Es kann nur besser werden: Wir drücken die Daumen!
Haken wir 2008 also ganz schnell ab. Das Jahr des Desasters für die Banken- und Automobilbranche.
Das Jahr, in dem einer der reichsten deutschen Männer, Adolf Merckle, sein Firmenimperium verzockte (und, nebenbei bemerkt, eine der reichsten deutschen Frauen, Susanne Klatten, ihren guten Ruf an einen Schweizer Gigolo verlor).
Doch es gab auch Ausnahmen, die 2008 auf der Gewinnerseite standen. Zum Beispiel den Autobauer Porsche, dem das Kunststück gelang, mehr Gewinn als Umsatz zu erzielen. Galt für Siemens einst das Diktum von der Bank mit angeschlossenem Industriebetrieb, so ließe sich Porsche als Hedge- Fonds mit angegliederter Automobilproduktion bezeichnen.
Fast allen, ob Siegern oder Verlierern, ist aber eines gemeinsam: Ihr Wohl und Wehe hing von hochkomplexen Transaktionen mit ebenso komplexen Finanzprodukten ab. Messerscharf analysierte Siemens-Konzernchef Peter Löscher: »Nur 20 Prozent der Finanzströme stehen in Verbindung mit der Realwirtschaft. Die restlichen 80 Prozent sind Verpackungen riskanter Finanzinstrumente.« Recht hat er. Beängstigend aber ist: Dieser virtuelle Markt hat längst die reale Wirtschaft fest im Klammergriff: Trotz operativer Spitzenleistung musste so manches Unternehmen tiefrote Zahlen melden, weil sich dessen vermeintlich sichere Finanzierung am Ende als Millionengrab erwies.
Die Entwicklung ruft natürlich die Politik auf den Plan, die sich wie so oft mit dem Unvermeidbaren nicht abfinden mag. Wenn wirtschaftlicher Erfolg nicht mehr von der Geschäftsleistung bestimmt wird, sondern von undurchschaubaren Marktmechanismen, dann muss der Staat wenigstens die Spielregeln bestimmen. In diesem Sinne sollen sich auf einer rauschenden Berliner Silvesterparty mehrere Hinterbänkler aus den Fraktionen erregt haben. Wie schon bei den Sportwetten fordern diese Parlamentarier unisono: Wenn schon Lotterie, dann nach den Regeln des öffentlich konzessionierten Glücksspiels. Einen konkreten Lösungsvorschlag, der noch im Januar in den Bundestag eingebracht werden dürfte, haben die aufrechten Volksvertreter dem Vernehmen nach schon ausgeheckt: Börsennotierte Unternehmen müssen ihre Bilanzen künftig ausspielen. Deren Vorstände haben sich jeweils zum Quartalsende im für sie nächstgelegenen Spielkasino einzufinden. Zwischen Baden-Baden und Travemünde, zwischen Aachen und Stralsund wird sodann bei Baccara, Black Jack und Roulette über Gewinn und Verlust der Unternehmen entschieden.
Auf positive Resonanz soll der Plan an der Frankfurter Börse gestoßen sein, wo man informierten Kreisen zufolge bereits überlegt, den Aktienhandel gleich in die nahe gelegene Wiesbadener Spielbank zu verlegen. Viel Glück für 2009, wir drücken die Daumen!