Eingebuchtet
Eingebuchtet. Bis heute wurde ein Phänomen in der Managementliteratur noch nicht ernsthaft untersucht und doch hat CRN genügend Anhaltspunkte dafür, dass es tatsächlich existiert: Bislang ist nämlich wenig bekannt, dass es einem Unternehmen so richtig gut zu gehen beginnt, wenn das Management mal eine Zeit lang im Gefängnis sitzt.
Eingebuchtet
Beispiel: Martha Stewart. Seit die Firmengründerin von Martha Stewart Living, Ikone aller US-Hausfrauen, ihre fünfmonatige Haftstrafe wegen verbotener Insidergeschäfte mit Aktien verbüßt, hat sich der Börsenwert ihres Imperiums glatt verdreifacht. Das lässt doch Hoffnungen bei anderen Unternehmen keimen. Beispielsweise Brocade. Das SAN-Unternehmen muss gerade falsche Berechnungen für Aktienoptionen einräumen und gibt folglich steigende Nettoverluste bekannt. Firmenchef Greg Reyes ist am Ende, soll aber noch als Berater weiter machen. Dabei könnte er seiner Firma ganz leicht anders helfen, wieder auf die Börsenbeine zu kommen: Einfach persönliche Verantwortung für den Bilanzfehler übernehmen und einrücken. Schon gilt eine Kursverdoppelung der Brocade-Aktie als sicher. Ein erster Aufwärtstrend lässt sich bereits an der Börse feststellen.
Aufwärts geht es seit geraumer Zeit auch mit der Aktie des Systemhauses Bechtle. Unseren Beobachtungen zu Folge muss man sich also fragen, welches Vorstandsmitglied dort zum Wohle der Firma ausgewählt wurde, in die JVA Heilbronn einzurücken? Keines natürlich, denn in Neckarsulm bestreitet man die grade beschriebenen Zusammenhänge, was aber nicht weiter schlimm ist. Denn offenbar genügt schon der Wunsch, dass ein ehemaliger Vorstand hervorragend geeignet wäre, sich ins Büßerhemd zu kleiden, für einen steigenden Börsenwert. Psychologen erklären dies mit der Kraft der Imagination, Analysten sprechen von »Kursphantasie«. Am besten haben es aber solche Firmen, über deren aktiven Vorständen noch ein ordentliches Strafverfahren schwebt. Haitec zum Beispiel hat so ein Glück. Das Systemhaus kann daher auch mit einem gewaltigen Kurssprung in Januar glänzen ? allen Insolvenzgefahren zum Trotz.
Dass sich ein Knastaufenthalt von Managern positiv auf den Unternehmenswert auswirkt, hat man mittlerweile auch beim Bundesverband der Deutschen Industrie registriert. Wie CRN aus gut unterrichteten Kreisen erfahren hat, will der Verband nun seinen angeschlossenen 100.000 Unternehmen tatkräftig unter die Arme greifen und in allen großen Justizvollzugsanstalten so genannte Belegzellen für seine Mitglieder bereit halten. Erste prominente Verbandsmitglieder aus Vorstandsetagen deutscher Konzerne haben in der JVA Berlin-Tegel bereits Probe gesessen. Der Deutsche Aktienindex DAX gewann daraufhin glatt zehn Prozent an Wert.