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Für eine Welt

Konvergenz und Wireless – Voiceover- IP verändert die Kommunikation nachhaltig. Sprache läuft nicht mehr extra, sondern wird zu einem Element innerhalb von Business-Anwendungen.

Autor:Werner Veith • 27.9.2007 • ca. 4:10 Min

Dank der Internet-Telefonie ist für Anwender der Begriff Voice-over- IP kein Fremdwort mehr. Die Verbreitung von Breitbandschlüssen, insbesondere von ADSL, sorgt für die passende technische Anbindung. Internet-Service-Provider werben für ihre VoIP-Angebote. Insbesondere sollen günstige Gespräche den Verbraucher locken.Was es genau mit Vo- IP auf sich hat, darüber reden die Provider hier eher nicht. Deshalb dürfte nur wenigen klar sein, dass sie SIP für Voice-over-IP verwenden. Ihre VoIP-Erfahrungen nehmen Anwender dann in ihr Unternehmen mit. Der Einsatz unterscheidet sich aber deutlich von der Internet-Telefonie. Deshalb wird es auf der Cebit 2006 in den Gesprächen oft erst einmal darum gehen müssen.

Auch wenn es bei VoIP im Unternehmen um Kosteneinsparungen geht, liegen diese nicht zuerst in günstigen Minutenpreisen.Vielmehr geht es beispielsweise um die Nutzung von eigenen WAN-Verbindungen anstatt des öffentlichen Netzes für Gespräche. Aber VoIP schafft auch neue Möglichkeiten. So ist ein Mitarbeiter auch im Home-Office über die gleiche Nummer wie im Büro erreichbar. Er kann die Funktionen der VoIP-Anlage so nutzen, als wäre er im Unternehmen. Dank Mobility- Funktionen müssen Anrufer nicht alle verschiedenen Nummern durchwählen. Statt dessen übernimmt beispielsweise die Anlage das passende Call-Routing.

Gerade in größeren Unternehmen geht es bei der Einführung on VoIP oftmals auch darum, die Gräben zwischen der IT- und der TK-Abteilung zu überwinden. Das waren oder sind für viele noch zwei verschiedene Welten. Es zeigt sich aber, dass Anwender in Zukunft hier noch weiter umdenken müssen.VoIP wird mehr zu einer Möglichkeit in der Kommunikationspalette im Unternehmen neben verschiedenen anderen. So wachsen VoIP, Instant-Messaging oder Video-Telefonie in einem Client zusammen. Es bleibt dem Anwender überlassen, was er wählt. Weiter integrieren Unified-Messaging-Lösungen VoIP. Aber etwa auch Internet-Anwendungen nutzen die Möglichkeiten für Support oder den direkten Kontakt zum Berater. Und schließlich hat Sphere ihre IP-PBXLösung für den Einsatz in einer Service-Oriented-Architecture (SOA) präpariert. Die Telefonie-Funktionen stehen anderen Anwendungen als Web-Services zur Verfügung. Anwender sollten Hersteller befragen, wie hier ihre Kommunikationsstrategie aussieht.

Auch im Carrierbereich treiben Voice-over-IP und IP-Video die Entwicklung voran. Speziell IP-Video benötigt viel Bandbreite. Das passende Modewort dazu heißt Triple-Play und bezeichnet die Übertragung von Daten, Sprache und Video über ein Netz. Dazu bauen Carrier die Bandbreite für die Last-Mile-Anschlüsse mit ADSL2+ aus. In die Schlagzeilen bringt sich auch die Telekom mit dem Ausbau ihres Glasfasernetzes für VDSL. Sie will hier eine Regulierung vermeiden, um die Nutzung des Netzes durch andere Carrier zu verhindern. Auch im Backbone sind Carrier am Erweitern, um Triple-Play zu ermöglichen.

