Die Systems stabilisiert sich
Die Systems stabilisiert sich. Im Messegeschäft sind starke Worte rar geworden. Die Veranstalter zeigen Bescheidenheit, sind schon zufrieden, wenn die Aussteller- und Besucherzahlen nicht sinken. Zur Systems wird, wie im Vorjahr, mit etwa 1.230 Ausstellern in den sechs Hallen gerechnet. Zur Systems-Eröffnung legt der Branchenverband Bitkom neue, leicht nach unten revidierte Marktzahlen vor.
Die Systems stabilisiert sich
Bedeutende Messen fordern auch die Marktbeobachter heraus. Sowohl bei der Cebit in Hannover wie auch bei der am kommenden Montag beginnenden Systems in München (24. bis 28. Oktober), präsentiert der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) die neuesten Konjunkturdaten der ITK-Branche. Zur Systems sieht es mit der Marktentwicklung der IT-, TK- und CE-Wirtschaft zwar nicht mehr ganz so gut aus, wie noch im Frühjahr prognostiziert, doch gegenüber der Gesamtwirtschaft schlägt sich die High-Tech-Branche deutlich besser. Denn die Wirtschaftskonjunktur in Deutschland zeichnet sich noch immer durch eine sehr verhaltene Entwicklung aus. Laut den Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute und der Bundesregierung wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr zwischen 0,7 und einem Prozent wachsen. Dagegen wird sich der ITK-Markt mit einem Plus von 2,6 Prozent auf 134,1 Milliarden Euro deutlich besser als die Gesamtwirtschaft entwickeln, wie Vizepräsident Jörg Menno Harms im Interview mit CRN bestätigt (siehe unter: Unternehmen, Ausgabe 42, »Wir werden einen detaillierten Forderungskatalog vorstellen«).
Dabei musste der Bundesverband in den vergangenen Wochen mit seinen Prognosen sogar zurückrudern. Mithin eine für den ansonsten Optimismus versprühenden Bitkom ungewohnte Bewegung. Noch im Frühjahr wurde bei einem Plus von 3,4 Prozent gegenüber 2004 mit einem Marktvolumen von 135,2 Milliarden Euro gerechnet. Gleichzeitig revidierte der Verband die Erwartungen für das kommende Jahr: von ursprünglich 139,4 Milliarden Euro (plus 3,1 Prozent gegenüber 2005) auf 137,3 Milliarden (plus 2,4 Prozent). Allerdings steht diese Prognose noch auf wackeligen Füßen, zumal die Auswirkungen der wirtschaftspolitischen Einflüsse der neuen Bundesregierung nicht abschätzbar sind.
Für die Systems-Manager in München spielt ein Prozentpunkt mehr oder weniger in der Marktentwicklung der ITK-Branche keine so wesentliche Rolle, so lang die Wirtschaftsdaten auf Zuwachs stehen. »Denn natürlich lebt eine große Messe von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung«, stellte Klaus Schraudy, Prokurist und Geschäftsbereichsleiter Neue Technologien der Messe München, in einem früheren Gespräch mit CRN fest (CRN 30/05, Seite 26).
Mittelstand dominiert unter den Besuchern
Tatsächlich scheint sich der leicht positive Trend auch auf die Systems niederzuschlagen. »Wir werden sicherlich eine ähnlich hohe Ausstellerzahl wie im vergangenen Jahr haben«, gibt sich Manfred Salat, stellvertretender Projektleiter Systems, recht zufrieden. Dabei rechnet er sogar mit einigen mehr als den 1.229 Ausstellern, die 2004 zur Systems kamen: »Es gibt noch Anmeldungen. Anders als früher entscheiden sich immer mehr Firmen kurzfristig für eine Messebeteiligung.« Wie viele es zum Start am Montag werden könnten, vermag er allerdings nicht zu prognostizieren. Deshalb könne noch keine abschließende Antwort zum Umfang der belegten Hallenfläche gegeben werden. Sicher sei aber, dass auch hier in den sechs Hallen das Vorjahresniveau mit knapp 25.000 Quadratmetern erreicht werde. »Es gibt zwar Firmen, die nicht erst seit diesem Jahr ihren Messeauftritt kleiner ausfallen lassen, dafür kommen aber auch eine Reihe neuer Unternehmen hinzu, die in der Vergangenheit beispielsweise nur als Partner auf großen Ständen präsent waren«, erläutert Salat. Damit kann sich die Systems zumindest als stabil bezeichnen, nachdem zwischen 2002 und 2004 rückläufige Zahlen die Entwicklung prägten.
