Postbote mit Abitur
Langzeittest MDaemon Mailserver – Viele neue Protokollerweiterungen und Sicherheitsfunktionen sollen E-Mail-Empfänger vor Müll und Attacken schützen. MDaemon kennt sie alle.


Der Windows-Mailserver von Alt-N-Technologies wird häufig als günstige Variante zu Exchange oder Lotus Domino angepriesen. Dieser Vergleich hinkt ein wenig, da MDaemon einerseits SMTP-Funktionen beherrscht, von denen Exchange-Administratoren nur träumen können. Dafür gibt es Schwächen beim Mail-Storage.
Alt-N implementiert in der Version 9.0.6 nahezu alle gängigen Sicherheitsfunktionen, die es für den Internet-Mailversand überhaupt gibt. Alle Standard-Protokolle wie POP3, IMAP und SMTP lassen sich mit SSL-Verschlüsselung einsetzen. Zudem kennt MDaemon alle gängigen Authentifizierungsfunktionen. Das SMTP-Modul beherrscht diverse Techniken, um Spam- und Mail-Attacken abzuwehren, wie »dynamic IP-Screening«, »Greylisting«, »Senderbase« oder »Tarpitting«. Dank der starken SMTP-Features eignet sich der MDaemon als aktiver Mailfilter zwischen der Firewall und einem bestehenden Mailserver mit Notes oder Exchange. Sehr detaillierte Logging-Funktionen helfen Administratoren dabei, Probleme im Mailfluss zu erkennen. Die Software schreibt zu jeder übertragenen Mail den kompletten Protokollhandshake in das Logbuch. Zudem implementiert MDaemon den freien Spam-Filter Spam-Assasin und enthält als Option einen Virenscanner.
Lokale Benutzer verwaltet die Anwendung entweder in einer eigenen Benutzerdatei, über ODBC in einer Datenbank oder via LDAP-Verzeichnis. Seit der Version 9 kann MDaemon zudem ein Active-Directory überwachen. Fügt der Verwalter neue Benutzer in das Verzeichnis ein, legt MDaemon automatisch den dazu passenden Mailaccount an. Ein Web-Mail-Frontend liefert verschiedene HTML-Themes mit, die auch im Browser sehr viel Übersicht bieten. Spezielle Themes eignen sich für Smartphones und PDAs. Via Sync-ML kann MDaemon Daten mit PIMs abgleichen. Benutzer können über IMAP gemeinsame Ordner verwenden. Ein separat erhältliches Outlook-Plugin gleicht Kalender und Adressbücher mit dem Mailserver ab. So lassen sich Arbeitsgruppen, gemeinsame Kalender, Adressbücher oder To-Do-Listen verwalten.
Der CMP-Weka-Verlag setzt den MDaemon seit geraumer Zeit gleich an vier Stellen ein.
Das produktive Verlagsnetzwerk nutzt zwei Maschinen als SMTP-Gateway zwischen der Firewall und den Lotus-Domino- und Exchange-Mailservern. Ein dritter Mailserver versendet Newsletter und Mailings. Die Real-Worl Labs verwenden einen MDaemon-Server für diverse Labor-Accounts und nahezu alle Tests, die mit E-Mail zu tun haben. Hier helfen ganz besonders die ausführlichen Log-Daten. Im Lauf der Zeit hat Network Computing das Mail-System problemlos auf Windows-NT4, -2000, -XP und -2003-Servern betrieben.
Jede Mail sichert MDaemon in einer eigenen Msg-Datei innerhalb des Dateisystems. Dieser Mailstor bedarf keiner besonderen Backup-Lösung. In den Real-World Labs Poing genügt für das Backup eine zeitgesteuerte Batch-Datei mit einer einzigen Xcopy-Anweisung. Das Msg-Format enthält die Mime-codierte Rohform der Nachricht, so wie sie über das Internet übertragen wurde. Mail-Programme wie Outlook oder Thunderbird können Msg-Dateien darstellen. Dies erleichtert das Backup und hilft, verlorene oder versehentlich gelöschte Mails zügig wieder zu finden. Andererseits entsteht dadurch ein großes Sicherheitsrisiko. Jeder Anwender, der einen Zugang zum Dateisystem des Windows-Mailservers oder einem Backup-Server erlangt, kann die Mails aller Benutzer im Klartext lesen. Hier sollte Alt-N sich überlegen, ein optionales Kryptografiemodul einzubauen.
Fazit:
Der MDaemon eignet sich sehr gut als Standalone-Mailserver für kleine und mittelgroße Unternehmen. Der Mail-Administrator sollte sich dabei recht gut mit den aktuellen E-Mail-Funktionen auskennen, da er sonst die Unmengen an Dialogen im MDaemon-Administrator nicht versteht. Alt-N gibt sich aber viel Mühe, die Optionen gut zu dokumentieren. Für große Unternehmen kann MDaemon als SMTP-Gateway fungieren, um unerwünschte Mails fernzuhalten und SMTP-Attacken zu blockieren.
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