Geangelt
Kopfnuss
»G80-8113«, »ST-1044U« oder »M- 4000-2«, nein, das sind nicht die Bezeichnungen von Fixsternen in fernen Galaxien oder die neuen EU-Normen für Schnittblumen, sondern die guten alten Produktbezeichnungen von Eingabegeräten des Auerbacher Herstellers Cherry. Da wusste man noch, was man hatte! Gute deutsche Qualitätsprodukte, mit prägnanten Ziffern- und Buchstabenfolgen wie Aktenzeichen, so solide wie ein Aktenschrank in einer deutschen Amtsstube.
Doch mit der Produktion in Fernost haben die Qualitätsnamen ausgedient: Ab sofort heißen die Tastaturen »Marlin«, »Stingray« oder »Shark«. Nun hoffen die Keyboard- Bauer, dass sich die Kunden massenweise die Produkte angeln, oder am besten gleich mit dem großen Schleppnetz durch die Retail-Märkte der Nation ziehen, und alle Regale leerfischen. Bei Media-Markt werden die Produkte bereits als »Catch of the Day« angeboten. Die Idee ist nicht neu, gibt es doch schon länger Festplatten, die Barracuda und Notebooks, die Piranha heißen. Nun haben auch andere Firmen den verkaufsfördernden »Frutti di Mare «-Trend erkannt und planen ihrerseits die Einführung von entsprechenden Produktnamen. Leider ist die Auswahl der Wasserbewohner schon etwas eingeschränkt, und um markenrechtlichen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, müssen die Unternehmen mit der Namenswahl etwas vorsichtiger sein. Epson ist mit »Octopus« für die neue Generation seiner Druckertinten und Logitech mit der Webcam »Neunauge« noch thematisch nahe am Produkt. Doch nicht immer passt der Fisch zum Gerät. Das musste auch Netzwerk-Spezialist Netgear erfahren, dem für den neuen WLAN-Router nur noch »Kabeljau« übrig blieb. Genauso unglücklich ist die Bezeichnung »Rollmops« für den schicken Modding-Lüfter von Sharkoon und »Makrele« für das neue Hochgeschwindigkeitskopiersystem von Xerox. Auch FSC will auf einheimische Fischarten setzen und wird die nächste Generation von Blade-Servern »Karpfen« nennen und die PC-Systeme sollen künftig »Aal« heißen. Es stimmt allerdings nicht, dass Dell aufgrund überhitzter Akkus künftig seine Notebooks »Backfisch« nennt.
Nach dem Erfolg von eingänglichen Produktnamen für Mobiltelefone der Konkurrenz wie »Razr« oder »Chocolate« hat auch bei Nokia die Namenskommission getagt. Die Finnen planen nun, ganz nach dem Wasser- Trend, ein Klapp-Handy »Flunder «. Dass der neue Communicator wegen Schwächen beim Funkempfang »Stör« heißen soll, haben die Marketing-Strategen dann doch verworfen.