Fachhandel kritisiert »Schweinepreis«-Politik der Hersteller
Der IT-Handel reagiert zunehmend empört auf die Tatsache, dass die Endkundenpreise der Etailer häufig unter den eigenen Einkaufspreisen bei den Großhändlern liegen. Schuld an der Misere hätten die Distis und Hersteller. Die Forderung der Händler: Die Distributoren sollen bei Lagerüberhängen auch den Fachhändlern eine Chance geben, daran zu partizipieren.
Der Artikel über die Billig-Preise der Etailer und das Interview mit Arnd v. Wedemeyer, Geschäftsführer von notebooksbilliger.de (siehe CRN 31), hat in der Handelslandschaft viel Staub aufgewirbelt. Zahlreiche Zuschriften via E-Mail, Telefonanrufe und Pos-tings im CRN-Forum belegen, wie dem Fachhandel das Thema unter den Nägeln brennt. »Wir kaufen attraktive Produkte zu attraktiven Preisen und geben diesen Vorteil gerne weiter – auch an den Fachhandel. Ein Beispiel: Wenn ein bestimmtes Produkt monatelang in der Distribution auf Lager liegt und nicht verkauft wird, verkaufen wir es – das ist doch kein Problem«, begründet von Wedemeyer die »Schweinepreise« bei notebooksbilliger.de. Doch das sehen viele CRN-Leser anders: »Was seitens notebooksbilliger.de gesagt wurde, ist nur die halbe Miete. Dort werden die Umsätze mit aktueller, attraktiver Ware generiert und nicht mit Leichen aus den Kellern irgendwelcher Distributoren«, kritisiert Forumsmitglied Steribert.
Der Großteil der Fachhändler sieht die Schuld an dem Preisgefälle bei den Herstellern: »Wenn wir Fachhändler diese Lagerüberhänge mit Preisvorteilen von 20 bis 30 Prozent übernehmen könnten, dann wäre es auch für uns kein Problem, diese Ware schnell abzuverkaufen. Allerdings bekommt außer notebooksbilliger.de und einigen anderen Auserwählten niemand diese Rabatte. Das ist freilich nicht die ›Schuld‹ von Herrn Wedemeyer, sondern die der Distributoren und Hersteller, je nachdem, welche Partei die Lagerüberhang-Rabatte im Einzelfall gewährt. Eine faire Lösung wäre es, wenn die Distris bei Lagerüberhängen den Fachhändlern eine Chance gäben, daran zu partizipieren«, betont Michael Schröter, Geschäftsführer der Berliner Pentacom GmbH.
Forumsmitglied Magikweis geht noch einen Schritt weiter: »Abschließend möchte ich allen Herstellern vorschlagen, den Handel doch ganz wegzulassen und selbst zu verkaufen. Keine endlosen Diskussonen mehr und der ganze Gewinn für sich alleine.«
Ambivalent wird der Rat von Distributoren und Herstellern diskutiert, das margenschwache Hardware-Geschäft durch mehr Dienstleistungen zu kompensieren: »Was glauben die, was wir Fachhändler machen? Kistenschieben vielleicht, wie beispielsweise notebooksbilliger.de«, betont Mike Schkölziger von Misc Computers GmbH aus Bad Dürrenberg. Andere haben das Geschäft mit Hardware bereits aufgegeben: »Wir haben daher das schon seit längerem sehr margenschwache Geschäft fallen gelassen und unseren Kunden stattdessen dabei geholfen, die richtigen Kisten online zu kaufen, die dann von uns in Betrieb genommen und gemanaged wurden«, sagt Forumsmitglied Synaps.