Mehr Desinfektionsmittel, weniger Blumenbouquets
Auf der größten asiatischen Computermesse Computex in Taipei gab es nicht nur PCs und Zubehör zu sehen, sondern auch noch einige landestypische Besonderheiten. Vielleicht konnte die Messe deshalb der Krise besser trotzen als die CES. Auswirkungen der Krise – und die Angst vor der Schweinegrippe – waren trotzdem zu spüren.
- Mehr Desinfektionsmittel, weniger Blumenbouquets
- Auswirkungen der Vogelgrippe noch gut im Gedächtnis
»Welcome to Computex Taipei« brüllt es mir vielstimmig entgegen, als sich die Türen zum Taiwan Trade Center öffnen. Verglichen mit der Ankunft auf der Computex beginnt ein Messetag in Hannover wesentlich ruhiger. An jedem Eingang begrüßt ein Spalier von Jubel-Chinesen unter Anleitung eines bonbonfarbenen Teletubbies lautstark die Besucher. Was das Messemaskottchen genau darstellen soll, ist mir immer noch nicht klar. Der Plüschschwanz endet in einem Stecker, für die Besucher reicht das wohl als Hinweis auf IT-Produkte. In erster Linie sollen die Plüschviecher vermutlich einfach niedlich aussehen, Asiaten mögen das. Niedlich, pink und gerne auch mal richtig kitschig ist in Taiwan kein Gegensatz zu Big Business und Computer. Auch wenn die neue Messehalle in Nangang sich nicht mehr so stark von der einer CeBIT oder CES unterscheidet, fühlt man sich in der alten Halle 1 schon ab und an mal wie in der Hello Kitty-Ecke eines Spielwarenladens.
Eher für die Spieleecke der großen Jungs sind die eigentlichen Maskottchen der Computex designt: Bevorzugt in Rudeln eingesetzte Hostessen, die oberhalb der obligatorischen weißen Lackstiefelchen nicht mehr viel am Körper tragen, und das Wenige meist aus Plastik. Weiße Lackstiefel halten sich hier schon seit Jahren, Modetrends scheinen im Hostessen-Geschäft deutlich langlebiger zu sein als die Produktzyklen in der IT-Industrie. Aber vielleicht stehen weiße Lackstiefelchen auch nur für good business – Asiaten sind ja abergläubisch. Gute Geschäfte wurden auch dieses Jahr auf der Computex abgeschlossen. Glaubt man dem Messeveranstalter TAITRA dann musste die Messe dieses Jahr – im Gegensatz zu CeBIT und CES – keine Einbußen hinnehmen. Mit 1.700 Ausstellern und über 100.000 Besuchern lag die Messe auf Vorjahresniveau. Auch das Ordervolumen ist laut TAITRA-Vize Walter Yeh höher ausgefallen als erwartet. Trotzdem sind Anzeichen der Krise auch auf der Computex nicht zu übersehen. Am augenfälligsten zeigte sich das bei den Messe-Hostessen. Nein, es wurde nicht etwa am Plastik gespart, das Einsparpotenzial wäre hier auch denkbar gering, sondern fatalerweise an den Hostessen selbst. Dieses Jahr sind deutlich weniger von ihnen in den Hallen unterwegs, wie Besucher und Aussteller mit Bedauern feststellen. Und auch bei den Besucherzahlen ist die Krise spürbar. Es fällt aber auf, dass es eigentlich in keiner Halle so richtig Gedränge gibt. Selbst bei den beliebten Show- und Tanzeinlagen der Messegirls kommt man noch locker am Stand vorbei. Das wäre früher nicht gegangen.