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Die Digitalfotografie ändert Sehweisen

Früher war alles besser? Natürlich nicht! Aber über zum Beispiel die Lichtstimmungen von Fotos kann man durchaus geteilter Meinung sein.

Autor:Redaktion connect-professional • 17.2.2007 • ca. 1:15 Min

Welche Lichtstimmung darf es denn sein?

Ich habe auf einem Fest fotografiert und der Auftraggeber ist unzufrieden. So etwas kann vorkommen. Der Kunde ist König, also wird nachgearbeitet. Keine große Sache, aber ärgerlich.

Worum geht es? Ich habe mit einer Digitalspiegelreflexkamera mit sehr lichtstarkem Objektiv (1,4/50mm) fotografiert um keinen Blitz einsetzen zu müssen. Das Ziel: die Stimmung am Abend und in der Nacht bei Dämmerlicht wiederzugeben und dabei auch Schärfe und Unschärfe einsetzen zu können. Wer so etwas schon mal gemacht hat, weiss wie kritisch es ist, das warme Licht von Kerzen und Glühlampen richtig wirken zu lassen. Bei etwa 150 in Mischlichtsituationen gemachten Fotos bedeutet das stundenlange Arbeit im Fotoshop.

Nun sind meine Aufnahmen mit denen verglichen worden, die andere mit Fotohandys oder Kompaktdigitalkameras und Blitz gemacht haben. Das Urteil ist eindeutig: die anderen Fotos gefallen wegen der neutralen Farbabstimmung deutlich besser. Kein Vergleich.

Natürlich nicht! Und über Geschmack lässt sich nicht streiten. Also werde ich jetzt noch Farbkorrekturen auf absolut neutral hin machen. Ich hätte nicht gedacht, dass sich die Sehweise in der eigentlich recht kurzen Zeit, in der es Digitalkameras mit automatischem Weissabgleich gibt, so drastisch geändert hat.

In dem Zusammenhang gibt es übrigens eine Feststellung, die mir von Fotografen, Händlern und Distributoren berichtet wurde: für den Normalkunden ohne umfassende fotografische und Bildbearbeitungs-Kenntnisse ist eine Kompaktkamera mit voller integrierter Bildoptimierung (Farbe, Weißabgleich, Schärfe) viel besser geeignet, als eine DSLR. Denn hochwertige Kameras optimieren die Bilder nicht, oder nur sehr zurückhaltend, um dem Fotografen alle Freiheiten bei der Aufnahme und der Nachbearbeitung am Computer zu lassen. Deshalb kommt es durchaus vor, dass Kunden eine teure DSLR unzufrieden zurückbringen. Als Händler sollte man das bei der Beratung berücksichtigen.