Digitale Souvernität und KI verändern das IT-Sourcing
Die Cloud-Transformation, digitale Souveränität und Künstliche Intelligenz (KI) führen zu umfangreichen Veränderungen im IT-Sourcing. Um in diesem Spannungsfeld erfolgreich zu navigieren, überprüfen immer mehr Unternehmen ihre bisherigen IT-Sourcing-Strategien.

Während viele Unternehmen beim Cloud Sourcing schon fortgeschritten sind, stehen europäische und insbesondere deutsche Unternehmen angesichts geopolitischer Veränderungen unter Druck, ihre langjährigen technologischen Abhängigkeiten von US-amerikanischen IT-Providern zu reduzieren und systematischer zu steuern. 71 Prozent der Unternehmen wollen daher zukünftig stärker mit IT-Sourcing-Beratern zusammenarbeiten, um unter anderem ihre Interessen gegenüber Cloud-Anbietern besser vertreten zu können. Zudem dringt KI immer tiefer in die IT-Wertschöpfungskette vor, beispielsweise in den Bereichen Cyber Security, IT-Service-Management oder Softwareentwicklung. Mehr als ein Drittel der Unternehmen setzt KI-Lösungen bereits im Service Desk ein.
Dies sind ausgewählte Ergebnisse der neuen Lünendonk-Studie „IT-Sourcing-Trends 2025/2026“, die ab sofort kostenfrei erhältlich ist.
Cloud Sourcing erfordert angepasste Strukturen und Prozesse sowie neue Skills
Cloud-Technologien sind längst ein integraler Bestandteil der IT- und Geschäftsstrategie. 94 Prozent der befragten Unternehmen haben eine klare Cloud-Strategie. Die Lünendonk-Studie zeigt jedoch, dass es in der Praxis häufig noch an den notwendigen Kompetenzen, Strukturen und Prozessen fehlt, um die Cloud-Nutzung sowohl regelkonform als auch aus wirtschaftlicher Sicht systematisch zu steuern. Vier von zehn der befragten IT-Organisationen schätzen demnach ihre Fähigkeiten im Cloud Sourcing als gering ein. Mit Blick auf die hohen Abhängigkeiten von Cloud-Providern verfügen nur 29 Prozent der Unternehmen über geregelte Exit-Strategien. Das kann zu einem unkalkulierbaren Vendor-Lock-in und kritischen Compliance-Risiken führen.
Auch im Cloud-Kostenmanagement, bei der Erfüllung von Compliance-Anforderungen und beim Providermanagement erkennen die von Lünendonk befragten IT-Verantwortlichen einen Nachholbedarf. Zwar haben zwei Drittel der befragten Unternehmen Cloud-Steuerungskennzahlen in ihr IT-Controlling integriert, jedoch zeigen sich große Mängel in der konkreten Umsetzung. Vor allem die mangelnde Steuerungsmöglichkeit der Verbräuche und Kosten, der Aufbau von Transparenz zur Nutzung der Cloud-Services, die Kostenplanbarkeit sowie sinnvolle Berechnungsmetriken stellen 70 Prozent der befragten Unternehmen vor große Herausforderungen.
Souveräne Cloud hat hohe Relevanz
Um die Abhängigkeit von den marktdominierenden Hyperscalern zu verringern und politische Risiken zu minimieren, suchen deutsche Unternehmen verstärkt nach Alternativen. Wenngleich der Markt für souveräne Cloud-Lösungen noch jung ist und die Angebote nicht in allen Bereichen ausgereift sind, erwarten 62 Prozent der IT-Führungskräfte, dass diese bis 2030 dominieren werden. Als besonders relevant werden lokale Cloud-Provider erachtet, aber auch die souveränen Cloud-Angebote der Hyperscaler sollen an Bedeutung gewinnen. „Die Nachfrage nach souveränen Cloud-Angeboten ist groß – ebenso wie die Unsicherheit, welche Angebote die passenden sind. Souveränität ist nicht per se die Lösung, um Abhängigkeiten zu reduzieren oder Risiken wie einen Kill Switch zu minimieren. Es kommt auf den individuellen Anwendungsfall an und darauf, welche Ziele mit souveränen Angeboten erreicht werden sollen“, kommentierte Tobias Ganowski, Consultant bei Lünendonk und Autor der Studie, die Ergebnisse.
KI im Sourcing: IT-Dienstleister stehen unter Druck
Zudem beeinflusst generative KI das IT-Sourcing stark und soll zu mehr Effizienzen führen. Einsatzfelder reichen vom Vertragsmanagement über das IT-Service-Management (ITSM) bis zur Softwareentwicklung. Da auch IT-Dienstleister zunehmend auf die Möglichkeiten generativer KI setzen, erwartet die Mehrheit der Unternehmen von ihren IT-Providern, dass diese die dadurch entstehenden Mehrwerte an die Kunden weitergeben – etwa in Form von Preissenkungen oder Qualitätssteigerungen. Für klassische Offshoring-Modelle könnte dies erhebliche Konsequenzen haben, da standardisierte Tätigkeiten künftig stärker automatisiert und durch KI-Agenten übernommen werden. „Vor allem in Bereichen wie Cyber Security, dem Wissensmanagement und im Software-Testing gibt es bereits hohe Effizienzvorteile durch KI“, beschreibt Tobias Ganowski die Marktentwicklung.
Aufgrund der Vielzahl an Fragestellungen und Herausforderungen sind IT-Sourcing-Beratungen stark gefragt. 61 Prozent der IT-Verantwortlichen wollen 2026 ihr Budget für externe IT-Sourcing-Beratung erhöhen – davon etwa die Hälfte sogar um über 5 Prozent. Mit anziehender Konjunktur und steigenden Investitionen in die digitale Transformation wollen bis 2028 sogar 78 Prozent ihr Budget jährlich erhöhen.
Für die Lünendonk-Studie „IT-Sourcing-Trends 2025/2026“ wurden 121 IT-Verantwortliche mittelständischer und großer Unternehmen aus diversen Branchen zu deren IT- und Sourcing-Strategien befragt. Zudem wird in der Studie die Sicht von 31 IT-Sourcing-Beratungen zu deren Geschäft analysiert. Die Studie, die in zehnter Auflage erscheint, wurde in fachlicher Zusammenarbeit mit Datagroup, Metrics, Mindeight, Mita und PLS erstellt und steht ab sofort zum kostenfreien Download bereit.