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Trend: Server 2008

Kraftzwerge

Trotz eines schlanken Äußeren strotzten die Maschinen vor Kraft und fahren das Können der 64-Bit-Architektur voll aus. Von außen sehen die 2008er-Server genauso schlank wie ihre Vorgänger aus. Doch im Inneren sind sie fetter denn je.

Autor:Andreas Stolzenberger • 27.2.2008 • ca. 2:35 Min

Das betrifft nicht nur die Hardware. Dank Vierkern-CPUs treten selbst flache 1-HE-Maschinen als Acht-Wege-Boliden auf. Zudem setzen sich endlich 64-Bit-Betriebssysteme auf breiter Front durch und machen damit den Weg für direkt adressierbare RAM-Kapazitäten jenseits der 4-GByte-Grenze frei. Eine einzelne 1-HE-Serverflunder Baujahr 2008 ersetzt somit einen ganzen 19-Zoll-Schrank von 2005. Große Unternehmen setzten dabei immer stärker auf Blade-Systeme. Die Zeiten der »Density-Blades« mit schwächlichen Steckkartenrechnern für einzelne Web-Applikationen sind lange passé. Dank der kompakten Bauform zeitgemäßer Hochleistungs-Hardware stehen Server-Blades den regulären Rackmount-Maschinen in nichts nach.

Kleine und mittelgroße Anwender scheuen die Platz sparende Servertechnik, da sie einen hohen Verwaltungsaufwand bedeutet. Intel bringt daher den »Modular Server« auf den Markt und vertreibt diesen über das OEM-Netz. Diese Servertechnik soll auch kleineren Anwendern das flexible Blade-Konzept näher bringen, dabei aber auf den hohen Verwaltungsaufwand verzichten. Intel steckt dazu in das Chassis neben den Netzteilen und LAN-Switches eine kompakte SAN-Speichereinheit. Die bis zu sechs modularen Server greifen darauf via iSCSI zu. Dank iSCSI-Chip von LSI starten die Maschinen ohne zusätzliche lokale Platten direkt vom iSCSI-SAN. Viele Intel-nahe OEM-Hersteller werden den modularen Server auf der Messe ausstellen.

Erstmals steht der volle Funktionsumfang einiger neuer Server-Anwendungen nur auf 64-Bit-Systemen zur Verfügung. Ein weiteres Highlight dürfte der Windows-Server-2008 werden, den Microsoft kurz vor der Cebit offiziell vorstellt. Unter der Haube arbeitet das neue Server-Betriebssystem mit einem Vista-ähnlichen Kern. Das Rollen-Konzept des NOS präsentiert viele neue Funktionen. Ein Server kann neuerdings mehrere abgespeckte Directories für LDAP-Anwendungen verwalten, ohne dabei selbst Teil eines ADS-Baums sein zu müssen. Die umfangreichen neuen Funktionen, Rollen und Policies führen dabei leider auch zu einem sehr komplexen Betriebssystem. Mit dem offiziellen Launch wird gleich eine ganze Reihe anderer Softwarehersteller passende Lösungen für den Windows-Server-2008 bringen. Erstmalig mit der 2008er-Version wird es Funktionsunterschiede zwischen der 64- und der 32-Bit-Variante geben. Dabei steht der komplette Funktionsumfang des neuen Windows-Servers nur auf 64-Bit-Maschinen zur Verfügung. Das sollte kein Drama darstellen, schließlich verkaufen die Server-Hersteller seit zwei Jahren fast nur noch 64-Bit-Rechner.

Zu den an 64-Bit-Hardware gebundenen Funktionen zählt auch das Windows-2008-Server-Add-on »Hyper-V«, besser unter dem Codenamen »Viridian« bekannt. Der Virtual-Machine-Manager soll jedoch erst 180 Tage nach der Verfügbarkeit des Windows-Servers-2008 auf den Markt kommen. Auch beim Funktionsumfang von Hyper-V hat Microsoft in der ersten Version abgespeckt. Dienste wie Live-Migration, also das Verschieben einer laufenden virtuellen Maschine von einem Host auf einen anderen, gibt es wohl erst mit dem nächsten Release.

In Sachen Virtualisierung legt der Marktführer Vmware dafür kräftig nach. Deren VMM startet neuerdings auch direkt von kleinen Flash- oder USB-Karten und lässt sich damit direkt in den Rechner einbauen. Zudem präsentiert der neue ESX-Server weitere Funktionen wie Storage-Virtualisierung und -Migration.

Auch XEN, der Open-Source-VMM, bleibt im Rennen. Eine ganze Serie kommerzieller Implementierungen von Novell oder Oracle buhlt hier um die Gunst der Kunden. Nicht immer steht dabei der Funktionsumfang oder die Performance im Vordergrund. Oracle nimmt ihren Anwendern die Entscheidung, wie sie virtualisieren, auf eine ganz andere Art ab: Nur Oracle-VM ist als Virtualisierungsprodukt für Oracle-eigene Anwendungen zertifiziert. Somit haben die Kunden des Datenbank-Herstellers gar keine andere Wahl.

Eine Wahl hingegen bleibt den Administratoren beim Client-Betriebssystem. Den XP-Support und -Preinstall hat Microsoft zwar verlängert. Jedoch finden sich bereits die ersten Geräte im Handel, für die Hersteller keine XP-Treiber mehr programmieren. Der Druck, Clients auf Vista umzustellen, wächst stetig. Natürlich gibt es auch Windows-freie Optionen. Wie üblich werden die meisten IT-Manager aus Gewohnheit aber die Kosten und den Aufwand der Vista-Migration in Kauf nehmen, bevor sie auf Mac oder Linux umsteigen.