Zum Inhalt springen
Voice-over-IP: Spam

Deutsche Forscher entwickeln Spam-Filter für VoIP-Telefonate

Wissenschaftler des Instituts für Informatik an der Universität Potsdam arbeiten an einem Verfahren, das unerwünschte Anrufe über VoIP-Verbindungen abblockt. Eine vergleichbare Lösung hat NEC bereits vorgestellt.

Autor:Bernd Reder • 11.9.2007 • ca. 1:45 Min

Arbeitet an Anti-Spam-Technik für VoIP: das Institut für Informatik der Uni Potsdam.

»Spam over IT«, kurz Spit, entwickelt sich immer mehr zu einem Ärgernis. Allerdings sind die Meinungen darüber geteilt, wie groß dieses einzuschätzen ist.

Jürgen Quittek, Manager der NEC Europe Network Laboratories in Heidelberg, schätzt, dass der Anteil unerwünschter Anrufe via IP auf 40 bis 70 Prozent steigen könnte. Cisco Systems dagegen, einer der größten Anbieter von Voice-over-IP-Ausrüstung für Firmen und Service-Provider, hält diese Werte für übertrieben.

Das Verfahren, welches das Institut für Informatik an der Universität Potsdam derzeit entwickelt, analysiert das Verhalten des Anrufers, etwa wie oft dieser Gespräche führt und wie lange diese im Durchschnitt dauern.

Eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Telefonaten ist ein Indiz dafür, dass sie von einem automatischen Spit-System stammen, nicht einem Anrufer aus Fleisch und Blut.

Service-Provider erhalten Daten über potenzielle »Spitter«

Auf Grundlage dieser Daten kann der VoIP-Service-Provider eine Prognose erstellen, mit welcher Wahrscheinlichkeit es sich um Spam-Anrufe handelt. Diese Informationen gibt der Provider an den Angerufenen weiter. Der entscheidet dann, ob er das Gespräch mit Kosten belegen will.

»Alleine durch die Reaktion des Anrufers auf die Ansage, dass er die Kosten für das Gespräch übernehmen soll, kann auf dessen Absichten zurückgeschlossen werden«, sagt Stefan Liske von der Uni Potsdam.

Die Software lasse sich leicht auf vorhandene VoIP-Systeme übertragen, so die Universität. Die Verzögerungen bei Gesprächsaufbau seien kaum zu spüren.

Das Anti-Spit-Tool richtet sich an Anbieter von VoIP-Diensten. Die Service-Provider und ihre Kunden Anbieter und Kunden müssten lediglich ein Update der Software ihrer VoIP-Geräte vornehmen. Ein Austausch von Hardware sei nicht notwendig.

Anti-Spit-Lösung von NEC

Bereits im Februar auf dem 3GSM World Congress stellte NEC seine Lösung »VoIP Seal« gegen Spit vor. Sie arbeitet ähnlich wie diejenige der Uni Potsdam. So ermittelt die Software anhand von Parametern wie der Zahl der getätigten Anrufe, ob es sich um einen Anrufroboter handelt.

»VoIP Seal« ermöglicht es zudem, nach Aufbau der Verbindung eine mehrere Sekunden lange Begrüßungsnachricht abzuspielen. Spit-Systeme warten in der Regel nicht das Ende einer solchen Botschaft ab. Sie beginnen sofort damit, ihre Werbebotschaft abzuspulen und enttarnen sich auf diese Weise.

Bei einem dritten Verfahren werden die Sprachkanäle bereits dann geöffnet, wenn ein VoIP-Telefon noch klingelt. Ein menschlicher Anrufer wartet in diesem Fall ab, weil der Gesprächspartner den Hörer noch nicht abgenommen hat.

Ein Spit-System dagegen erkennt, dass die Kanäle offen sind und startet die Übertragung. Nach Angaben von NEC identifiziert »VoIP Seal« mit Hilfe dieser Techniken rund 99 Prozent aller Spam-Anrufe über VoIP.