Krautspatz’n und Home-Office
Am Samstag war ich auf dem Weg zum Ammersee, um zu baden und danach in Schondorf im Wirtshaus »zum Wastl« die berühmten Krautspatz’n mit Schwarzg’räuchertem zu essen.
Die Klimaanlage lief auf vollen Touren und im Radio mein Lieblingssender »Antenne Bayern«. Sprachlos machten mich die 15-Uhr-Nachrichten: »Der Computerhersteller Sun schließt sämtliche Niederlassungen und schickt den Großteil der Mitarbeiter ins Home-Office«.
In der Tat werden bis auf den Hauptsitz in München-Heimstetten, der übrigens nur zwei S-Bahnstationen von unserer Niederlassung in Poing entfernt ist, alle Niederlassungen dicht gemacht oder in spezielle Kundentreffpunkte, so genannte Drop-In-Center, umgewandelt. Das Überraschende ist, dass der Großteil der Mitarbeiter nicht entlassen wird (»nur« 120 der 1.620 Stellen in Deutschland sind betroffen), sondern künftig tatsächlich im Home- Office arbeiten darf. Eine radikale Strategie, die Deutschland-Geschäftsführer Marcel Schneider konsequent umsetzen will. Schließlich fragen sich immer noch viele deutsche Chefs, ob die Mitarbeiter auch wirklich arbeiten, wenn sie nicht im Büro vor ihnen sitzen.
Aber auch wenn alle Mitarbeiter im Home-Office wirklich arbeiten sollten, bleibt das Problem der Koordination. Schließlich gilt es, die Arbeit von fast 1.000 Mitarbeitern aufeinander abzustimmen und miteinander zu verzahnen. Ich bin wirklich gespannt, ob Sun dieses Experiment gelingen wird.
Allerdings sind, wie aus dem Unternehmen zu hören war, nicht alle Mitarbeiter von dem Gedanken, künftig zu Hause arbeiten zu müssen, begeistert. Das ist nachvollziehbar, schließlich kann nicht jeder am Ammersee wohnen und täglich beim »Wastl« zu Mittag essen.
Unsere Hintergrundgeschichte über Sun finden Sie in der Printausgabe übrigens auf Seite 10.
Mit den besten Grüßen, Markus Reuter