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Nicht für die Ewigkeit

Nicht für die Ewigkeit. Noch unter dem frischen Eindruck der Meisterwerke altägyptischer Baukunst wunderte ich mich hierzulande in den vergangenen Tagen darüber, dass Dächer gleich dutzendweise einstürzen ? und das nicht nur in Bayern. Den Umstand, dass Gebäude dort ...

Autor:Markus Bereszewski • 22.2.2006 • ca. 1:35 Min

Nicht für die Ewigkeit

Noch unter dem frischen Eindruck der Meisterwerke altägyptischer Baukunst wunderte ich mich hierzulande in den vergangenen Tagen darüber, dass Dächer gleich dutzendweise einstürzen ? und das nicht nur in Bayern. Den Umstand, dass Gebäude dort Jahrtausende überdauern, während sie hier nach wenigen Jahren zusammenbrechen darauf zu schieben, dass es in Ägypten weniger schneit, wäre sicher nicht ganz falsch aber eben auch nicht die ganze Wahrheit. Sorgfalt in der Ausführung, Techniken, Baustoffe und einiges andere mehr spielten und spielen eine entscheidende Rolle. Dazu gehört nicht zuletzt die Intention, der Nachwelt ausdrücklich für alle Ewigkeit von der eigenen Größe Zeugnis ablegen zu wollen. Und das nicht nur in Form von Pyramiden, sondern auch in Schriften und Überlieferungen auf Papyrus oder in Stein.
Von dieser Nachhaltigkeit sind wir heute sehr weit entfernt. Die Befürchtung, das digitale Zeitalter werde das informationsreichste und gleichzeitig das am schlechtesten dokumentierte aller Zeiten sein, ist fast so alt wie die Digitalisierung selbst. Und die Pessimisten scheinen leider recht zu behalten. Wir alle haben sicher schon einmal vergeblich versucht, eine alte Datei mit neuer Software zu öffnen?! Vor allem bei Bund, Ländern und Gemeinden sorgen aber zahlreiche Vorschriften dafür, dass Informationen zum Teil über Jahrzehnte vorgehalten werden müssen. Dies scheitert nicht nur an der schnell fortschreitenden technischen Entwicklung und der fehlenden Abwärtskompatibilität. Denn rein technisch lässt sich das Problem noch am ehesten in den Griff bekommen ? zum Beispiel über Emulationen und Migrationen. Solche Maßnahmen sind zwar aufwändig sowie oft zeit- und daher kostenintensiv, aber eben machbar (zumindest NOCH). Es hapert vor allem an unklaren Rahmenbedingungen und nicht geklärten Zuständigkeiten (siehe Artikel »Digitaler Gedächtnisschwund« ab Seite 40). Auch wenn ich der Meinung bin, dass wir ansonsten deutlich überreguliert sind: In Bezug auf die Langzeitarchivierung  fehlen klare Vorgaben. Diese müssen zudem möglichst schnell kommen, um die erst in der Zukunft eintretenden Folgen durch lückenhafte oder gar fehlende Daten nicht noch weiter anwachsen zu lassen. Auch wenn es nicht für die Ewigkeit ist: Ein paar Jahrzehnte sollte man die Daten rund um meine Sozialversicherungsnummer noch lesen und zuordnen können.   

Ihr Markus Bereszewski Chefredakteur markus.bereszewski@staatundit.de