Mac vs. Windows: Kleinmachnow ist überall
Das neue Windows-Betriebssystem kommt gerade auf den Markt, und die ganze Welt wird von Microsoft beherrscht. Die ganze Welt? Nein! Ein von unbeugsamen Mac-Nutzern bevölkertes Städtchen in Brandenburg hört nicht auf, den Legionen des William Henry Gates III Widerstand zu leisten.
Der Ort heißt Kleinmachnow und liegt östlich von Potsdam. Angeführt werden die wackeren Microsoft-Verweigerer von Archibald Horlitz, einem modernen Asterix und seines Zeichens Computer-Händler. Unermüdlich redet er auf seine Kleinmachnower Mitbürger ein, um sie von den Vorzügen der Apple-Rechner zu überzeugen. Mit Erfolg. Der Marktanteil der schmucken Geräte tendiert in der Gemeinde am Teltowkanal in Richtung 100 Prozent.
Diese Unbeugsamkeit lässt sich wohl damit erklären, dass Kleinmachnow in den neuen Ländern liegt. Dort war die Auswahl an Computern früher begrenzt, wie jeder weiß. Konnte man überhaupt so viel Ostmark zusammen kratzen, bekam man für sein mühsam gespartes Geld allenfalls einen Rechner der Marke »Robotron«. So ist eine gewisse Resistenz gegen die Werbeversprechen, mit denen Windows allenthalben angepriesen wird, entstanden. Doch eine passiv erworbene Immunität reicht allein nicht aus, den Geist der Rebellion aus den Mauern Kleinmachnows hinaus in die Welt zu tragen und ein mächtiges Monopol zu kippen. Die Zeiten haben sich geändert.
Marx ist nicht nur mausetot, sondern auch mega-out. Und im Elbtal, dem einstigen Silicon-Valley der DDR, werden heute AMD-Chips für den Windows-PC gefertigt.
Derweil kommt Unterstützung von ganz woanders, von wo sie niemand erwartet hätte. Nämlich aus den USA, dem Mutterland des modernen Turbokapitalismus. Clevere Investmentbanker haben errechnet, dass amerikanische Apple- Stores einen Jahresumsatz von 43.400 Dollar erzielen – pro Quadratmeter wohlgemerkt. Damit hängen Steve Jobs’ Läden locker sogar die Juwelierkette Tiffany’s ab, die lediglich einen Quadratmeterschnitt von 28.700 Dollar erreicht. Elektronikmärkte kommen sogar nur auf lächerliche 10.000 Dollar pro Quadratmeter.
Ganz klar, was passiert, wenn die Zahlen im deutschen Channel die Runde machen. Denn Ladenfläche ist auch hierzulande dem Fachhandel lieb und teuer. Die Welle wird nicht mehr aufzuhalten sein. Den Turbolister aufgerufen, drei, zwei, eins – und weg mit dem grauen Geraffel! Dann kommt die stylische, weiße Ware in die Regale, und der Rubel rollt. Mitten im Getümmel wird man den aufrechten Archibald Horlitz sehen, der inzwischen fast dreißig Stützpunkte im ganzen Land aufgebaut hat.
Was jenseits des Teltowkanals möglich ist, kann auch in Bielefeld, Freiburg oder Leipzig geschehen. Von Hamburg, Düsseldorf oder München ganz zu schweigen.
Aufgepasst Reseller, Kleinmachnow ist überall!