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HPs Software-Ambitionen

HPs Software-Ambitionen Der IT-Riese Hewlett-Packard ordnet sein Software-Angebot neu und geht in die Offensive. Wesentlich sind dabei Akquisitionen.

Autor:Redaktion connect-professional • 22.4.2007 • ca. 2:45 Min

Mark Hurd, CEO von HP, setzt auf Software.

Hewlett-Packard hat zwar im vergangenen Jahr IBM als größten IT-Konzern der Welt abgelöst, aber in Sachen Software bleibt ein deutlicher Rückstand. Bekannt ist das Unix-Derivat HP-UX, das jedoch zur Hardware gerechnet wird. Zu den wichtigsten Anbietern ­gehört HP in der Systemmanagement-Arena. In den letzten drei Jahren hat das Unternehmen außerdem mehr als zehn Software-Hersteller aufgekauft: Für die Firma Mercury gab HP im vergangenen Herbst gar 4,5 Milliarden Dollar aus. Nach der Sanierung der Problem­sparten im Hardware-Sektor scheint CEO Mark Hurd nun entschlossen, der Software ein anderes Gesicht zu geben. Software sei schließlich eine Schlüsselkomponente seiner Strategie, ließ er verlauten, weiteres Wachstum geplant. Ende letzten Jahres wurden bereits ein jährliches Wachstum von mehr als 10 Prozent und eine Gewinnmarge von 20 Prozent als Ziele für diesen Bereich formuliert.

IT aus Geschäftssicht Die Marke Open View, die bislang für das Systemmanagement stand, verschwindet und ebenso der Name Mercury, der mit Testwerkzeugen und Technologien für den effizienten IT-Einsatz verbunden ist. Stattdessen ist nun allgemein von HP Software die Rede. Konkreter gibt es sodann einen Bereich Business Technology Optimization (BTO), in dem die ehemaligen Mercury- und Open-View-Produkte zusammengefasst sind. Ferner wurde ein Bereich Business Information Optimization (BIO) neu geschaffen. Weiterhin gibt es die davon unabhängige Produktlinie Open Call, die seit Jahren Software zur Unterstützung von Mobilfunkdiensten umfasst, mit denen sich Sprache, Video und Daten übertragen lassen. Mit BIO tritt HP sehr spät in den Data-Warehouse-Markt ein, der von IBM, Oracle, Teradata und SAS sowie im Low-end von Microsoft dominiert wird. Die neue Sparte stützt sich wesentlich auf die Tandem-Assets aus der Compaq-Übernahme: hochverfügbare Rechner mit Betriebssystem sowie einem relationalen Datenbanksystem samt zugehörigen Werkzeugen. Waren die Tandem-Produkte auf Transaktionsverarbeitung ausgerichtet, so haben die Ingenieure von HP letztes Jahr offenbar alles daran gesetzt, sie fit zu machen für dispositive Verarbeitung, die durch sehr große Datenmengen und vielfältige Verknüpfungen zwischen Tabellen gekennzeichnet ist.

Data Warehousing Der größte Anwender dieses als Neoview bezeichneten Angebots ist bislang HP selbst. Das Unternehmen setzt diese Technologien im Rahmen der Konsolidierung seiner IT-Landschaft ein. Größere Bewährungsproben, die die Marktchancen klären würden, stehen noch aus. Als ehemaliger Chef von NCR und damit auch Teradata kennt Hurd freilich das Data-Warehouse-Geschäft. Daneben wandert auch das Thema Information Lifecycle Management aus dem Storage-Umfeld in den Software-Bereich. Die BIO-Initiative ist so neu, dass sie in Europa und auch in Deutschland organisatorisch erst im nächsten Geschäftsjahr umgesetzt wird, berichtet Gerhard Haberstroh, hierzulande Marketing-Manager für HP Software. Die Verschmelzung der Open-View- und der Mercury-Produkte wird hingegen schon aktiv vermarktet. Bereits im Dezember vergangenen Jahres hat HP auf seiner EMEA-Hausmesse Software Universe in Wien die neue Paketierung des Arsenals vorgestellt. Es gibt nun neun sogenannte ­Soft­ware Center, in denen die Werkzeuge zusammengeführt sind. Vorwiegend auf Mercury-Soft­ware beruhen »Project and Portfolio Management Center« (Werkzeuge für ökonomischen IT-Einsatz), »SOA Center« (Verwaltungswerkzeuge des noch von Mer­cury übernommenen Anbieters Systinet), »Performance Center« (Lasttestwerkzeuge) und »Quality Center« (Funktionstestwerkzeuge), mehr auf Open View fußen »Business Availability Center«, »Operations Center«, »Network Management Center«, »Service Management Center« sowie »Change and Configuration Management Center«. Fallweise seien die Software-Produkte von HP und Mercury schon heute bei Anwendern verbunden, an einer tieferen Integration frei Haus werde noch gearbeitet, räumt HPs von Mercury gekommener Vice President Software EMEA David Quantrell ein. Ins Abseits könnten die Testwerkzeuge geraten, die eigentlich in den Zusammenhang der Software-Entwicklung und des Lebenszyklus von Applikationen gehören, was HP nicht abdeckt. Auch beim Thema Sicherheit sieht Andreas Zilch, Analyst bei der Marktforschungsfirma Experton Group, Lücken. Peter O'Neill, Analyst bei dem Marktforschungshaus Forrester, meint, HP habe durch die Mercury-Übernahme die Business-Seite einbezogen und damit zu dem Wettbewerber BMC aufgeschlossen. Den beiden anderen der großen vier Systemmanagement-Anbieter, IBM und CA, attestiert er Nachholbedarf.