Raus aus der E-Mail-Schmuddelecke!
Raus aus der E-Mail-Schmuddelecke! Der zentrale Schmierstoff, der die Abläufe in den Unternehmen und Organisationen in Gang hält, ist eine Art digitaler Schmierzettel.

Nichts anderes ist nämlich in den allermeisten Fällen die elektronische Post, die tagtäglich in den Firmen und Behörden abgeht. Die solcherart verschickten elektronischen »Impulse« sind selten technisch, organisatorisch und juristisch wasserdicht. Versuche, die zentrale Ablaufsteuerung in den Unternehmen und Organisationen aus der Schmuddelecke zu hieven, gab es schon genug. Lösungen, die digitalen Schmierzettel wenigstens zu kuvertieren, scheiterten oft an dem ganz speziellen Trägheitsgesetz, dem menschliche Organisationen offenbar unterliegen. Zwei, drei Klicks mehr sowie ein oder zwei zusätzliche Buttons sind offenbar für viele schon zu viel. Der Preis für das Verharren im qualitativen Niemandsland ist hoch. Die Unternehmen müssen nicht nur immense Kosten für die Müllentsorgung in Form von Spam-Filtern aufwenden, sondern begeben sich auch jeder Möglichkeit, derartige Kommunikationen in Streitfällen vor Gericht verwerten zu können. Gewiss gibt es bei Behörden in Deutschland schon seit Jahren etablierte Verfahren, mit denen sensible Daten rechtssicher übermittelt werden können. Das Elektronische Gerichts- und Verwaltungspostfach, die Elektronische Steuererklärung oder das Deutsche Verwaltungsdiensteverzeichnis beispielsweise sind sicher partiell sinnvolle Lösungen. Sie erfordern allerdings vom einzelnen Teilnehmer mehr als die oben erwähnten zusätzlichen zwei oder drei Klicks. Mit der De-Mail-Initiative der deutschen Bundesregierung sollen jetzt alle Fliegen – Bedienfreundlichkeit, Rechtssicherheit und Massenakzeptanz – mit einer Klappe geschlagen werden (siehe Seite 26/27). Das Bundesinnenministerium hat für eine umfassende Lösung zweifellos den technischen und juristischen Apparat und es kann entsprechende gesetzgeberische Initiativen einleiten. Es ist deshalb mehr als schade, dass andere Online-Aktivitäten dieser Regierung und speziell dieses Ministeriums, die das Grundgesetz interpretatorisch doch arg strapazieren, bei vielen ein unangenehmes Bauchgefühl auslösen, das die an sich verdienstvolle De-Mail-Initiative in einem negativen Licht erscheinen lässt.
Ihr Jürgen Höfling juergen.hoefling@staatundit.de