Zum Inhalt springen
Generischer Verkabelungsstandard für die Industrie

Gut geschützt

Ein universelles Netzwerk für Automation und IT fordert einen universellen Industriesteckverbinder. Dies klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist jedoch offenbar das Ergebnis eines langen Erkenntnisprozesses.

Autor:Andreas Huhmann und Rainer Bussmann/jos Andreas Huhmann ist Leiter Market Management, Rainer Bussmann ist Senior Product Manager bei Harting in Espelkamp. • 22.11.2006 • ca. 2:15 Min

Da im Office-Umfeld die Standards bereits gesetzt sind, sollen diese auch das Rückgrat in der
Industrie darstellen. In der ISO/IEC 24702 ist die generische Verkabelung für das Industrieumfeld
definiert. Diese heute als FDIS verabschiedete Norm sieht einen Push-Pull-Steckverbinder vor, der
nicht nur für die elektrische, sondern auch für die optische Datenübertragung eingesetzt wird.
Damit steht für die Industrie eine zum Office rückwärtskompatible Steckverbinderfamilie zur
Verfügung.

Netzwerktechnik dient dem Datenaustausch und ist von der Applikation im Prinzip unabhängig.
Wichtig ist nur, dass ein Netzwerk leistungsfähig genug ist, um alle Applikationen abzubilden. Mit
Ethernet ist es gelungen, ein in dieser Hinsicht skalierbares Netzwerk aufzubauen. Skalierbarkeit
ist nur möglich, wenn es einen offenen Standard gibt, der sich an die Anforderungen anpassen lässt.
Wenn man sich die Entwicklung von Ethernet betrachtet, ist dies in idealer Weise realisiert:
Konvergenz bedeutet dann jedoch meist nicht, dass sich zwei Netzwerke zu einem neuen dritten
vereinigen, sondern dass zwei Netze zu einem – nämlich Ethernet – zusammenwachsen.

Der Push Pull RJ45 ist der einzige normkonforme Steckverbinder in Schutzart IP67, der den
Anforderungen der strukturierten Industriegebäudeverkabelung entspricht. Die Integration des
standardisierten RJ45-Steckverbinders in das Han-Push-Pull-S-Gehäuse hat die Nutzung des RJ45 in
rauer Industrieumgebung ermöglicht. Robust und vibrationsgeschützt erfüllt das System die
Anforderungen gemäß IP65/67.

Durch Integration in ein IP67-Gehäuse sind allerdings die Anforderungen der Industrie noch nicht
vollständig erfüllt. Auch der RJ45 musste angepasst werden. Für industrielle Anwender hat die
einfache Konfektion vor Ort eine hohe Priorität, also direkt in der Maschine oder Anlage. Die von
Harting realisierte Anschlusstechnik auf Basis einer Schneidklemme ist ohne Spezialwerkzeuge
anschließbar. Dieser Steckverbinder unterstützt Industriekabel mit einem Leiterquerschnitt von AWG
22 sowie einem Aufbau für spezielle Applikationen wie den Einsatz in permanent bewegten Geräten –
etwa bei der Nutzung von Schleppketten. Die datentechnischen Anforderungen sind durch
Steckverbinder in Kategorie 5 und 6 erfüllt.

Der Han-Push-Pull-S-Steckverbinder besteht im Wesentlichen aus zwei standardisierten
Komponenten. Zum einen basiert die Gehäusekontur auf der Variante 4, die in der IEC 61076 Part 3 –
106, Connectors for Electronic Equipment, festgelegt ist. Gleichzeitig ist die Variante 4 der in
der ISO IEC 24702 und EN 50173-3 ausgewählte Steckverbinder für die industrielle Gebäudeverkabelung
in IP67. Zum anderen basiert der RJ45 auf dem genormten RJ45-Steckgesicht, das in der IEC
international standardisiert ist. Dies garantiert eine Rückwärtskompatibilität, um zum Beispiel für
Servicezwecke oder Messungen Standard-RJ45-Komponenten auf der IP65/67Seite einsetzen zu
können.

Der Han Push Pull Fibre LC ist der erste Lichtwellenleitersteckverbinder in Schutzart IP67, der
den Anforderungen der strukturierten Industriegebäudeverkabelung entspricht.

Die Integration des standardisierten LC-Fibre-Optic-Steckverbinders in das
Han-Push-Pull-S-Gehäuse schafft so neue Einsatzmöglichkeiten von Lichtwellenleitern in einer
Industrieumgebung. Bisher wird der LC-Lichtwellenleitersteckverbinder typischerweise in der
IP20-Welt in Netzen für Telekommunikationsanwendungen, LANs und Inhouse-Verkabelungen
eingesetzt.

Start mit Kupfer

Nachdem Harting nach eigenen Angaben die Han-Push-Pull-Familie zunächst kupferbasierend
gestartet hat, hat der Hersteller sein Produktportfolio für Multimode-Glaslichtwellenleiter um
LC-Steckverbinder erweitert. Die IP-geschützte Fibre-Optic-Variante kommt dort zum Einsatz, wo
Kupfer seine Grenzen erreicht, sei es durch größere Übertragungsentfernungen von bis zu zwei
Kilometern, hohe Datenraten im GBit/s-Bereich oder bei EMV-Problemen.