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Online-Dienste: Navigation via Mobilfunk

Nokia mit kostenlosem Navigationsservice

Zum Generalangriff auf Google – und die Anbieter von Navigationssystemen – bläst Nokia. Der finnische Handy-Hersteller bietet Nutzern seiner Mobiltelefone kostenlos Kartenmaterial an. Bislang mussten die Nutzer für den »Ovi«-Service bezahlen.

Autor:Bernd Reder • 22.1.2010 • ca. 1:30 Min

Jetzt umsonst: Nokias Karten-material für die Handy-Navigation.
Jetzt umsonst: Nokias Karten-material für die Handy-Navigation.
Klassische Navis, wie das TomtomGo 950 Live, verlieren durch dieKostenlos-Angebote an Attrak-tivität.
Klassische Navis, wie das TomtomGo 950 Live, verlieren durch dieKostenlos-Angebote an Attrak-tivität.

Zum Schrecken aller Anbieter von Navigationssystemen wie etwa Tomtom oder Garmin entwickeln sich Google und Nokia. Auf Googles Ankündigung, einen kostenlosen Navigationsservice für Handys auf den Markt zu bringen, antwortet Nokia nun in derselben Weise.

Die Finnen bieten über ihre Ovi-Online-Plattform Karten kostenlos zum Herunterladen an. Damit ändert Nokia seinen Ansatz: Bislang mussten die User für die Karten bezahlen.

Das Material stammt von der Tochtergesellschaft Navteq und ist für Handys und Smartphones von Nokia bestimmt, die mit einem GPS-Chip zur Positionsbestimmung ausgerüstet sind. Dazu gehören beispielsweise die Mobiltelefone der N- und E-Series.

Karten von 74 Ländern verfügbar

Die Karten stehen für 74 Länder und in 46 Sprachen zur Verfügung. Sie eignen sich für Fußgänger und Autofahrer. Für 10 Staaten werden zudem Verkehrsinformationen mitgeliefert.

Der Hintergrund der Aktion: Nokia will damit den Absatz seiner Mobiltelefone ankurbeln, speziell der höherwertigen Modelle mit GPS. Nach Daten der Marktforschungsfirma Canalys verwendeten Ende 2009 weltweit rund 27 Millionen Besitzer von Smartphones ihr Gerät als Navigationssystem. Laut Nokia könnte sich durch die Ankündigung diese Zahl auf mehr als 50 Millionen erhöhen.

Canalys zufolge waren 2009 weltweit rund 163 Millionen Smartphones mit GPS-Funktion in Umlauf. Davon stammten 83 Millionen (51 Prozent) von Nokia.

Schwere Zeiten für Tomtom und Co.

Für die Anbieter von dezidierten Navigationssystemen kommt die Ankündigung von Nokia alles andere als gerufen. Firmen wie Tomtom, Garmin, Falk oder Navigon haben eh mit sinkenden Preisen und Margen zu kämpfen.

Dies versuchen sie durch Zusatzangebote wettzumachen, etwa integrierte Stau- und Radarfallen-Warner oder erweiterte Informationen über Sehenswürdigkeiten und andere »Points of Interest«. Außerdem bieten sie Smartphone-Versionen ihrer Software an, etwa Tomtom mit einer Ausgabe für das iPhone.

Doch diese Programme sind kostenpflichtig. Tomtom verlagt dafür beispielsweise rund 100 Euro. In etwa derselben Preisklasse bewegen sich die Produkte von Navigon, Route66 und anderen Anbietern.

Für viele Anwender dürfte daher der Gedanke verlockend sein, das Kostenlos-Angebot von Nokia und Google zu nutzen. Ein Haken dabei: Das Navigieren mittels Handy erfordert eine permanente Datenverbindung über das Mobilfunknetz. Je nach Handytarif kann diese Lösung daher für »Power-User« ein kostspieliges Vergnügen sein.