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Renaissance der Datenbank- und Content-Management-Systeme

Renaissance der Datenbank- und Content-Management-Systeme. Datenbankmanagement-Systeme (DBMS) stellten seit ihrer Entstehung in den 60er Jahren eine wesentliche Komponente im Rahmen von Applikationsplattformen dar.

Autor:Redaktion connect-professional • 1.6.2005 • ca. 2:35 Min

Renaissance der Datenbank- und Content-Management-Systeme

Im Zuge der zunehmenden Um­stellung vieler Unternehmen auf Web-Applikationen jedoch wurde die Rolle der DBMS im Rahmen von Applikationsplattformen im Laufe der letzten zehn Jahre zunehmend marginalisiert. Aktuell erfahren die DBMS nun eine neuerliche Wiederbelebung.
Es sind verschiedene Marktströmungen, die zu dieser Wiederbelebung der DBMS beitragen. Allem voran werden die seit jeher bestehenden Grenzen zwischen Daten- und Dokumentenmanagement durch die Entwicklungen im Bereich Extensible Markup Language (XML)-basierter Lösungen aufgeweicht. Diese erlauben führenden DBMS-Systemen einen Vorstoß in zuvor nicht für möglich gehaltene Dimensionen hinsichtlich Leistungsumfang und Skalierbarkeit. XML war ursprünglich dafür entwickelt worden, um den Content des World Wide Web besser verwenden und verwalten zu können. Seither wird die Technologie jedoch bei Dokumenten-orientierten Anwendungen höchst effektiv genutzt. Beispiele sind in diesem Zusammenhang die Service-orientierte Integration von Anwendungsdaten oder die Erfassung eines größeren Umfangs kontextbezogener Metadaten während der Dateneingabe. Das vom World Wide Web Consortium entwickelte XML-Schema war von ausschlaggebender Bedeutung für die rapide Verbreitung von XML. Darüber hinaus wird XQuery als aufkommender Standard für stabile XML-basierte Datenverarbeitung zusätzlich dazu beitragen, dass XML noch weiter in traditionelle Daten- und Dokumentenmanagement-Domänen vorstößt.
Trotz einiger früherer Spekulationen über eine mögliche Verdrängung traditioneller DBMS durch die spezielleren XML-Datenmanagement-Systeme ist mittlerweile deutlich geworden, dass - ganz im Gegenteil - die XML-Technologien eher eine Stärkung als eine Bedrohung für traditionelle DBMS darstellen und somit eine Renaissance im Bereich des Datenmanagements einleiten. Führende DBMS-Anbieter haben angekündigt, zukünftig sowohl den Structured Query Language (SQL)/XML-Standard (eine ANSI-Erweiterungen des relationalen Modells zur Anpassung an XML) einerseits sowie Xquery für das Management von XML-Datenmodellen andererseits zu unterstützen. Darüber hinaus führen die durch XML-Technologie erweiterten DBMS zu einer Umstellung des Server-Stack der Applikationsplattformen, was sowohl für eng gekoppelte, komplexe Applikationen als auch lose gekoppelte, Service-orientierte Systeme eine Reihe von Vorteilen bietet. Eine derartige DBMS-orientierte Umstellung bietet die Möglichkeit zu einer umfassenden Vereinfachung und Konsolidierung der Serverlandschaft.
Neben dieser Vereinfachung des Server-Stack der Applikationsplattformen hat XML ebenso zur Entwicklung von Tools und Infrastruktur-Diensten beigetragen, mit deren ­Hilfe Entwickler und Anwender flexibel zwischen verschie­denen, auf Dokumente, Datenbanken oder Objekte ausgerichtete Abstraktionen wählen können (z.B. XML Schema, SQL oder .NET [oder Java]-Komponenten). Durch das Angebot vielfältiger Schnittstellenabstraktionen auf einer durchgängigen Basis zugrundeliegender Dienste ­führen die neuen Tools zu einer deutlichen Verein­fachung bei der Datenintegration beziehungsweise
-synchronisation.
Darüber hinaus hat auch das Aufkommen von Open-Source-DBMS wie beispielsweise MySQL und PostgreSQL einen weiteren Beitrag zur Wieder­belebung der DBMS geleistet. Anbieter wie IBM, Microsoft und Oracle haben ihre DBMS-Lösungen, die von kostenintensiver Produktlizenzierung und kostenintensivem Support gekennzeichnet waren, traditionell auf das Unternehmenssegment ausgerichtet. Durch die Open-Source-DBMS wurde die Wettbewerbslandschaft in sofern verändert, als nun erstmals eine Reihe von Produkten zur Verfügung steht, die einerseits »gut genug« sind, um die Anforderungen verschiedener Applikationen zu erfüllen - und gleichzeitig zu einem Bruchteil der Gesamtkosten erhältlich sind, die für die traditionellen DBMS-Lösungen zu veranschlagen waren.
Um von der aufkommenden Renaissance von Datenmanagement-Systemen voll profitieren zu können, sollten Unternehmen sich auf die Vervollkommnung ihrer fundamentalen Grundlagen - wie beispielsweise auf die Erstellung präziser Datenmodelle - konzentrieren. Zwar ermöglichen DBMS und Entwicklungstools eine Vereinfachung und Automatisierung der früher sehr programmierungsintensiven Applikationsentwicklung. DBMS und Entwicklungstools sind aber nur dann effektiv einsetzbar, wenn den Entwicklern als Ausgangsbasis solide Datenmodelle zur Verfügung stehen, in denen die Komplexität der realen Welt, die in der Software abgebildet werden soll, ausreichend präzise wiedergegeben ist. Peter O?Kelly, Senior Analyst, Burton Group