Etailer müssen für Preisfehler nicht haften
Muss ein Onlinehändler einen Artikel trotz Preisfehler verkaufen? Kunden haben keinen Rechtsanspruch, einen im Internet angebotenen Artikel auch tatsächlich zu erwerben, meint das AG München in einer aktuellen Entscheidung. Denn das Anbieten einer Ware im Web stelle noch kein rechtsgültiges Angebot dar.

Vorsicht Preisfehler: Ein Webshop bot im Jahr 2009 ein Verpackungsgerät zum Preis von 129 Euro an. Ein Kunde bestellte daraufhin acht dieser Geräte. Die Betreiberin des Internetversandhandels übersandte jeweils an den Bestelltagen Bestellbestätigungen, lieferte allerdings dann nicht die Geräte, sondern die Ersatzakkus für diese. Damit war der Kunde nicht zufrieden und verlangte die Lieferung der Verpackungsmaschinen. Dies verweigerte die Verkäuferin. Ein solches Gerät koste, wie jeder wisse, 1250 Euro. Der Preis für die Ersatzakkus betrage 129 Euro, also seien diese bestellt worden. Darauf hin erhob der Kunde Klage vor dem Amtsgericht München und verlangte die Lieferung der Verpackungsgeräte. Die zuständige Richterin wies die Klage nun jedoch ab.
Ein Kaufvertrag über die Geräte sei nicht geschlossen worden, so das Gericht (Urteil des AG München vom 4.2.10, AZ 281 C 27753/09). Ein Vertrag erfordere stets zwei Willenserklärungen, nämlich Angebot und Annahme. Das Anbieten einer Ware auf der Homepage eines Internetshops entspreche dem Auslegen von Waren im Supermarktregal und stelle daher kein Angebot, sondern eine Aufforderung an jedermann dar, ein Angebot zu machen. Das Angebot liege dann in der Bestellung des Klägers. Dieses Angebot habe die Betreiberin des Internetshops nicht angenommen. Eine Annahme liege insbesondere nicht in der Übersendung von Bestellbestätigungen. Diese bestätigen nur den Eingang der Bestellung, würden aber nichts darüber aussagen, ob diese auch angenommen werde. In der Übersendung der Ware könne grundsätzlich eine Annahme liegen, aber nur, wenn auch tatsächlich die bestellte Ware geliefert werde. Hier seien aber gerade die Akkus geliefert worden. Mangels gültigen Kaufvertrags könne daher eine Lieferung nicht verlangt werden.
Das Urteil ist rechtskräftig.
Der Autor: Felix Barth ist Rechtsanwalt bei der Münchner IT-Recht Kanzlei.