Japanische NTT Data greift nach Itelligence
Nicht die Inder, sondern japanische Konzerne konsolidieren die deutsche IT-Dienstleisterbranche. Nach TDS steht nun der Bielefelder SAP-Spezialist Itelligence auf Nippons Einkaufsliste. Der Milliarden-Systemintegrator NTT Data will für Itelligence über 150 Millionen Euro zahlen und betritt Neuland.
Seit zwei Jahren schon lotet Itelligence- Chef Herbert Vogel eine weitgehende Zusammenarbeit mit großen IT-Dienstleistern aus. Vergangenen Mittwoch dann die Überraschung: Der japanische Systemintegrator NTT Data gibt ein Übernahmeangebot für das SAP-Systemhaus ab und will die Mehrheit für über 150 Millionen Euro übernehmen. Die Japaner zahlen 6,20 Euro pro Itelligence-Aktie, ein satter Aufschlag von fast 50 Prozent, bezogen auf den durchschnittlichen Aktienkurs der letzten drei Monate. »Ein fairer und attraktiver Preis«, kommentiert Vogel. Der CEO hält zusammen mit seiner Frau knapp elf Prozent und wird die Hälfte der Aktien verkaufen. Insgesamt sind rund 54 Prozent der Itelligence-Papiere in Händen des Managements und Institutioneller, 46 Prozent sind in Streubesitz. Vorstand und Aufsichtsrat von Itelligence begrüßen die Übernahme, sie ist für den Bielefelder SAP-Spezialisten »strategisch ein großer Schritt nach vorne «, betont Vogel.
»NTT Data ist sehr daran interessiert, unser Mittelstands-Knowhow für ihre Kunden in Japan zu nützen«, sagt Vogel. Dagegen profitiere Itelligence von einem breiten Zugang zu Großkunden, mit denen NTT Data in Geschäftsbeziehung stehe. Laut Takashi Enomoto, Executive Vice President bei NTT Data, stehe sein Unternehmen an 14. Stelle der weltweit größten IT-Dienstleister. Die Japaner haben zuletzt einen Jahresumsatz von sieben Milliarden Euro erzielt (Ende 31. März 2007) und mit rund 24.000 Mitarbeitern eine Gewinnmarge von 8,6 Prozent erreicht. Um unter die Top-10 zu kommen, wie Enomoto das Ziel ausgibt, müssen die Japaner ihr Geschäft international ausbauen. Bislang erzielt das Unternehmen 97 Prozent seines Umsatzes in Japan, ein Prozent in den USA. In Europa ist NTT Data bislang nicht präsent.
Angst davor, dass das mittelständische Unternehmen Itelligence in den Mühlen eines japanischen Konzerns untergeht, hat Vogel nicht. »NTT Data ist ein langfristig orientierter Partner. Unsere Partnerschaft entstand aus einer Position der Stärke«, sagt Vogel. Der CEO wird weiter an der Spitze von Itelligence stehen, die Börsennotierung bleibt ebenso erhalten wie die Standorte und der Firmenname. Ein sonst üblicher Beherrschungsvertrag zwischen Mutter- und der neuen Tochtergesellschaft wird es vermutlich erst in vier Jahren geben. Solange Vogel und sein Führungsteam den Wachstumskurs von Itelligence fortsetzen, wollen die Japaner lediglich über eine angemessene Präsenz im Aufsichtsrat Itelligence kontrollieren. Zwischen Vogel und Enomoto stimmt offenbar auch die persönliche Ebene, was insofern nicht unerheblich ist, da viele Partnerschaften zwischen europäischen und japanischen Unternehmen, jenseits ökonomischer Vorstellungen, vor allem an kulturellen Unterschieden zerbrechen können. »Wir wollen nicht dominieren«, beteuert denn auch Enomoto, »so lange Herr Vogel Itelligence führt, wird es keine Probleme geben.«
Für Kunden und vor allem für die 1.200 von der Übernahme überraschten Itelligence-Mitarbeiter ist das eine gute Nachricht. Ebenso wie für alle Bielefelder. Denn in der Ostwestfalenmetropole wird es wieder ein Sushi- Restaurant geben, dafür will sich der sichtlich gut gelaunte Itelligence- Chef Herbert Vogel persönlich einsetzen. Erst Mitte Oktober hatte Itelligence sein Jahresziel bekräftigt, einen Umsatz von 180 bis 190 Millionen Euro sowie einen Ebit-Gewinn zwischen zehn und zwölf Millionen erzielen zu wollen. Im dritten Quartal hat Itelligence den Umsatz um 13,4 Prozent auf 47,4 Millionen erhöht, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte sogar um fast die Hälfte auf drei Millionen Euro.
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