IT zwischen Nutzen und Komplexität
Die IT sei noch viel zu komplex und ihre Arbeitsweise viel zu sichtbar. Deshalb sei sie immer noch weit davon entfernt, den Anwendern den bestmöglichen Nutzen aus ihren IT-Investitionen zurückzugeben. Dies findet jedenfalls CA-Chef John Swainson, der mit dieser These in seiner Keynote die rund 6000 Teilnehmer auf der diesjährigen Hausmesse CA World begrüßte.
Natürlich sieht Swainson CA als idealen Partner, um das "Monster" Komplexität niederzuringen.
Ironischerweise spiegelte sich genau in der Eröffnungsrede des CA-Chefs wider, was einer
erfolgreichen Bekämpfung der Komplexität offenbar im Wege steht: Das Wachstum an neuen technischen
Herausforderungen ist schneller als die Integration von Techiken in ein konsolidiertes
IT-Management.
Swainson musste sich durch alle aktuellen Schlüsselherausforderungen hangeln, um zu zeigen, dass
CA auf allen Gebieten in der Lage ist, wirtschaftlich tragfähige Lösungen anzubieten – "unabdingbar
in Krisenzeiten wie diesen". So ging es um Virtualisierung, konvergierte Netze, SOA
(Service-oriented Architecture), soziale Netzwerke in Betrieben, Cloud Computing und die
exponentielle Zunahme neu ins IT-Netz einzubindender Gerätetypen wie Telefone und Sensoren. "All
diese Techniken werden die Natur der Unternehmens-IT für immer verändern", so Swainson, "und sie
lassen sich beim besten Willen nicht auf konventionellem Wege managen."
Als Beispiel nannte er eine heute oft übliche Größenordnung von einigen tausend Servern, die
teils im Haus und teils extern betrieben werden. Ständig würden hier im laufenden Betrieb dynamisch
neue Instanzen erzeugt oder wieder gelöscht. Trotzdem sei ein konsistentes Service-Level und ein
hohes Sicherheitsmaß zu garantieren. "Ohne einen neuen Ansatz zur Automatisierung der IT-Umgebung
wären solche Aufgaben wegen der Komplexität unmöglich zu bewältigen", so Swainson.
Am Ende seiner langen und komplexen Rede gab sich der CA-Chef gegenüber Mitarbeitern, Partnern
und Kunden zuversichtlich. In Zeiten der globalen Rezession werde CA seinen Kunden helfen, das
Maximum aus ihren IT-Investitionen herauszuholen: "Wir sind darauf fokussiert, beim Steuern,
Verwalten und Sichern einer IT-Umgebung zu unterstützen und dabei zu helfen, den größtmöglichen
Nutzen aus wundervollen Innovationen wie Virtualisierung, SOA und SaaS (Software as a Service ) zu
ziehen."
Auch Al Nugent, Chief Technology Officer (CTO) des Softwareanbieters, ritt in seiner Rede auf
der Komplexitätswelle. "Es war schon schwierig genug, als wir es nur mit einer heterogenen
Landschaft aus Hardwareplattformen, Betriebssystemen, Datenbanken und einem Sammelsurium
unterschiedlichster Tools für Entwicklung, Anwendungsintegration, Businessanalyse und Collaboration
sowie verschiedensten Anwendungen und Services zu tun hatten", so der Technikchef. "Heute
verschärfen Anforderungen aus den Bereichen Compliance, Best Practices, SOA, Cloud, Virtualisierung
und Green IT die Problematik zusätzlich auf jeder dieser Ebenen". Massen neu zu integrierender
Geräte, die Tatsache, dass fast überall bis zum Edge multimedial angereicherte Inhalte verarbeitet
werden, und der Zusammenprall traditioneller und neuer IT-Infrastrukturen würden auch in den
nächsten fünf Jahren dafür sorgen, dass der Faktor Komplexität genügend Nachschub bekommt.
CA habe in den letzten drei Jahren große Anstrengungen unternommen, das Portfolio zu integrieren
und auf Einfachheit zu trimmen. Das Rezept für die weitere Vereinfachung sieht Nugent in einer
IT-Architektur, die den bevorstehenden stürmischen Wandel in der Rolle der IT für das Business
bestmöglich abbildet. Wenn IT zum echten Wettbewerbsfaktor werden soll, müsse sie vollständig
virtualisiert sein, die Identität der Nutzer in den Mittelpunkt stellen und sich an Services
orientieren. "Unser Ansatz ist die Entwicklung eines Unified-Service-Modells, in das wir als Kern
unserer Enterprise IT-Management-Strategie nach und nach alle Management-Aspekte integrieren und
das den Zusammenhang zwischen IT-Service und Geschäftsrelevanz auf einen Blick darstellt", so
Nugent. Virtualisierung, erste Voraussetzung für weitgehend automatisierte Servicebereitstellung,
sei dabei selbst eine der vielleicht anspruchsvollsten Aufgaben einer IT-Management-Software.
