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Bitkom fordert Verwaltung 2.0

Firmen und Behörden schöpfen Potenzial von Blogs und Wikis noch nicht aus

Web-2.0-Technik - vor allem Wikis und Blogs - können in Zukunft die Zusammenarbeit zwischen Staat und Bürgern sowie innerhalb von Unternehmen optimieren, berichten Forrester und Bitkom.

Autor:Redaktion connect-professional • 4.11.2008 • ca. 2:05 Min

Für amtliche Angelegenheiten kommt das Internet bislang nur selten zum Einsatz, beklagt der
Branchenverband Bitkom: Lediglich 17,1 Prozent der Deutschen schickten im Jahr 2007 via Internet
ausgefüllte Formulare an öffentliche Stellen. Nur jeder Vierte lud amtliche Formulare aus dem
Netz.

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Der Bitkom fordert daher eine "Verwaltung 2.0": "Die Internetangebote der öffentlichen Hand
müssen attraktiver werden", so Verbandspräsident Prof. August-Wilhelm Scheer anlässlich der
Fachmesse Moderner Staat. Außerdem würden die Informationen bisher überwiegend in eine Richtung
laufen – von der Verwaltung an den Bürger. Der Rückkanal sei weitgehend stumm. Scheer: "Es fehlt
die Interaktion Staat – Bürger. Die öffentliche Hand ist noch nicht im Web 2.0 angekommen."

Dabei seien die Instrumente des Web 2.0 ohne großen technischen Aufwand einsetzbar und bereits
gut in Wirtschaft und Gesellschaft etabliert. Blogs und Wikis können den Bürger enger in
Gesetzgebungs- und Verordnungsverfahren einbinden. Blogs seien etwa sinnvoll, um Positionen zu
Gesetzesentwürfen zu formulieren. Und Wikis ließen sich verwenden, um politische Vorgaben gemeinsam
zu entwickeln.

Laut Forrester hat Web-2.0-Technik auch innerhalb von Unternehmen noch einiges Potenzial: "
Web-2.0-Collaboration-Technik löst heutige Probleme der Firmen, aber die meisten schöpfen das
Potenzial der Tools noch nicht aus", so Forrester-Experte Gil Yehuda. Denn bei Web 2.0 stehe zu oft
noch der Business-to-Consumer-Aspekt im Fokus.

Social Networks könnten innerhalb von Unternehmen helfen, ähnlich "tickende" Kollegen zu
verbinden und so Kanäle zur Zusammenarbeit eröffnen, die es bis dato gar nicht gibt. Zudem brächten
die Mitmachnetze neuen Schwung in Firmen-Blogs, da sie die gebloggten Inhalte in einen Kontext
einbinden.

Besonders vielversprechend aber ist laut Forrester der Einsatz von Wikis, vor allem, wenn sie
von der Geschäftsführung unterstützt und in die Business-Prozesse eingebunden sind. Andere
Web-2.0-Techniken seien dagegen in der firmeninternen Nutzung auf dem absteigenden Ast, so
Forrester mit Verweis auf Podcasting und Foren.

Positive Beispiele für das Mitmachnetz im Behördenumfeld gebe es auch in Deutschland bereits,
ergänzt der Bitkom. So verweist der Leitfaden für Web-2.0-Anwendungen in der öffentlichen
Verwaltung auf die Stadt Köln, die im vergangenen Herbst ein Internetportal gestartet hat, auf dem
sich die Bürger der Stadt an der Haushaltsplanung beteiligen können.

Die Resonanz sei beeindruckend. Mehr als 10.000 Teilnehmer haben sich registrieren lassen, um
über Spar- und Investitionsvorschläge diskutieren zu können. Es gingen 4900 Vorschläge ein, wie
öffentliche Gelder verwendet werden sollten. Darauf reagierten die Bürger im Web mit mehr als 9000
Kommentaren und über 52.000 Bewertungen.

Sinnvolle Anwendungsgebiete für Web-2.0-Technik finden sich darüber hinaus dort, wo Bürger
spezielles Wissen weitergeben können, das in der Verwaltung nicht oder nicht im notwendigen Umfang
vorhanden ist. Gehbehinderte Menschen könnten etwa mithilfe einiger verbreiteter Suchwerkzeuge
spezielle lokale Straßenkarten erstellen oder mit Kommentaren versehen, die anderen Gehbehinderten
einfache Wege und unüberwindbare Hindernisse aufzeigen.

Armin Barnitzke/wg