Helfer bei Migration und Katastrophenfall
Bei der Migration von physischen zu virtuellen Servern (P2V) handelt es sich im Grunde meist um das Übertragen der Images vom Quell- zum Zielserver. Deshalb lässt sich eine P2V-Migration gut mit einer Datensicherungsstrategie verbinden. Dazu dienen Lösungen wie zum Beispiel Cristie Bare Machine Recovery (CBMR).
Mit einem Tool wie Cristie CBMR, getestet in Version 6.0, ist eine P2V-Migration etwas komplexer als mit reinen Migrationslösungen. Denn solche Tools sind in erster Linie für die Datensicherung und weniger für die Migration optimiert. Allerdings lassen sie sich dafür nach der Umstellung hervorragend als Datensicherungs- und Disaster-Recovery-Lösung einsetzen.
Bei CBMR handelt es sich nicht um eine herkömmliche Datensicherungssoftware, mit der Unternehmen eine Sicherungsstrategie aufbauen, sondern um eine Lösung für die Datenrettung im Notfall (Disaster Recovery, DR). Fällt ein Server aus, zählt häufig jede Minute, um ihn wieder zum Laufen zu bekommen. Denn komplette Serverausfälle ziehen oft den Arbeitsausfall ganzer Abteilungen oder Unternehmensbereiche nach sich. Hier helfen DR-Lösungen, die auf die Wiederherstellung im Katastrophenfall spezialisiert sind. Mit solchen Maßnahmen sind herkömmliche Datensicherungslösungen oft überfordert, auch wenn viele Lösungen entsprechende Mechanismen bieten: Der Umgang ist meist kompliziert, und die Wiederherstellung funktioniert in der Praxis nicht ordentlich. Ein DR-Tool sollte deshalb parallel zur herkömmlichen Datensicherung zum Einsatz kommen.
Der Hauptvorteil von CBMR ist die Möglichkeit, ausgefallene Server vollkommen automatisch wiederherzustellen, sowie die Skriptfähigkeit. Die Lösung sichert die Daten eines Servers im laufenden Betrieb und kann diese wiederherstellen, wenn das Betriebssystem nicht mehr startet oder der Server aufgrund von Hardwarefehlern nicht mehr funktioniert. Unternehmen, die auf IBM Tivoli Storage Manager (TSM) setzen, können die CBMR-Variante TBMR direkt in die Datensicherung der Clients einbinden. Aber auch Datensicherungslösungen von CA, Legato oder Symantec Backup Exec lassen sich mit CBMR kombinieren.
Die Wiederherstellung von Windows-Servern führt die Software über eine Windows-PE-CD durch. Mit CBMR lassen sich aber auch Linux-Server herstellen. Neben dem Booten von CD unterstützt CBMR natürlich das Booten per Diskette, USB-Stick oder über das Netzwerk (PXE). Alle Wiederherstellungsvorgänge lassen sich automatisieren oder einzelne Schritte durch vorbereitete Skripte schneller abwickeln.
Der normale Ablauf bei einer Wiederherstellung besteht darin, dass Systemverwalter den wiederherzustellenden Server mit der CBMR-CD oder über die anderen beschriebenen Wege booten. Anschließend liest die Software die Konfigurationsdatei ein, partitioniert die Festplatten und integriert eventuell neue Treiber. Dann sichert CBMR die notwendigen Daten zurück, und der Server ist wieder Boot-fähig. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um die gleiche Hardware wie zuvor oder um einen neuen Server handelt. Auch die Festplattenkonfiguration ist irrelevant. CBMR eignet sich daher auch hervorragend zum Klonen von Servern oder die P2V-Migration.
Die Konfigurationsdaten der einzelnen Sicherungen speichert CBMR entweder auf einem USB-Stick, einer Diskette, einer Netzwerkfreigabe oder direkt in der Sicherung des jeweiligen Servers. Während der Einrichtung der Sicherung helfen Assistenten schrittweise bei der Konfiguration. Neben der grafischen Oberfläche bietet die Anwendung aber auch eine sehr mächtige Befehlszeile. Backup-Skripte lassen sich dadurch sehr effizient erstellen.
Bei der Installation von CBMR auf einem Client zeigt die Software an, welche Treiber nicht auf der Boot-CD enthalten sind. Die entsprechenden Treiber lassen sich dann über einen Assistenten integrieren. Systemverwalter, die die Daten der Sicherung auf einer Netzwerkfreigabe hinterlegen, müssen darauf achten, dass im jeweiligen Skript zur Wiederherstellung die entsprechenden Benutzerdaten für den Zugriff eingetragen sind. Aber Achtung: Im Skript sind die Benutzerdaten leider in Klartext hinterlegt. Deshalb ist es angeraten, ein eigenes Benutzerkonto für den Zugriff zu erstellen, das über möglichst wenig Rechte verfügt.
