Die Komplexität beherrschen
»Komplexität ist einfach zu erzeugen, aber schwer zu beherrschen«, so lautete die zentrale These des diesjährigen »TelekomForum«-Jahreskongresses.

»Mit jeder neuen Technologie, jeder neuen Anwendung und jedem neuen Endgerät wachsen nicht nur die Möglichkeiten der Kommunikation. Auch das Risiko, den Überblick über die schier endlose Auswahl an Optionen zu verlieren, wird größer.« – Zu diesem Schluss kamen jedenfalls die Teilnehmer der genannten Veranstaltung des Geschäftskundenbeirats der Deutschen Telekom. Zum Auftakt des zweiten Veranstaltungstags des Telekomforum-Jahreskongresses widmete sich Friedrich Wöbking, Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, der Frage, wie Komplexität in der Praxis beherrschbar gemacht werden kann.
Er demonstrierte am praktischen Beispiel Dresdner Bank erfolgreiche Strategien zur Verbesserung der IT-Strukturen. Wöbking erläuterte zunächst die Ursachen undurchsichtiger IT-Architekturen: »Die klassischen Treiber von IT-Komplexität sind Menge und Größe der Anwendungen, die Zahl und Beschaffenheit der Schnittstellen zwischen den Applikationen sowie die Vielfalt der Systemfamilien.« Die Folgen von unkontrollierter IT-Komplexität seien Inflexibilität, Time-to-Market-Verzögerungen, mangelnde Innovationsspielräume, die Abhängigkeit von Legacy-Systemen und letztlich die völlige Veralterung der Systeme. Den Aufbau der IT-Architektur empfiehlt Wöbking in vier Schritten: »Zunächst muss natürlich die aktuelle Architektur analysiert werden. Im zweiten Schritt gilt es, bestehende IT-Applikationen zu bewerten, um anschließend eine Zielarchitektur zu definieren. Vierter und letzter Schritt ist die Entscheidung, wie und in welchem Rahmen IT-Investitionen getätigt werden sollen.« Bei der Dresdner Bank zeichneten sich dank dieser Strategie deutliche Erfolge ab: Die peripheren Systeme seien inzwischen deutlich aufgeräumter.
Die generelle Antwort, wie die entstehende Komplexität zu beherrschen sei, gab dann Schach-Großmeister Garri Kasparow auf der genannten Veranstaltung: »Das Geheimnis liegt nicht darin, die Antworten zu kennen, sondern die richtigen Fragen zu stellen. Im Grunde wäre es viel sinnvoller, wenn wir alle unsere Mikroskope liegen lassen und nicht tiefer und tiefer in die kleinsten Details vordringen würden.« Vieles könne durch ein Weitwinkelobjektiv deutlicher erkannt werden. Es liege zwar in der menschlichen Natur, stets alles bis aufs Kleinste verstehen zu wollen, aber es sei viel wichtiger, die Zusammenhänge zu begreifen. Dann ist auch die entstehende IT-Komplexität in unseren Unternehmen beherrschbar.
Ihr
Dr. Dirk R. Glogau
Chefreporter