Grafikchips über den Erwartungen
Grafikchip-Hersteller verkauften im zweiten Quartal fast 95 Millionen Chips. Damit fällt das erwartete Minus geringer aus als erwartet. Intel dominiert mit einem Anteil von 47 Prozent das Segment deutlich. Analysten zufolge wird die für 2010 angekündigte Larrabee-Plattform den Gesamtmarkt für Grafikkarten spürbar ankurbeln.
- Grafikchips über den Erwartungen
- Larrabee ist keine gewöhnliche GPU
Für das zweite Quartal hatten Analysten und Hersteller für den Grafikkartenmarkt vorsichtshalber schon mal rückläufige Absatzzahlen prognostiziert. Letztendlich ist es aber nicht so schlimm gekommen wie erwartet. Den Marktforschern von Jon Peddie Research (JPR) zufolge verzeichnet das Segment für Grafikchips den geringsten Einbruch seit acht Jahren. Mit weltweit 94,4 Millionen Stück wurden nur rund 0,5 Prozent weniger Chips verkauft als im ersten Quartal 2008. Der Durchschnitt im 7-Jahres-Rückblick beträgt -3,34 Prozent. Intel verkaufte im zweiten Quartal 2008 knapp 45 Millionen Chips. Dies entspricht einem Marktanteil von 47,3 Prozent und einem Plus von fast zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Nvidia folgt auf Rang zwei mit knapp 30 Millionen Stück (31,4 Prozent). Zwar erzielt der Hersteller ein Verkaufsplus, verliert aber rund ein Prozent Marktanteil. Ebenso ergeht es AMD mit circa 17 Millionen verkauften Exemplaren (18,1 Prozent).
Insgesamt entfallen 59,2 Millionen GPUs auf den Desktop-Sektor. Dies entspricht einem Minus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Demgegenüber erreichen Grafikchips für Notebooks ein Wachstum von rund acht Prozent auf 35,3 Millionen Stück. Die Analysten von JPR erwarten ein interessantes drittes Quartal. AMD/ATI und Nvidia haben ihre Hausaufgaben bereits gemacht und mit zahlreichen Ankündigungen den Grundstein für das Jahresendgeschäft gelegt.
AMDs neues Topmodell basiert auf dem »Radeon HD4870 X2« und arbeitet mit zwei RV770-Chips. Die Karten werden zwar bereits gelistet, die Verfügbarkeit ist bis dato aber noch gering bzw. nicht gegeben. Für eine HD4870 X2 von Cecube oder Sapphire müssen Wiederverkäufer mit einem HEK von nicht ganz 350 Euro kalkulieren. Die beiden GPUs takten mit jeweils 750 MHz und sind mit einem zwei GByte großen Videospeicher bestückt. Jedem der Prozessoren steht dabei ein GByte zur Verfügung. Die X2-Boards sind aber nicht nur leistungsfähig, sondern auch ein Kraftwerk mit hohem Energieverbrauch und hoher Wärmeentwicklung. Hierzu kommen Kühlkörper aus Kupfer zum Einsatz, die fast die ganze Karte abdecken. Erste Tests bei Online- Magazinen bescheinigen der 4870 X2 neue Negativrekorde in punkto Leistungsaufnahme.
Bei Nvidia arbeiten die High- End-Boliden mit den Chipsätzen »GTX 260« und »GTX 280«. Die HEKs liegen zwischen rund 195 (Palit »GF GTX 260«) und bis zu 339 Euro (EVGA »GF GTX 280«). Der Hersteller adressiert damit die Oberklasse und das High-End. Gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg erklärt Nvidia, dass es durchaus möglich sei, ebenfalls eine 2-GPU-Karte auf den Markt zu bringen, sofern eine entsprechende Nachfrage vorhanden sei. Ein Vergleich der 4870 X2 mit der GTX 280 bezeichnet Nvidia als nicht fair. »AMD benötigt zwei GPUs um uns zu schlagen«, sagt Nvidia-Sprecher Bryan Del Rizzo. »Mit zwei Prozessoren auf einer Grafikkarte wären wir auch schneller.«
Für Anfang September kündigt AMD die »Radeon HD 4850 X2« an. Die Karte richtet sich an Anwender, die nicht ganz so viel Geld ausgeben möchten, wie für die HD 4870 X2. Das Produkt soll unter 400 US-Dollar kosten. Zur Entwicklerkonferenz IDF sagte Intel der Grafikkarten-Branche den Kampf an. Mit eigenen Produkten wolle der Chip-Gigant den Markt aufrollen. Die Lösung der Zukunft ist bei der Intel Multi- Core-Chip »Larrabee«. Die vielen Kerne sollen eine hohe und skalierbare Rechenleistung garantieren. Details präsentierte der Hersteller bis dato nicht und auch eine Live-Demo folgt erst im Laufe 2008. Während Intel – wie üblich – begeistert ist von seiner Erfindung, geben sich die Mitbewerber AMD und Nvidia betont gelassen. Beiden kann Intel in punkto Performance derzeit nicht das Wasser reichen.