Zum Inhalt springen

Meinung: Rich Internet Applications: Blickfang oder echter Wert für Unternehmen?

Meinung: Rich Internet Applications: Blickfang oder echter Wert für Unternehmen?. Die Zeit ist reif für Veränderungen. Die Unternehmenswelt hat durch Internet, Browser und Web-Anwendungen enorme Vorteile erfahren.

Autor:Redaktion connect-professional • 30.11.2005 • ca. 3:10 Min

Meinung: Rich Internet Applications: Blickfang oder echter Wert für Unternehmen?

In den 90-er Jahren des letzten Jahrhunderts stand den Entwicklern mit Hypertext Markup Language (HTML) und Hypertext Transfer Protocol (HTTP) ein kleinster gemeinsamer Nenner als Sammelpunkt der Interoperabilität zur Verfügung. In einfacher und effizienter Weise ermöglichte HTML die Zusammenführung von Texten und Bildern in statischen Bildern zur Ansicht mit einem Browser, während HTTP ein »stateless protocol« (zustandsloses Protokoll) für die Übertragung bereitstellte. Internetseiten wurden vom Webserver erzeugt und zur Wiedergabe an den Client übertragen. HTML hat das Internet einerseits für jeden zugänglich gemacht und gleichzeitig die Interaktion zwischen Client und Server begrenzt.
Mittlerweise bietet die Client/Server-EDV reichhaltigere Client-Anwendungen, die aber gleichzeitig zu erheblichen Client-Distribution-, Installations- und Wartungsproblemen geführt haben. Das Internet hat die Probleme durch Einführung neuer Sicherheitsanforderungen und -beschränkungen sowie eine zunehmenden Abneigung der Nutzer, clientseitige Software für den Zugriff auf entfernte Internet-Services zu installieren, komplizierter gemacht.
Bis vor kurzem war es schwierig, leistungsfähige und komfortable Benutzeroberflächen (Rich User Interfaces ? UI) für Internet-Anwendungen zu entwickeln. Dynamic HTML, eine in HTML-Seiten einbettbare Sprache und der Browser-Support haben zwar die Wahlmöglichkeiten verbessert, aber eine Gleichwertigkeit mit Desktop-Applikationen ist noch nicht erreicht. Die Unternehmen wollen das Beste aus beiden Welten: leistungsfähige UIs, einfache Entwicklungstools, unkomplizierte Software-Deployments und -Updates, keine Kopfschmerzen durch clientseitige  Softwareinstallationen sowie Anwendungen, die einmal entwickelt werden, aber browser-, betriebssystem- und geräteübergreifend dieselben Funktionen und Fähigkeiten aufweisen sollen. Heute gibt es viele Produkte, die ein Lösungsangebot für diese Anforderungen unterbreiten. Aber es geht um viel mehr als nur um eine komfortablere Benutzeroberfläche. Es geht um leistungsstarke Tools, die zur Verbesserung von ­Umsatzzahlen, Kundenloyalität, Mitarbeiterproduktivität und Netz­werkeffizienzen beitragen. Zwei Initiativen, die unter den Bezeichnungen Smart Clients bzw. Rich Internet Applications (RIAs) bekannt sind, nehmen die Client/Server- und Internet­applikations-UI-Probleme in Angriff. Und dies sind tatsächlich zwei Seiten derselben Medaille.
Vier tonangebende Lösungen sind hier von Interesse: Flash-basierte Lösungen (Macromedia Flex und Laszlo), Java-basierte RIA-Lösungen und Java-Initiativen (wie beispielsweise Java Web Start), asynchrones JavaScript und XML (Ajax) sowie Windows Presentation Foundation (WPF, früher als Avalon bekannt), das aufkommende Microsoft Framework.
Flash, Ajax, Mozilla und einige RIA-Initiativen auf Java-Basis zielen hauptsächlich auf reichhaltige Benutzeroberflächen für internetbasierte Anwendungen ab, während clientseitige Java-Lösungen das Application Deployment und -management über Java Web Start verbessern. Microsoft bewegt sich mit der Entwicklung von leichtgewichtigen, browserbasierten Lösungen und einem verbesserten Management für clientseitige Applikationen in beiden Lagern.
Der Erfolg von RIA hängt von der Client-Ubiquität ab. Ajax ist sehr leichtgewichtig und erfordert auf der Clientseite keine Plugins. Es versorgt Internetseiten wie Google Maps und Gap.Com, aber die Entwicklungstools und Development-Frameworks befinden sich noch im Reifeprozess. Flash-basierte Lösungen sind ziemlich ausgereift und erleben starke Desktop-Deployments. Java ist nicht so verbreitet wie Flash, aber bei Nicht-Desktop-Geräten stark vertreten. Microsoft wird angesichts seiner Rolle in den Desktop-, Applikations- und Servermärkten zum Mitstreiter, sobald WPF zur Verfügung steht. Das clientseitige Java wird besser und es gibt mehrere, geeignete Lösungen für die Überlagerung von reichhaltigen Web-UI über Java ohne Verteilung von Fat-Swing-Applikationen an den Desktop.
Die Unternehmen haben anspruchsvolle UI-Lösungen für Unternehmensanwendungen überwiegend abgelehnt. Viele dieser Lösungen haben sich jedoch enorm weiterentwickelt und sorgen für eine leistungsstarke Client-UI, während sie gleichzeitig den Netzverkehr reduzieren. Der Markt ist in Bewegung, so dass berechtigte Befürchtungen vor einer »Lock-in«-Situation entstehen, wenn die Unternehmen die Vorteile von Smart Clients und Rich Internet Applications mit dem vergleichen, was mit der guten alten HTML möglich ist.
Die Darstellungswelt befindet sich in einem Übergangsprozess. Es gibt eine große Auswahl an konventionellen Anwendungsentwicklungsplattformen, browserbasierten Lösungen sowie neuen Extensible Markup Language (XML)-basierten User-Interface-Präsentations-Servern und Clients. Man sollte diese neuen UI-Produkte nicht einfach als Lösungen für Business-to-Consumer (B2C)-Anwendungen oder für die Werbung abtun; sie bieten auch eine leistungsstarke Infrastruktur für die Benutzeroberflächen von Unternehmensanwendungen und re­duzieren die Netzwerkauslastung. Es ist kaum davon auszugehen, dass eine bestimmte Einzellösung den Markt erobern wird. Aber die vier Hauptkategorien ? Java, Flash-basiert, Microsoft und Ajax ? beantworten spezielle Bedürfnisse, abhängig vom je­weiligen Nutzerkreis. Unternehmen sollten diese Lösungen, wo dies angebracht ist, nicht nur im Hinblick auf UI-Verbesserungen evaluieren und implementieren, sondern auch im Hinblick auf die Nutzung der kognitiven Fähigkeiten des Menschen bei gleichzeitiger Reduzierung der Netzwerkauslastung.

Gary Hein ist Vice President und Service Director der Burton Group