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Kopfnuss

Königlich: Full-Time-Job Kunde

Inzwischen ist kaum eine Funktion denkbar, die ein modernes Handy im Jahr 2008 nicht erfüllen könnte – vielleicht mal abgesehen von Kaffee kochen oder Haare trocknen.

Autor:Redaktion connect-professional • 17.1.2008 • ca. 1:35 Min

Nur weil auf der Packung eines Nokia-Handys MP3-Funktionen angegeben werden, heißt dies jedoch nicht, dass der Käufer lediglich die Kopfhörer in das richtige Loch stecken muss. Nach einem USBKabel kann man die Packung lange durchsuchen. Auch die nötige Software zum Übertragen der Lieder muss erst einmal heruntergeladen werden, am besten gleich zusammen mit dem geeigneten Treiber. Jetzt kommt der Musik-Liebhaber zumindest in den Genuss, seine acht Lieblingsstücke rauf und runter hören zu können. Wer mehr will, braucht noch eine Speichererweiterung.

Beim Rennen um ein Handy mit MP3-Player sollte der Kunde auf sein Schuhwerk achten. Naseweise Schuhverkäuferinnen fordern ihre Kunden immer häufiger dazu auf, Lederschuhe vor Gebrauch dreimal zu imprägnieren. Dahinter steckt kein Aberglaube. »Die werden industriell nicht mehr vorbehandelt.« Das werde heute nicht mehr gemacht. Entsprechende Mittel gibt es zum Glück im Schuhladen. Hätte ja sein können, dass Schuhe in Zukunft in die Vitrine gehören. Interessante Idee, das Outsourcing gleich zum Kunden zu verlegen. Da stellt sich die Frage, ob der Kunde noch König ist oder inzwischen eher so behandelt wird, wie der Herrscher in »Des Kaiser‘ s neue Kleider«.

Gemeinsam mit Ikea basteln namhafte IT-Hersteller jetzt an einem ähnlichen Konzept. Dabei kauft der Kunde nur noch einen leeren Karton mit dem Bild des gewünschten PCs darauf und eine Einkaufliste der nötigen Einzelteile. Über ein Webportal wird der Käufer dann – ganz intuitiv versteht sich – durch die Bauanleitung geführt und kann sich über eine Web 2.0-Community 24 Stunden mit anderen Käufern austauschen. Mittels eines dreidimensionalen Animationsprogramms kann der Selbstbauer den PC erst virtuell zusammenschrauben, bevor er sich an die Realität wagt. Auch an die gleich bleibende Qualität der Markengeräte wird gedacht: Damit diese beim Bau durch die Laien nicht leidet, verpflichtet sich der Kunde zuvor in so genannten Service Level Agreements (SLAs), dem Standard der Hersteller gerecht zu werden.

Auch Microsoft springt jetzt auf diesen Zug auf und lässt seine Kunden die neue Version von Vista komplett selbst programmieren – vielleicht keine schlechte Idee. Es gibt nur ein Problem: Wenn das Kundendasein immer weiter zum Full-Time-Job wird, was wird dann aus dem Hauptberuf? Diverse Fachpublikationen haben offensichtlich schon einen Weg gefunden: Sie lassen ihre Artikel gleich von Marketingabteilungen verfassen.