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E-Mail-Schutz

Pharma-Spam: Arzneimittelhersteller sollen in die Pflicht genommen werden

Der Verein gegen Missbrauch im Internet (Naain) will die Hersteller von Arzneimitteln dazu bringen, sich stärker gegen unerwünschte E-Mails zu engagieren, die Werbung für Pharmaprodukte machen.

Autor:Bernd Reder • 22.7.2008 • ca. 1:35 Min

E-Mails, die für Potenzmittel wie Viagra, Medikamente oder Naturheilprodukte Werbung machen, machen etwa 30 bis 40 Prozent des gesamten Spam-Aufkommens aus.

Im ersten Quartal 2008 hatten nach Angaben der IT-Sicherheitsfirma Kaspersky 32,5 Prozent aller Spam-Mails die Themen Medikamente und Gesundheit zum Inhalt. Insgesamt waren an die 88 Prozent aller versendeten E-Mails »Werbemüll«.


Laut Kaspersky warben im ersten Quartal 2008 rund 32,5 Prozent aller Spam-E-Mails für Medikamente oder Gesundheitsprodukte.

Doch trotz verbesserter Anti-Spam-Maßnahmen und Warnungen vor solchen Produkten machen die Anbieter offenbar gute Geschäfte. »Die Spammer hätten ihre Medikamenten-Werbung per Mail schon längst eingestellt, würde nicht ein Teil der Empfänger auf die Angebote eingehen«, sagt Arthur Wetzel, Präsident der Wirtschaftsinitiative »No Abuse in Internet« (Naiin). »Diese Menschen setzen sich jedoch großen gesundheitlichen Risiken aus. Denn beim überwiegenden Teil der offerierten Arzneien handelt es sich um Fälschungen.«


Will Unterstützung von den
Pharma-Firmen: Arthur Wetzel,
Vorsitzender von Naiin.

Die von der deutschen Internet-Branche gegründete Initiative kritisiert vor allem die Haltung der Pharma-Branche. Zum einen engagiert sie sich laut Naiin im Kampf gegen Pharma-Spam zu wenig, zum anderen verdient sie an den E-Mail-Werbekampagnen womöglich sogar mit.

Hersteller sehen keine Mitverantwortung

Die Arzneimittelhersteller bekunden zwar regelmäßig, dass sie in keiner Weise von den Spam-Mails profitierten und dem weltweit organisierten Handel mit illegalen Medikamenten ohnehin nur schwer beizukommen sei.

»Viele Pharma-Konzerne scheinen aber zu vergessen, dass es ihre Markennamen sind, mit denen die Spam-Empfänger zum Kauf der illegalen Billigware verlockt werden. Inwieweit auch Original-Produkte über den Vertriebsweg Spam abgesetzt werden, ist schwer zu belegen«, moniert Philippe Wacker, Vorstandsmitglied des European-Multimedia-Forum (EMF). »Tatsache ist, dass die Spammer millionenfach Gratis-Werbung für diese Pharma-Produkte machen.«

Naiin will deshalb die Pharma-Branche in die Pflicht nehmen und fordert neben einem verbindlichen Verhaltenskodex auch Aufklärungskampagnen sowie die Einführung von fälschungssicheren Sicherheitsmerkmalen auf den Verpackungen. Diese sollen sicherstellen, dass Verbraucher illegale Medikamente sofort erkennen können.

Außerdem sei eine bessere Abstimmung unter den Unternehmen der Branche sowie mit den staatlichen Behörden und mit Einrichtungen wie Naiin erforderlich, um das Problem Pharma-Spam mit technischen, rechtlichen und öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen zu lösen.

»Wir sind im Kampf gegen den Pharma-Spam schlichtweg auf das Know-how sowie auf die Unterstützung der Branche angewiesen«, so Wetzel.