Zum Inhalt springen

IBM und Microsoft auf dem Weg zu Web 2.0

IBM und Microsoft auf dem Weg zu Web 2.0 Die beiden dominierenden Hersteller von Software für Kommunikation und Zusammenarbeit, IBM und Microsoft, erweitern ihre Produkte mit Web-2.0-Techniken.

Autor:Redaktion connect-professional • 8.6.2007 • ca. 4:40 Min

IBM erwartet ein stark erweitertes Aufgabenspektrum der Mitarbeiter in den Unternehmen und will mit der Lotus-Software passende Werkzeuge dafür liefern.
IBM erwartet ein stark erweitertes Aufgabenspektrum der Mitarbeiter in den Unternehmen und will mit der Lotus-Software passende Werkzeuge dafür liefern.
Auch in der Einschätzung von Microsoft erweitert sich das Aufgabenfeld der Mitarbeiter in den Unternehmen und das Spektrum der unterstützenden Software.
Auch in der Einschätzung von Microsoft erweitert sich das Aufgabenfeld der Mitarbeiter in den Unternehmen und das Spektrum der unterstützenden Software.

Im Frühling hat IBM die Public-Beta-Version von Notes und Domino 8 freigegeben. Das finale Produkt, bislang unter dem Code-Namen Hannover geführt, soll ab Mitte 2007 für Windows, Linux und Mac OS X verfügbar sein. Diese drei Betriebssysteme wird die Lotus-Software in Zukunft unterstützen. Neben den bekannten Funktionen von Notes werden diverse Office-Editoren und ein Feed-Reader integriert. Die Erweiterungen sollen das Produkt um Web-2.0-Fähigkeiten ergänzen. Ferner wird eine direkte Verbindung zu Google Desktop und einer Web-Suche ermöglicht.

Stärkere Modularisierung Lotus Notes/Domino basiert auf dem bekannten Dokumentenkonzept mit einer objektorientierten Datenbank und stellt eine Umgebung dar, in welche Geschäftsabläufe und Dokumente eingeflochten werden. Notes 8 wird allerdings in einem anderen Packaging angeboten. Der Hersteller hat das geschlossene System in eine Vielzahl kleiner Module aufgebrochen. Sie sind als Eclipse Plug-Ins ausgeführt und können wahlfrei kombiniert werden. Der vollständige Notes Client besteht nunmehr aus nicht weniger als 1200 Plug-ins. Sie alle zusammen bilden die Funktionen von Notes ab. Die Erstellung eigener Applikationen auf der Grundlage dieser Plug-ins ist ebenfalls möglich. Diese Modularisierung stützt sich wesentlich auf das Entwicklungswerkzeug Expeditor. Dieses umfasst die Plug-ins für Eclipse, eine API zu deren Programmierung, ein Sicherheitskonzept für die Nutzung sowie Vorkehrungen zur Synchronisierung von Daten. Mit dem Expeditor und dem Composite Application Editor können versierte Anwender oder Systemintegratoren dann Mashups erstellen und neue Geschäftsanwendungen generieren. Lotus Sametime ist IBMs Angebot für die Funktionen, die unter der Bezeichnung Instant Messaging geführt werden. Dieses Produkt wird erweitert und soll über die traditionellen Verfahren zur Kommunikation hinausgehen. Der Hersteller spricht von einem Werkzeug für Unified Configuration und Collaboration (UC2). Es umfasst Funktionen für den Text-, Audio- und Video-Chat, Video-Conferencing sowie einen Dateitransfer. Hinzu kommt die Integration von Telefonanlagen zur Verwaltung von Sprachnachrichten. Ferner gehört dazu die Möglichkeit, eine Umfrage durchzuführen (Polling). Erweitern will IBM Sametime auch um einen Unified Meeting Access. Unter Nearby Buddies oder Nearby Printers werden Gleichgesinnte oder Drucker gelistet, die sich in der Nähe des gerade aktiven Benutzers befinden.

