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IT muss schick sein

IT muss schick sein Wer mit der Zeit gehen will, der muss flexibel sein.

Autor:Redaktion connect-professional • 25.4.2008 • ca. 1:15 Min

Werner Fritsch

Ein großes und seriöses Schweizer Geldhaus beispielsweise trat in den 90er Jahren als exemplarischer Corba-Anwender auf. Ausgiebig verwendet wurde und wird indes, wie Insider ­berichten, lediglich die zugehörige Schnittstellenbeschreibungssprache IDL – und nicht eine Implementierung der Middleware-Maschinerie, die den eigentlichen IT-Kern ­dieser Common Object Request Broker Architecture ausmacht. Heute fungiert dieselbe »Lösung« als Paradebeispiel einer serviceorientierten Architektur. Corba, sagen die ­Experten der Software-Industrie heute, habe sich als zu komplex erwiesen, die Objektorientierung sei zu fein­granular gewesen. Doch an Abstraktionen hat Corba im Prinzip nicht gehindert, und auch heute noch wird meist objektorientiert programmiert. Über Fragen der Granu­larität ist man sich heute ansonsten so uneinig wie damals. Eine Workflow-Anwendung, die aus einer Zeit stammt, als die Mainframe-Programmiersprachen Cobol und PL/1 auf der Höhe der Zeit waren, wird bei jener Bank inzwischen ebenfalls als SOA-Exempel deklariert. Statt von Workflow spricht man heute natürlich von Business Process Mana­gement. Nicht weniger beeindruckend: Ein großer und seriöser IT-Hersteller hübschte seine altgediente Messaging-Software mit ein paar schicken Web-Services-Schnittstellen auf – und vermarktet sie seitdem als Enterprise Service Bus. Das sind beileibe keine Einzelfälle. Durch Verkleidungs­künste und Sprachdesign mag es gelingen, eine Zeitlang gut dazustehen in den Augen der Welt, die betrogen sein will, wie es das Sprichwort sagt. Außenstehende werden den Schwindel nicht so schnell bemerken. Ausbaden ­müssen es im Zweifelsfall die IT-Abteilungen in den Unternehmen. Wenn SOA die Erwartungen nicht erfüllen sollte, dann dürften solche Maskeraden dazu beitragen. Wer mit der Zeit gehen will, der kann sich neuen Ideen nicht verschließen. Und natürlich sind nicht die Anbieter die Bösen und die Anwender die Guten. Nur: Die einen ­verkaufen die Moden, und die anderen bezahlen dafür.