Laxe Kreditvergabe bei T-Systems
Gemüter, vor allem aber Shop-Kunden und Distributoren beruhigen, ist die erste Aufgabe von Insolvenzverwalter Jürgen Spliedt. Er will Product + Concept retten, was man von anderen nicht behaupten kann. Bizarr sind die Hintergründe um Kunde und Kapitalgeber T-Systems.

- Laxe Kreditvergabe bei T-Systems
- Waghalsige und wacklige Finanzierung
Jürgen Spliedt gehört zu der Sorte von Insolvenzverwaltern, die nicht in eigener Sache verwalten, sondern dem Fortführungsgedanken des Insolvenzrechts gerecht werden wollen. Insoweit hat der Shop-Dienstleister Product + Concept vielleicht Glück im Unglück, wenn es Spliedt gelingen sollte, das Unternehmen zu retten (CRN berichtete exklusiv über die Insolvenz ). Erstes Anzeichen dafür, dass Spliedt nach aller Regel der Krisen-Kunst vorgeht: Er spricht bereits von »wir«, wenn er sich zur Zukunft von Product + Concept äußert. »Ich gehe fest davon aus, dass wir es sogar ohne Investoren schaffen können, Product + Concept wieder auf die Beine zu stellen«, sagt der Rechtsanwalt im Gespräch mit CRN.
Mitarbeiter informieren, Management und Führungskräfte binden, Kunden beruhigen. Spliedt hat sofort »vertrauensbildende Maßnahmen« getroffen und in den letzten Tagen viele Gespräche geführt. Vor allem mit den namhaften Kunden von Product + Concept wie FSC, Siemens, T-Systems, AOL sowie Quelle, Aral und BP, die nicht nur die Software von Product + Concept für ihre Shops einsetzen. Das Berliner Unternehmen ist auch Fulfillment-Dienstleister und wickelt auch den Warenversand im Namen seiner Kunden ab. Daher hat Spliedt auch die Distributoren Tech Data, Also Deutschland und Actebis Peacock kontaktiert. »Weder die Shop-Kunden noch die Distributoren wollen abspringen«, versichert er. Ein Distributor müsse sich noch abstimmen, sagt Spliedt. Lediglich Vobis werde die Zusammenarbeit Ende Januar einstellen. Aber nicht wegen der Insolvenz, sondern weil es Ärger zwischen der Zentrale und seinen Ladenbetreibern gegeben habe, die keine Online-Konkurrenz wünschen.
Product + Concept hat einen sehr guten Ruf in der E-Business-Branche. »Das Unternehmen gehört zu den Pionieren und hat einiges für die Branche getan. Es wäre schade, sollten sie das Ruder nicht herumreißen können«, meint Martin Pfisterer von Electronic Sales. Davon konnte sich Insolvenzverwalter Spliedt in den wenigen Tagen seiner Zwangsregentschaft überzeugen: »Ein hoch motiviertes Team aus Entwicklern, die Projekte sehr sorgfältig planen«. Dass dies ein Grund dafür sein könnte, warum sich nun viele für das insolvente Unternehmen interessieren, will Spliedt nicht so recht glauben. »Man muss sehr aufpassen, denn vielen Interessen geht es bei der Due Diligence nur darum, geschäftskritische Informationen zu erfahren«. Auch solches Misstrauen bestärkt die Vermutung, dass hier ein kompetenter Insolvenzverwalter zur Sache geht. Was man in Sachen Kapitalausstattung vom Management bei Product + Concept leider nicht behaupten kann.