Ericsson forscht an Mobilfunklösungen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr
Droht hinter der nächsten Autobahnkurve ein Stau? Ist der nächste Streckenabschnitt vereist? Frühzeitige Warnmeldungen im Fahrzeugcockpit könnten viele gefährliche Verkehrssituationen entschärfen. Wie sich dieser Sicherheitsgewinn für Autofahrer künftig realisieren ließe, haben Live-Demonstrationen des Forschungsprojekts "Cooperative Cars" gezeigt, die am 14. Mai in München stattfanden. Das im Rahmen der Forschungsinitiative "Aktiv" durchgeführte Projekt stand unter der Leitung von Ericsson.
Gegenstand des Forschungsprojekts "Cooperative Cars" ist die Nutzung moderner Mobilfunknetze für
"kooperative" Fahrzeuganwendungen. Diese sollen eine optimale Abstimmung zwischen den einzelnen
Verkehrsteilnehmern und den jeweiligen Umgebungsbedingungen ermöglichen. Dabei tauschen die
verschiedenen Fahrzeuge automatisiert sicherheitsrelevante Informationen über Mobilfunk aus. Dies
dient dazu, den Verkehr auf den Straßen wesentlich sicherer, effizienter und flüssiger zu
gestalten.
Bei den Vorführungen auf dem MAN-Testgelände in München zeigte sich eindrucksvoll, welche
Sicherheitsvorteile es bringt, wenn Verkehrsteilnehmer rechtzeitig auf kritische
Verkehrssituationen aufmerksam gemacht werden. Unter realitätsnahen Bedingungen wurden
sicherheitsrelevante oder den Verkehrsfluss hemmende Alltagsszenarien simuliert. Dabei kamen
speziell ausgestattete Fahrzeuge von Daimler, MAN und Volkswagen zum Einsatz, die zum Empfang und
Versand der Signale mit entsprechender Hard- und Software ausgerüstet waren.
Die Anzeige der automatischen Warnmeldungen erfolgte über Displayanzeigen im Fahrzeugcockpit,
wobei zum Empfang aber auch handelsübliche Handys oder Navigationsgeräte verwendet werden
können.
Die Informationsübermittlung erfolgte über Ericsson-Technik im Mobilfunknetz von Vodafone. Das
System präsentiert dem Fahrer relevante Informationen echtzeitnah, sodass er auf potenzielle
Gefahrensituation sehr schnell reagieren kann. Vor Ort war zudem eine Verkehrsüberwachungszentrale
aufgebaut.
Eines der wichtigsten Ziele des Projekts war es, die Eignung heutiger Mobilfunksysteme für
entsprechende Fahrzeuganwendungen zu untersuchen. Dabei ging es insbesondere um eine ausreichende
Leistungsfähigkeit der Netze. Die technische Basis bei den Versuchen bildeten Mobilfunknetze der
dritten Generation (UMTS/HSPA). Zudem wurde die getestete Lösung so ausgelegt, dass sie auch in
EDGE-und den kommenden LTE-Netzen eingesetzt werden kann.
Ziel des Forschungsprojekts war es allerdings nicht nur, die technische Machbarkeit
nachzuweisen. Es wurden außerdem umfassende Markteinführungsstudien durchgeführt. Dabei wurde ein
besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die erarbeitete Lösung zur schrittweisen Einführung
geeignet ist, also auch Bestandsfahrzeuge nicht ausschließt. Deshalb ist es ist für einen
flächendeckenden Start der Anwendungen nicht unbedingt erforderlich, dass alle Fahrzeuge mit
entsprechenden Lösungen ausgerüstet sind.
Guido Gehlen, Projektleiter Cooperative Cars und Senior Research Engineer bei Ericsson: "Die
Ergebnisse unserer Forschungsarbeiten haben nicht nur gezeigt, dass moderne Mobilfunknetze für den
Einsatz dieser Sicherheitsanwendungen geeignet sind. Wir konnten zudem aufzeigen, dass diese
Lösungen wirtschaftlich zu betreiben sind und volkswirtschaftliche Kosten von zirla 500 Millionen
Euro pro Jahr in Deutschland einsparen können. Da zum Austausch der Informationen moderne
Mobilfunknetze verwendet werden, sind größere Investitionen in eine separate Infrastruktur nicht
erforderlich.?
Carsten Ahrens, Geschäftsführer Ericsson in Deutschland: "Über 81 Millionen Stunden
Reisezeitverlust durch Staus und Baustellen auf deutschen Autobahnen schaden nicht nur der
Wirtschaft, sondern auch der Umwelt – hier kann Mobile Broadband mit intelligenten Diensten helfen."
Das Forschungsbudget von Cooperative Cars lag bei rund vier Millionen Euro. Weitere Teilnehmer
an diesem Forschungsprojekt waren die Vodafone Group R&D Germany, Volkswagen, MAN Nutzfahrzeuge
und Daimler. Forschungsbeiträge lieferten die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH)
Aachen sowie die Universität Bremen und die Universität Erlangen-Nürnberg.
Es ist beabsichtigt, das ausgearbeitete Innovationspotenzial in einem Folgeprojekt weiter zu
erschließen. Dabei sollen unter anderem Mobilfunktechnik der vierten Generation (Long Term
Evolution, LTE), und die Einbeziehung direkter WLAN-basierter Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation
untersucht werden.
Cooperative Cars ist eingebunden in die Forschungsinitiative Aktiv, die zusätzlich mit den vom
Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekten Aktive Sicherheit (Aktiv-AS) und
Verkehrmanagement (Aktiv-VM) neue Ansätze zur Fahrsicherheit und Verkehreffizienssteigerung
untersucht.
LANline/jos