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Niedriglohn-Standort Deutschland

Niedriglohn-Standort Deutschland. »Unsere fleißigen deutschen Mitarbeiter arbeiten engagiert für monatlich 800 Euro brutto für die 40- Stunden-Woche, 173 Stunden im Monat, ohne Weihnachts- und Urlaubsgeld.« Auf dieses Inserat stieß ich am Wochenende in der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«.

Autor:Markus Reuter • 12.4.2006 • ca. 0:55 Min

Niedriglohn-Standort Deutschland

Was sich zuerst wie ein Scherz des Satiremagazins Titanic anhört, meint der Arbeitgeber vom Gewerbepark im sächsischen Mittweida offensichtlich ernst: »Kommen Sie mit Produktion oder Logistik zu uns, dann brauchen Sie keine Verlagerung nach Osteuropa.«

Wäre dieses Inserat einige Monate früher erschienen, hätte sich Tech Datas Europachef Thomas F. Huber vielleicht den Umzug ins tschechische Bor gespart. Denn es ist mehr als fraglich, ob das neue Zentrallager des Broadliners, knapp 23 Kilometer vom deutsch-tschechischen Grenzübergang Waidhaus entfernt, dort günstiger betrieben werden kann.

Aber mal im Ernst. Dass wir auf die veränderten Markt- und Arbeitsbedingungen, die der globale Wettbewerb diktiert, reagieren müssen, ist selbstverständlich. Doch es ist sicher nicht der richtige Weg, die Durchschnittslöhne von Ländern wie beispielsweise Kroatien (900 Euro) oder Ungarn (1.150 Euro) zu unterbieten.

Oder wie es Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede zur Eröffnung der Cebit formuliert hat: »Deutschland war und ist kein Billiglohnland und wird dies auch nicht werden, wird dies auch nicht werden wollen.«

Aber eine gefährliche Entwicklung ist es allemal, wenn auch die Produktion hier zu Lande nur über den Preis verkauft wird. Denn dass der Preis als allein ausschlaggebendes Kriterium weder für die Margen noch für die Sicherung von Arbeitsplätzen gut ist, davon kann die IT-Branche ein Lied singen.

Mit den besten Grüßen

Markus Reuter