SaaS und PPM
Vor diesem Hintergrund ließ CA in Las Vegas eine Reihe neuer Ankündigungen vom Stapel. So gibt
es ab sofort drei der großen CA-Management-Plattformen auch als SaaS. Der Charme solcher Lösungen
liegt in der quasi sofortigen Nutzbarkeit für das operative Geschäft sowie im Wegfall von
Anschaffungs- und Implementierungskosten. CA sieht in SaaS ein wichtiges strategisches Instrument,
mit dessen Hilfe sich Nutzer auf ihre geschäftskritischen Prozesse konzentrieren können, während CA
darauf fokussiert, IT-Organisationen effizienter und effektiver arbeiten zu lassen. Konkret
angekündigt wurden "CA Clarity Project and Portfolio Management (PPM) on Demand", "CA Governance,
Risk and Compliance (GRC) Manager on Demand" sowie "CA Instant Recovery on Demand".
Zugleich brachte CA eine neue Version von Clarity PPM (Projekt- und Portfolio-Management) mit
nach Las Vegas. Das Tool für schnelle und effiziente Produktentwicklung erlaubt, das Projekt- und
Portfolio-Management so zu steuern, dass Ressourcen zur Förderung vielversprechender Projekte
gebündelt werden und das Risiko eines Projektfehlschlags möglichst gering bleibt. Die vorgestellte
Version 12 der Software integriert nun das Enterprise Requirement Planning (unternehmensweite
Anforderungsplanung), versteht sich mit Microsoft Sharepoint und umfasst Module, die den Einsatz
der Software auch außerhalb der IT unterstützen – generell für jede Art der Entwicklung neuer
Produkte.
Das ganzheitlich angelegte Requirement Planning soll dabei eine Brücke zwischen strategischer
Planung und Projektausführung schlagen. Erstmals sei es mit Clarity nun möglich,
Kundenanforderungen an die Produktentwicklung systematisch zu sammeln und einzubinden.
Geschäftliche Anforderungen sollen sich direkt in gangbare IT-Schritte und detaillierte
Produkt-Roadmaps übersetzen lassen. Die Funktionen zur Entwicklung neuer Produkte sollen sowohl die
klassischen IT-Felder etwa im Bereich Softwareentwicklung als auch generelle Produktentwicklung
unterstützen. Kern sei eine umfangreiche Sammlung an vordefinierten Entwicklungsschritten. "
Typischerweise übernehmen Anwender etwa 90 Prozent der Vordefinitionen, nur zehn Prozent müssen sie
selbst konfigurieren", so Helge Scheil, Corporate Senior Vice President und General Manager der
Governance Group bei CA. "Damit sparen sie erheblich Zeit und Aufwand."
Sicherheits- und Service-Desk-Management
Während der CA World hat der Gastgeber einige wichtige Erweiterungen seiner IAM-Lösungen
(Identity- und Access-Management) angekündigt. Sie adressieren den so genannten "Federation-Markt",
bei dem es um das Sicherheitsmanagement im immer dichter werdenden Geflecht an Beziehungen zwischen
Unternehmen mit Kunden, Partnern und Angestellten über das Web geht. Erste Neuheit war hier der "CA
Federation Manager", der als Nachfolger der "Siteminder Federation Security Services" und Teil der
integrierten Lösung für "Secure Web Business Enablement" (SWBE) dazu gedacht ist, webbasierende
Bündnisse schnell, einfach und auf flexible Art und Weise aufzusetzen. Laut CA soll das sowohl in
Verbindung mit dem jeweiligen Web-Access-Management-System der Partner als auch separat
funktionieren.
Zweite Security-Neuvorstellung war der "CA SOA Security Manager", eine umfassende Plattform für
serviceorientierte Architekturen und Web-Services, die die Sicherheitsfunktionen von den darunter
liegenden Services abstrahiert. Durch diese Loslösung der Sicherheitsrichtlinien von den
Applikations-Services sollen sich Kosten verringern, das Risiko von Sicherheitssilos vermeiden und
die Flexibilität maximieren lassen. Der "SOA Security Manager" kümmert sich dabei um
Content-basierte Web-Service-Security inklusive Authentifizierung, Autorisierung, Zuordnungen und
Überwachung ebenso wie um die Verteidigung gegen XML-basierte Bedrohungen.
Neues gab es auch vom Service-Desk: Mit dem "CA Service Desk Manager r12" löste CA sein im
Frühjahr 2008 abgegebenes Versprechen ein, sich im Service-Desk-Markt verstärkt zu engagieren.
Analysten wie Gartner hatten in Studien bemängelt, Softwarehäuser wie BMC, HP und eben auch CA
vernachlässigten zugunsten des Prozess-Managements und der Funktionsfülle die Weiterentwicklung des
eigentlichen Service-Desks. Zumindest CA will damit nun aufräumen: Der neue "Service Desk Manager"
vereint sieben getrennt angebotene Produkte unter einem Dach. Zu den integrierten Funktionen zählen
Service-Desk, Change-Management, Configuration-Management-Database (CMDB), grafische Darstellung
von Abhängigkeiten zwischen Applikationen, Wissens-Management, Support-Information und Analysen.
Zusammen mit einer neuen Sammlung standardisierter Best Practices will CA die Anwender in die Lage
versetzen, mit einem ganzheitlichen Ansatz an das Thema Service-Management heranzugehen. Wie bei
fast allen Ankündigungen auf der CA-World geht es auch hier nicht zuletzt darum, IT-Aufgaben
einfacher, schneller und kostengünstiger als bisher zu erledigen.