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Mietmodell finanziert Bandbreitenerweiterung

Mietmodell finanziert Bandbreitenerweiterung Mit einer Mietlösung hat die Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer ihre Netzwerk- und Kommunikationsinfrastruktur ohne große Investitionsmittel erneuert.

Autor:Redaktion connect-professional • 29.4.2007 • ca. 3:20 Min

Bodenkeramik wie diese an der Strandpromenade von Dubai ist eine Spezialität der Deutschen Steinzeug.

Unternehmen mit mehreren Niederlassungen müs­sen die sichere und schnelle Kommunikation aller Standorte auch bei wachsenden Anforderungen jederzeit sicherstellen. Doch gleichzeitig wachsen die Budgets für Informationstechnik und Telekommunikation (ITK) nicht mehr. Ein Dilemma, mit dem auch die Deutsche Steinzeug (DSCB) im nordrhein-westfälischen Alfter-Witterschlick zu kämpfen hat. Als größter deutscher Hersteller von keramischen Fliesen befand sich das Unternehmen – so wie die gesamte Baubranche – vor noch nicht allzu langer Zeit in einem stagnierenden wirtschaftlichen Umfeld mit erheblichem Kostendruck. Trotzdem wollte der börsennotierte Konzern nicht auf die Möglichkeiten einer Effizienzsteigerung durch moderne ITK-Technologie verzichten. So nutzt die DSCB innerhalb des Corporate Network schon seit längerem IP-Telefonie, um die Telefonanlagen an den Standorten in Meißen (Sachsen), Ötzingen (Westerwald), Schwarzenfeld (Oberpfalz), Sinzig (Rheinland-Pfalz) und Alfter-Witterschlick (Nordrhein-Westfalen) zu vernetzen. In Alfter-Witterschlink befinden sich auch der Hauptsitz des Unternehmens und das zentrale Rechenzentrum. »Zunehmender Datenverkehr und steigender Kostendruck zwangen uns dazu, die vorhandene Infrastruktur zu überarbeiten«, erinnert sich Friedrich Leeck, Leiter IT-Systeme und Netze. Zudem sollten mit Hilfe von VoIP neue Möglichkeiten zur Produktivitätssteigerung genutzt werden. Das Rückgrat für die Geschäftstätigkeit bildet eine gewachsene ITK-Infrastruktur, die sich im Frühjahr 2005 folgendermaßen darstellte: An den einzelnen Standorten gab es gemietete Hicom- beziehungsweise Hipath-Kommunikationssysteme von Siemens. Sie waren über Festverbindungen auf Basis des Internet-Protokolls (IP) zu einem Corporate Network (CN) miteinander verbunden. Die Laufzeit der Mietverträge betrug fünf Jahre mit jeweils unterschiedlichem Start und Ende. Parallel dazu existierten 100-MBit/s-Ethernet-LANs in den verschiedenen Produktionsstätten. Um ihre Verfügbarkeit zu sichern, unterhielt DSCB – gestaffelt nach Wichtigkeit der Komponenten – Serviceverträge mit Siemens.

Ethernet wird schneller Um diese Infrastruktur zu überarbeiten, sollte zunächst die vorhandenen Fast-Ethernet-Verbindungen der lokalen Netze zum Gigabit-Ethernet mit entsprechend höheren Übertragungsraten ausgebaut sowie auf den Einsatz von Voice over IP vorbereitet werden. Auch im Corporate Network zwischen den einzelnen Standorten sollte bei gleichzeitiger Kostenoptimierung die Leis­tungsfähigkeit durch hö­here Bandbreiten steigen. Die bestehenden Serviceverträge kamen ebenfalls auf den Prüfstand. Darüber hinaus wollten die Verantwortlichen ein zentrales Design ihrer Informations- und Kommunikationslandschaft.

Einheitliche Wartung der Infrastruktur Gleichzeitig sollte der künftige Dienstleister aber auch die Wartung vor Ort in den unterschiedlichen Regionen zwischen Sachsen und Nordrhein-Westfalen auf der Basis von Service Level Agreements mit hohen Leistungsanforderungen gewährleisten. Entscheidend für die weitere Zusammenarbeit mit Siemens war ein innovatives Mietkonzept, das die Entscheidungsträger des Keramikherstellers überzeugte. Es sah vor, dass Siemens die alte LAN-Landschaft von der Deutsche Steinzeug zurückkauft. Finanzierung und Service der LAN-Infrastruktur sollten künftig im Rahmen einer Mietlösung mit einem festen monatlichen Betrag abgedeckt werden. Die kompletten Betriebsausgaben für das neue Netz sind nun nur unwesentlich höher als die Servicekosten für die bisherige Infrastruktur. Durch diese Vereinbarung werden Budget und Bilanz der DSCB entlastet, denn die Firmengruppe benötigte für die Neugestaltung ihrer Netzwerkinfrastruktur weder ein eigenes Investitionsbudget noch externe Finanzierungsmittel. Die einmaligen Installationskosten für die benötigten Komponenten wurden durch den Rückkauf des alten Netzwerkes mehr als ausgeglichen, sodass sogar noch eine Auszahlung vorgenommen werden konnte. Ein weiterer Vorteil: Die monatliche Miete gilt nun als Betriebsausgabe, mit der sich Steuer sparende Effekte nutzen und die Bilanzen entlasten lassen.

Schrittweiser Übergang in die IP-Welt Als technische Lösung für die Telekommunikationsinfrastruktur schlugen die Berater vor, die bereits im Jahr 2003 begonnene Migration der noch vorhandenen Telefonanlagen vom Typ Hicom auf die Hybridlösung Hipath 4000 fortzusetzen und neue Gateways zu installieren. Das ermöglicht den schrittweisen Übergang zur reinen IP-Lösung. Für die Bandbreitenerweiterung der LANs an den Standorten empfahlen die Consultants Komponenten des chinesischen Herstellers Huawei Datacom. Heute arbeiten die Etagen mit einer Bandbreite von 100 MBit/s, Backbone und Server mit Gigabit Ethernet. Als Ergebnis des Projekts wurde an den vier DSCB-Standorten die LAN-Infrastruktur komplett erneuert. »Qualität und Leistungsfähigkeit der lokalen Netze stiegen erheblich«, berichtet der IT-Technikleiter Leeck. Der Zugriff auf das zentrale Rechenzentrum und damit die Verfügbarkeit der Daten hat sich wesentlich beschleunigt. Gleichzeitig haben die LANs eine Dienstgüte (Quality of Service), wie sie für IP-Telefonie benötigt wird. Durch den Umstieg auf VoIP stiegen Flexibilität und Leistungsfähigkeit der Telekommunikation. Dabei hatte die neue Lösung auch positive finanzielle Konsequenzen. »Wir haben unser laufendes Budget nur unwesentlich erhöht und trotzdem eine stabile und VoIP-fähige Infrastruktur erhalten«, freut sich Leeck. Die Installationskosten für die neuen Komponenten wurden durch den Rückkauf der alten LAN-Systeme ausgeglichen. Durch die Neugestaltung der Mietverträge für die Telekommunikationssysteme sanken die Wartungskosten in diesem Bereich um mehr als ein Drittel, monatlich etwa 8500 Euro. »So verteilen sich die Kosten für die neue Infrastruktur auf die Laufzeit der Systeme«, unterstreicht Leeck.

Heike Lischewski arbeitet als freie Fachjournalistin in Berlin.