Keine Aussage wagen dagegen die Systems-Manager Schraudy und Salat zu der erwarteten Besucherzahl. Man hoffe wieder knapp 66.000 Gäste begrüßen zu können, doch zu mehr Vorhersage sind beide nicht bereit. Dagegen ist sich Manfred Salat sicher, dass die Herbstveranstaltung in München erneut ihren Ruf als Leitmesse für Business-to-Business auf der einen Seite und als eine Messe für den gesamten Mittelstand auf der anderen Seite bestätigen wird. Immerhin kamen 2004 etwa 74 Prozent der Besucher aus kleinen und mittelständischen Unternehmen, also Firmen mit bis zu tausend Mitarbeitern. Insgesamt beziffert der stellvertretende Projektleiter den Fachbesucheranteil auf mehr als 93 Prozent: »Da ist kaum Platz für Endkunden.« Unter diesen Fachbesuchern ermittelte die Messe im vergangenen Jahr rund 87 Prozent Investitionsentscheider. Deshalb sei die Systems eine ausgesprochene Fachmesse, bei der Consumer Electronic im Sinne von Unterhaltungselektronik keinen Platz habe. Wohl aber Konvergenzprodukte, die Bestandteil im Business-to-Business seien.
Bedauerlich, so Salat, sei die Abstinenz von Microsoft. Der Software-Riese hatte bereits im vergangenen Jahr seine Systemspräsenz auf einen kleinen Messestand reduziert. »Aber wir hoffen, dass Microsoft vielleicht im kommenden Jahr wieder deutlich präsenter sein wird«, sagt der stellvertretende Projektleiter. Ansonsten aber würden die Besucher auf alle wesentlichen Aussteller der ITK-Branche treffen. Insbesondere in den Ausstellungsbereichen IT-Sicherheit mit der »IT-Security Area«, wo unter anderem »Die Musterfirma«, das »Rechzentrum live« oder auch Berater-Corner viel Praxisnähe vermitteln. Auch hier komme man neben den Fragen aus Großunternehmen vor allem den Besuchern aus dem Mittelstand entgegen. Für diese Besuchergruppe ist zudem in der Halle A3 ein Mittelstandsforum etabliert worden, das von den wichtigsten Branchenverbänden getragen und gestaltet wird.
Weniger denn je werden in diesem Jahr die ITK-Distributoren präsent sein. Nachdem das Händlerzentrum »Dealers Only« 2003 zum letzten Mal auf einer eigenen Fläche stattfand, sind die direkten Ansprechpartner für den Fachhandel Systems-flüchtig geworden. Das ist sicherlich eine negative Entwicklung im Rahmen der Münchner Herbstmesse. Mit der Begründung für diese Entwicklung tun sich die Messemanager nicht leicht. Schraudy hatte zwar im Juli noch die Hoffnung, dass unter Umständen ein Kommunikationstreffpunkt für den Handel in der Halle B3 eingerichtet werden könnte, doch auch der ist zu einer Händlerlounge geschrumpft. Immerhin wird diese Lounge hauptsächlich vom Broadline-Distributor Tech Data unterstützt.
Dass das Dealers Only-Konzept nicht weiter verfolgt wird, begründet Manfred Salat damit, dass die Zeit für dieses Konzept endgültig vorbei ist. »Wir sehen, dass die Value Add-Reseller die Hersteller huckepack mitnehmen, das heißt, die Hersteller oder deren Produkte mit auf ihren Stand nehmen. Immer häufiger richten die Hersteller auf ihren Messeständen dann spezielle Zonen für den Fachhandel ein.« Auf jeden Fall herrsche die Meinung vor, dass man »das ganz geschlossene Konzept des Dealers Only nicht mehr möchte«. Außerdem wanderten in den Jahren vor dem Ende des »Dealers Only« viele Firmen vom Händlerzentrum ab in andere Hallen. Damit reduzierte sich auch das Interesse der Fachhandelsbesucher an diesem Sonderbereich der Systems, die immerhin als erste ITK-Messe ein Händlerzentrum eingerichtet hatte.
Gleichwohl will sich die Messeleitung im kommenden Jahr noch einmal mit den wesentlichen Unternehmen über ein Händlerzentrum oder eine entsprechende Area unterhalten. Denn die Frage sei, so Salat, wie sich die entsprechenden Firmen auf einer solchen Messe positionieren wollen. Zumal gerade im Umfeld der Distribution das finanzielle Engagement der Hersteller eine wesentliche Rolle spielt. Die aber zeigen sich seit geraumer Zeit nicht mehr so freigiebig. Sicherlich müsse man sich über ein Konzept für die kommenden Jahre Gedanken machen. Keinesfalls aber sei es damit getan, einfach nur eine bestimmte Fläche zur Verfügung zu stellen, ohne ein von allen Beteiligten akzeptiertes Konzept zu entwickeln.