Außerdem werden Carrier zu VoIP-Providern. Sie vermarkten diese Lösungen entweder selbst oder arbeiten als Full-Service-Provider für Internet-Service-Provider im Hintergrund. Damit müssen Unternehmen ihre TK-Anlagen nicht mehr ungedingt an das öffentliche Netz anschließen, sondern können sich etwa über SIP-Trunking an einen Telefonie- Provider anschließen. Allerdings gibt es für SIP-Trunking keinen Standard, so dass Anwender die Anbieter fragen müssen, mit welchen Providern SIP-Trunking getestet wurde. SIP als HTTP-ähnliches Protokoll lässt sich leicht manipulieren. Um sich dagegen zu schützen, bietet sich das Gespann aus Secure-RTP (SRTP) für die Sprachdaten und SIP-Secure (SIPS) für die Signalisierung an. Allerdings haben noch nicht alle Hersteller diese Protokolle implementiert, und auch die Kompatibilität ist eine Frage wert.

Voice-over-IP bekommt auch im Wireless-LAN mehr Interesse. Hersteller von Wireless-LAN-Infrastruktur wie Wireless-Switches integrieren in ihre Lösungen Funktionen, die speziell auf den Einsatz von VoIP zielen. Dazu zählt etwa die bevorzugte Behandlung von VoIP-Protokollen oder Call-Admission-Control. Letztere weist Anrufe ab, wenn es dafür keine Ressourcen im WLAN reservieren kann. Die Mehrheit der Netze für drahtlose Sprache arbeitet derzeit vermutlich noch mit Dect. Hier haben Hersteller VoIP-Dect-Gateways als Lösung. Unternehmen ohne Dect empfiehlt sich aber der Blick auf Voice-over-WLAN (VoWLAN). Hier ist nur eine Infrastruktur für Sprache und Daten notwendig.

Außerdem bleibt der Pfad für multimediale Sprachanwendungen offen, selbst wenn dies im Moment noch nicht geplant ist. Es fehlt aber oft noch an passenden WLAN-Telefonen, die sich in die vorhandene WLAN-Sicherheitsinfrastruktur einfügen. Nachdem die Arbeitsgruppe TGn der IEEE für 802.11n ein Proposal verabschiedet hat, werden Unternehmen auf der Cebit sicher mit Pre- 11n-Produkten werben. Oder es wird sogar versprochen, dass diese mit dem 11n-Proposal kompatibel sind. Ein Software-Upgrade soll solche Lösungen dann auf den finalen Stand von 11e bringen. Nach den Erfahrungen mit 11g sind solche Versprechen aber mit Vorsicht zu genießen.

Bis 11n verabschiedet wird, kann es noch bis zu einem Jahr dauern. Als Nächstes muss das Proposal in einen Draft umgearbeitet werden und einen mehrstufigen Abstimmungsprozess durchlaufen. Die Wifi- Alliance will dann auch 11n zertifizieren. Unternehmen sollten aber mit Herstellern über deren 11n-Pläne sowie Migrationswege reden, auch um eine Einschätzung der kommenden Technologie zu bekommen. Zwar soll 11n bis zu 600 MBit/s bringen. Die »MIMO«-Technik (Multiple- Input-Multiple-Output) als Hauptmotor dafür kann so etwas aber nur innerhalb von Gebäuden leisten. Neben Wireless-LAN hat im vergangenen Jahr Wimax viel Interesse gefunden.

Dahinter verbirgt sich der Standard 802.16-2004.Mit 16e soll es eine mobile Variante geben.Wimax soll drahtloses Breitband für die Last-Mile bieten. Als Frequenz kommt dafür in Deutschland das 3,5- GHz-Band in Frage. Dafür hat die Bundesnetzagentur jetzt mit der Lizenzierung begonnen. Intel fördert Wimax stark und will vor allem Wimax- Chips in Laptops einbauen. Schließlich ist da noch UMTS.Mit Highspeed-Downlink-Packet-Access (HSDP) gibt es nun eine schnelle Downlink-Möglichkeit. Zur Cebit 2006 will T-Mobile die Erweiterung mit 1,8 MBit/s anbieten. Die Datenrate soll später auf 7,2 MBit/s wachsen.

WLAN, UMTS und Wimax sind in gewisser Weise auch Konkurrenten. Es ist aber zu vermuten, dass keine Technologie die Oberhand gewinnt. Stattdessen könnten diese parallel in Endgeräten arbeiten. Passende Lösungen wählen dann die verfügbare Technologie aus beziehungsweise schalten nahtlos zwischen diesen um.

Dipl.-Inf. med. Werner Veith
wve@networkcomputing.de