Wollen Systemverwalter die Images im Netzwerk speichern, sollte die Freigabe am besten auf einem Windows-Server liegen. Es funktionieren aber auch Linux-Server mit SMB oder einer NFS-Freigabe. CBMR unterteilt die Daten in Sicherungsdateien des Servers (das eigentliche Image) und Konfigurationsdaten. Zur besseren Übersicht sollte der Systemverwalter die Konfigurationsdaten in einer eigenen Freigabe abspeichern. Die erstellten Freigaben hinterlegt er in der Verwaltungsoberfläche von CBMR über "Konfiguration/Speichereinheiten/Neue erstellen".
Ein Feature von CBMR macht den möglichen Einsatz der Lösung für die P2V-Migration besonders sinnvoll: die Dissimilar-Hardware-Funktion. Sie ermöglicht das Wiederherstellen von Windows-Betriebssystem-Images auf jeder beliebigen x86-Hardware und - noch wichtiger - auf jeder beliebigen virtuellen Maschine (VM). Das Tool unterstützt dazu die Installation der wichtigsten Treiber, die ein erfolgreiches Betreiben auf anderer Hardware verhindern könnten, also SCSI-, RAID-, IDE-, Chipsatz- und Netzwerkkartentreiber. Durch diese Technik lassen sich auch ganze Anwendungen sehr einfach auf neue Server übertragen, und zwar unabhängig vom Hersteller und eingesetzten Festplattenspeicher. Auch wenn Unternehmen einen bestehenden Server durch neue Hardware ersetzen, lassen sich Betriebssysteme und Anwendungen leicht übertragen.
Beim Einsatz der Software gefällt die übersichtliche und leicht zu bedienende Oberfläche. Neben Servern mit Windows Server 2003 und Windows 2000 Server lassen sich auch Arbeitsstationen mit Windows XP und Windows Vista zurücksichern. Neben Windows unterstützt CBMR Linux, Solaris und HP-UX. Offiziell ist Windows Server 2008 noch nicht in die Liste der kompatiblen Betriebssysteme aufgenommen. Unternehmen sollten daher vorher erst testen, ob die Lösung mit ihren Servern funktioniert. Der Ablauf, um Linux-Server zu sichern und wiederherzustellen, ist generell derselbe wie beim Einsatz unter Windows. Die Wiederherstellungs-CD unter Linux basiert auf Centos und ermöglicht eine automatische Hardwareerkennung.
Vor allem Unternehmen, die sehr viele Clients mit CBMR sichern, profitieren vom CBMR Webmanager. Hierbei handelt es sich um den Nachfolger der herkömmlichen Adminkonsole. Windows-Clients lassen sich mit dem Portal hervorragend administrieren. Dies reicht vom gleichzeitigen Installieren der CBMR-Software auf mehreren Clients über das zentrale Auswerten der Logdateien bis zum automatischen Erzeugen von Backup-Skripten.
Auch Statistikfunktionen, das Ausführen von Remote-Skripten, E-Mail-Benachrichtigungen und Sicherungen nach dem Generationen- oder Großvater/Vater/Sohn-Prinzip sind mit der Weboberfläche möglich. Leider funktioniert das Portal derzeit nur unter Windows: Es setzt Microsofts IIS voraus, Webserver wie Apache unterstützt das Tool nicht. Der Hersteller arbeitet aber an einer Version für Linux. Durch die Automationsmöglichkeiten von CBMR lassen sich ausgefallene Server sehr schnell wiederherstellen. Unternehmen, die physische Server zu virtuellen Maschinen migrieren, profitieren von der Möglichkeit, Images mit anderer als der ursprünglich verwendeten Hardware- oder VM-Konfiguration wiederherzustellen. Auch der Weg in die umgekehrte Richtung (V2P) ist problemlos möglich. Auf diesem Weg lassen sich zum Beispiel effizient Testumgebungen produktiver Server herstellen. Erfreulich ist die Option, neben CD und USB auch über das Netzwerk zu booten, denn erfahrungsgemäß ist bei einem Ausfall die nächste Boot-CD nicht in greifbarer Nähe. Der Preis für eine CBMR- oder eine TBMR-Lizenz beträgt 625 Euro und umfasst zwölf Monate Wartung inklusive Updates.
In der demnächst erscheinenden Version 6.1 unterstützt CBMR offiziell Windows Vista und Windows Server 2008. Zudem optimiert Cristie die Verwaltungsoberfläche. Ferner sollen sich in Version 6.1 Sicherungen verschlüsseln und besser komprimieren lassen.
Info: Cristie Data Products Tel.: 06028/97950 Web: www.cristie.de