Men in Black
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Bei Finanzdienstleistern ist die IT aus den Geschäftsabläufen nicht mehr wegzudenken. Allgemein hat die IT in den Unternehmen die Aufgabe, den Fachabteilungen zu helfen, ihre Arbeit besser und schneller zu erledigen. In diesem Sinn ist das Business der Herr der IT. Doch der Stellenwert der IT steigt. So sehen die Versicherungen hierzulande weitere Automatisierungsmöglichkeiten, wie das Beratungshaus Steria Mummert Consulting in einer Umfrage ermittelt hat (Seite 48): namentlich bei der Unterstützung des Vertriebs, der Bearbeitung von Anträgen, der Bestandsführung und dem Produktmanagement. Das Business wiederum hat ebenfalls einen Herrn: den Markt, der seinerseits in gesellschaftliche Zusammenhänge eingebettet ist. So stehen die Banken den Analysten des Marktforschungshauses Gartner zufolge derzeit vor drei großen Herausforderungen (Seite 46): der bekannte demografische Wandel in der Bevölkerung, ein verschärfter Wettbewerb unter den Finanzdienstleistern und mehr Transparenz, die von gesetzlicher Seite eingefordert wird (Seite 40). Daraus ergeben sich auch Anforderungen für das Management der Informationstechnologie, wenn sie die Geschäftstätigkeit der Banken bestmöglich unterstützen soll. Die Gartner-Experten empfehlen Standardisierung. Durch Vereinheitlichung lässt sich Redundanz abbauen und Flexibilität gewinnen. Nicht zuletzt können Banken mit Geschäftspartnern auf der Basis von Standards besser zusammenarbeiten. Konsolidierte Datenbestände können ebenfalls dazu beitragen, erfolgreich zu kooperieren. Eine bessere Datenintegration wird aus demselben Grund empfohlen. Des Weiteren raten die Analysten zu einem unternehmensweiten Risiko-Management. Mit entsprechenden IT-Lösungen können Finanzdienstleister ihre unternehmerischen Risiken besser überblicken und die gesetzlichen Vorgaben von Basel II bis MIFID besser erfüllen. Nicht zuletzt kann die Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern von einem Kommunikationssystem erleichtert werden, das den Datentransport übernimmt, aber auch dynamischere Interaktionen unterstützt. Ein Beispiel für die Zusammenarbeit in der Geldbranche ist es, wenn Finanzdienstleister beim Wertpapierhandel die Dienste von Transaktionsbanken nutzen. Damit sie dies überhaupt können, müssen geeignete IT-Architekturen aufgebaut werden (Seite 36). Die fortschreitende Arbeitsteilung und Spezialisierung fordert ihren Tribut an den Schnittstellen, die die Teile zu einem Ganzen verbinden. An allgemeinen und branchenspezifischen Standards führt kein Weg vorbei, um die verschiedenen Endgeräte mit den Back-Office-Systemen und diese untereinander zu vernetzen, um Datenaustausch und -verarbeitung zu ermöglichen, wie Berater des IT-Dienstleisters sd&m wissen. Auch haben unterschiedliche User-Gruppen sehr verschiedene Anforderungen an die Funktionen, die sie nutzen wollen. Die Entscheidung, die Abwicklung von Wertpapiertransaktionen auszulagern, ist eine betriebswirtschaftliche, doch bei der Umsetzung spielt die IT die Schlüsselrolle.
Dr. Werner Fritsch (werner.fritsch@informationweek.de)