Oracle verknüpft Software- und Hardware-Geschäft
Mit dem Einstieg des ehemaligen HP-Chefs Mark Hurd bei Oracle setzt der Datenbankspezialist neue strategische Akzente: Software- und Hardware-Geschäft sollen eng miteinander verzahnt werden. Oracle erhöhte im ersten Geschäftsquartal den Umsatz deutlich.

Der SAP-Konkurrent Oracle bläst mit dem ehemaligen HP-Chef Mark Hurd an Bord zum Großangriff. Das Unternehmen will demnächst Kombi-Angebote aus Oracle-Software und Rechnern des vor einigen Monaten gekauften Server-Spezialisten Sun Microsystems auf den Markt bringen. Es gebe keine Trennung zwischen Software- und Hardware-Branche mehr, betonte Oracle-Gründer Larry Ellison. "Es ist ein Geschäft."
Oracle ist die weltweite Nummer zwei bei Unternehmenssoftware nach dem deutschen SAP-Konzern sowie der führende Anbieter von Datenbanken-Software. Mit der neuen Ankündigung verschärft Oracle den Konfrontationskurs mit Konkurrenten wie Hewlett-Packard oder IBM.
Mit HP liegt Oracle nach der Verpflichtung Hurds ohnehin im Clinch. Nachdem Ellison den im August geschassten Manager als Co- Präsidenten verpflichtete, wurde Hurd von HP verklagt. Sein bisheriger Konzern befürchtet nach eigenen Angaben, dass er Firmengeheimnisse an Oracle verrät. Hurd hatte HP im Streit mit dem Verwaltungsrat nach einer Affäre und Vorwürfen falscher Abrechnungen verlassen. Spätestens seit der Übernahme von Sun in diesem Jahr ist Oracle ein direkter HP-Konkurrent.
Sun verhalf Oracle bereits zu einem kräftigen Geschäftsschub in den vergangenen Monaten. Der Umsatz schoss in dem Ende August abgeschlossenen ersten Geschäftsquartal um 48 Prozent auf 7,5 Milliarden US-Dollar hoch, wie der US-Konzern am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Mit Sun kamen knapp 1,7 Milliarden US-Dollar Umsatz neu dazu.
Bei der zentralen Kenngröße für das operative Geschäft - den Erlösen mit neuen Softwarelizenzen - verbuchte Oracle ein Plus von 25 Prozent auf fast 1,29 Milliarden US-Dollar. Der Konzerngewinn stieg im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 1,35 Milliarden US-Dollar.
Mark Hurd - neuer Mann im Führungsteam
Oracle nutzte die Vorlage der Quartalszahlen, um Hurd auf der Kommandobrücke zu präsentieren. Der 53-Jährige spielt als einer der beiden Co-Präsidenten eine Schlüsselrolle bei Oracle, da sich Ellison weitgehend aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hat. Es wird auch spekuliert, dass er eines Tages Nachfolger des 66-jährigen Konzerngründers an der Oracle-Spitze werden könnte.
In seinem ersten Auftritt in der neuen Rolle geizte Hurd nicht mit Lob für seinen neuen Arbeitgeber. Er glaube, kein anderes Unternehmen in der Branche sei derzeit besser positioniert als Oracle, verkündete Hurd in einer Telefonkonferenz. Damit stellte er allerdings indirekt auch seine eigenen Leistungen als langjähriger Konzernlenker bei HP in Frage. Der Chef des Konkurrenten IBM, Sam Palmisano, hatte zuletzt in einem Interview gestichelt, Hurds Sparaktionen hätten Hewlett-Packard die Innovationskraft genommen.
Mit der zum Jahresanfang abgeschlossenen Übernahme des Server-Spezialisten Sun kamen knapp 1,7 Milliarden Dollar Umsatz neu dazu. Oracle werde demnächst weitere kombinierte Produkte aus Software und Sun-Hardware einführen, kündigten Ellison und Hurd an. Oracle hatte sich die Übernahme des zuletzt verlustreichen Sun-Konzerns mehr als sieben Milliarden Dollar kosten lassen.