Blogs und Wikis für Lotus Ein weiteres Modul erneuert die Software Quickplace. Dieses wird nun als Lotus Quickr bezeichnet und umfasst ein Portal für Zwecke der Zusammenarbeit. Funktional integriert Quickr den Austausch von Dokumenten mit diversen Team-Services. Dazu gehören Wikis, Team-Listen und Team-Blogs, der Austausch von Informationen und Dokumenten, ferner weitere Dienste wie Gruppenterminkalender. Hinzu kommt die Integration von Localisation- und Awareness-Services, sprich: die Kenntnis über den Aufenthaltsort der Benutzer. Daraus abgeleitet wählt Quickr den optimalen Kommunikationsweg selbst aus. Durch Konnektoren erfolgt zudem der Austausch von Nachrichten mit weiteren Applikationen oder auch Lotus Sametime. Nicht zuletzt soll es eine Verknüpfung mit Second Life geben. In dem Produkt Lotus Connections schließlich fasst IBM die Verwaltung von Vorgängen, Communities, Blogs sowie dem Bookmark Sharing zusammen. Den Dokumenten sind dabei auch Attribute (Tags) zuzuordnen. Diese Tags stellen die Metadaten für die Information dar und können später gezielt durchsucht werden. Die Tags und die Suche sollen ein Wiederfinden unstrukturierter Informationen erleichtern. Hinzu kommt das IBM-interne Telefonbuch. Dieses geht weit über die bei Telefonbüchern bekannten Leistungsmerkmale hinaus und liefert Informationen zum Kenntnisstand und den Erfahrungen der gesuchten Wissensarbeiter. Bei Microsoft ist die Situation ähnlich wie bei IBM. Mit Exchange hat auch der Windows-Hersteller ein führendes E-Mail-System im Portfolio. Ähnlich wie Notes/Domino umfasst es die bekannten und etablierten Funktionen für den Nachrichtenaustausch, die Verwaltung von Kalendern oder die Organisation von Besprechungen. Und der Kern der Microsoft-Produkte für Kommunikation und Zusammenarbeit bleibt auch weiterhin Exchange. Dieses Produkt wurde um die Jahreswende in der Version 2007 freigegeben. Zu den gravierendsten Änderungen zählt die Erweiterung in Richtung Unified Communication. Dies wird durch die Integration von Telefonanlagen erreicht. Damit lassen sich neben den elektronisch geschriebenen nun auch gesprochene Nachrichten sowie Faxe in Exchange hinterlegen und daraus versenden. Als Client-Komponenten für den Zugriff bietet der Hersteller weiterhin Outlook und Outlook Web Access an. Eine Stoßrichtung zielt dahin, den Zugriff auf die Mails immer und überall zu ermöglichen. Um auch von unterwegs einen gesicherten Zugang auf den Exchange Server zu gewährleisten, wurden diverse Änderungen im Hinblick auf die Sicherheit vorgenommen.

Sharepoint ergänzt Exchange Daneben haben sich in den letzen Jahren allerdings der Sharepoint Server und die Sharepoint Services in der Microsoft-Welt einen wichtigen Platz erobert. Die gemeinsame Ausrichtung von Exchange und Share­point liegt im Austausch von Nachrichten oder Dateien. Während es bei Exchange um die bekannten Verfahren der Mail-Übermittlung geht, werden die Inhalte bei Sharepoint ähnlich einem FTP-Up- oder -Download direkt auf den Servern hinterlegt. Sharepoint ist in zwei Ausprägungen verfügbar: Die Sharepoint Services sind Bestandteil des Windows-Server-Betriebssystems und liefern grundlegende Funktionen für den rechnergestützten Dokumenten- und Informationsaustausch. Der Sharepoint Server hingegen ist ein eigenes System, das über derartige Basisfunktionen hinausgeht. Die Sharepoint Services stellen nichtsdestoweniger die technische Grundlage für den Sharepoint Server zur Verfügung. In diesem Rahmen geht es dann beispielsweise um die Verwaltung von Wikis, Blogs oder Workflows. Ferner umfasst der Sharepoint Server die Verwaltung von Portalen, eine Mitarbeitersuche nach Fähigkeiten sowie eine prozessgestützte Formularbearbeitung. Integriert sind bereits ein Formular-Management mit Workflow-Steuerung und eine Verwaltung der Webinhalte. Microsoft spricht ferner von einem System für Enterprise Content Management (ECM), wobei das aber offenbar nur in eingeschränktem Umfang gilt. Der Marktkenner Ulrich Kampffmeyer von dem Beratungshaus Project Consult meint immerhin: »Ohne Schnittstelle zu Sharepoint kommt man einerseits kaum noch aus. Andererseits bietet diese Software inzwischen zahlreiche Funktionen, für die man früher ein separates Dokumenten-Management-System benötigte.« Auch für Microsoft stellt das Suchen und das Finden der Träger benötigten Wissens eine wichtige Säule dar. Daher kann die Mitarbeitersuche um die Fähigkeiten des Gesuchten erweitert werden. Neben den Pflichtangaben lassen sich die Angaben zu den Personen um Kenntnisse und Fähigkeiten ergänzen. Um die Zusammenarbeit mit Partnern zu verbessern, können auch diese in die Suche integriert werden. Ferner lassen sich die wichtigsten Applikationen aus den Bereichen ERP und CRM anbinden. Dies wiederum erweitert den Suchvorgang über die Grenzen der normalen Dokumentensuche hinaus. Beispielsweise können Mitarbeiter über ihre Verknüpfungen zu einem bestimmten Kunden gefunden werden. Benötigte Information kommt dann aus einem CRM-System. Ist der richtige Mitarbeiter gefunden, kann man auf dessen MySite wiederum seine dort abgelegten Dokumente finden. Nicht zuletzt: Auch mit Sharepoint lassen sich eigene Anwendungen programmieren. Hier verweist Microsoft auf ein großes Partnernetzwerk.

Johann Baumeister ist IT-Journalist.