi-Laufwerk nicht doch mit einem elektrischen Einzug/Auswurf versieht, statt mit einer unberechenbaren federgetriebenen Wurfvorrichtung.
Fazit: Mit dem Rev erhält man ein sehr praktisches und durchaus solides Wechselplatten-system. Die Cartridges eignen sich einerseits für Datensicherungsaufgaben als Tape-Ersatz in kleineren und mittelgroßen Unternehmen. Noch besser eignet sich das Rev, um voluminöse Datenbestände wie ungeschnittenes DV-Filmmaterial oder komplette Hefte in DTP-Rohdaten von einem zu einem anderen PC oder Mac zu transportieren.
Positiv fällt im längeren Test die Stabilität der Cartridges auf. Seit etwa einem halben Jahr dreht Network Computing fünf Cartridges durch die Mangel. Weniger gut kommen an dieser Stelle die Laufwerke selbst weg. Ein Totalausfall eines Laufwerks (das im Test nie herunterfiel), und Einzug-/Auswurfprobleme zweier weiterer Test-Kandidaten geben Iomega Raum für Nachbesserungen. [ ast ]