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Ex-Lehman-Chef gibt sich ahnungslos über Bilanztricks

Washington (dpa) - Der ehemalige Chef der untergegangenen US- Investmentbank Lehman Brothers will von den Bilanztricksereien in seinem Haus bis zuletzt nichts gewusst haben. «Ich habe überhaupt keine Erinnerung jedweder Art daran, in meiner Zeit als...

Autor:Redaktion connect-professional • 20.4.2010 • ca. 1:30 Min

…Lehman-Chef etwas über Repo-105-Transaktionen gehört zu haben», heißt es in einer Stellungnahme von Richard Fuld. Ein 2200 Seiten starker Bericht eines Sonderermittlers, der Gegenteiliges nahelegt, verdrehe die Fakten.

Fuld muss sich am Dienstag vor einem Kongressausschuss in Washington verantworten. Dort wird auch Sonderermittler Anton Valukas als Zeuge auftreten. Er hatte die letzten Monate im Leben von Lehman Brothers akribisch nachgezeichnet. Bei seinen Recherchen war er auf einen Bilanztrick namens «Repo 105» gestoßen. Mit diesem schönte die Investmentbank kurz vor ihrer Pleite im September 2008 ihre Bücher.

Lehman sollte nicht dafür kritisiert werden, sich an die Rechnungslegungsvorschriften gehalten zu haben, wehrte sich Fuld. Es ist in der Tat strittig, ob Lehman sich noch im legalen Bereich bewegte oder ob die Bank die Bilanzierungsregeln überstrapaziert hat. Von Ermittler Valukas ausgewertete E-Mails von Führungskräften zeigen allerdings, dass die Banker sehr wohl um die Zweifelhaftigkeit ihrer Methoden wussten.

Lehman Brothers hatte sich mit US-Hypothekenpapieren verspekuliert und mit dem Zusammenbruch für eine Schockwelle an den internationalen Finanzmärkten gesorgt. Die US-Börsenaufsicht SEC wusste nach Angaben ihrer Chefin Mary Shapiro ebenfalls nichts von «Repo 105». Die Behörde untersucht derzeit, inwiefern auch andere Häuser ihre riskanten Geschäfte verheimlicht haben oder noch verheimlichen. Auch Shapiro muss sich dem Ausschuss stellen.

Repo-Geschäfte sind ein normaler Vorgang in der Finanzwelt. Banken haben üblicherweise den Großteil des Geldes in langfristige Anlagen investiert. Um für neue Geschäfte flüssig zu bleiben, nimmt das Institut mit diesen Vermögenswerten als Sicherheit kurzfristige Kredite auf.

Unter dem Codenamen «Repo 105» pervertierten die Lehman-Banker das Verfahren: Sie gaben für die Kredite höhere Sicherheiten als üblich. In den Büchern sah es nun so aus, als ob Lehman die Vermögenswerte verkauft hätte. Dadurch schrumpfte der Schuldenberg rein optisch. Tatsächlich handelte es sich aber weiter nur um einen Kredit, den die Bank manchmal nur Tage später wieder zurückzahlen musste.

Das Ergebnis der mehr als einjährigen Recherche von Rechtsanwalt Valukas wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf die damalige Bankführung, sondern auch auf die Buchprüfer von Ernst & Young. Sie hatten die Bilanzen unter die Lupe genommen und für okay befunden. dpa das xx z2 gö