Zum Inhalt springen

ROUNDUP: Aktionärsklagen gegen Conergy werden zu Musterprozess

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Klagen von Aktionären gegen das Solarunternehmen Conergy <CGY.ETR> werden in einem Musterprozess gebündelt. Das habe das Landgericht Hamburg Anfang Juni entschieden, teilte die Münchener Rechtsanwaltskanzlei Rotter am Freitag...

Autor:Redaktion connect-professional • 11.6.2010 • ca. 1:50 Min

…mit. Sie vertritt 13 der 17 Kläger, die dem Unternehmen Verstöße gegen Bilanzierungsregeln vorwerfen. In den Jahren 2006 und 2007 soll Conergy lange falsch über seine tatsächliche wirtschaftliche Situation berichtet haben. Die TecDax-Gesellschaft hatte damals nur knapp eine Pleite verhindert.

Nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX drohen Conergy Schadensersatzzahlungen von insgesamt bis zu drei Millionen Euro. Nun muss zunächst das Oberlandesgericht Hamburg entscheiden. Mit einem Urteil rechnen Prozessbeteiligte frühestens in einem Jahr. Im Musterverfahren ist zudem der Weg bis zum Bundesgerichtshof offen, der höchstrichterlich über die frühere Bilanzierungs- und Publikationspraxis von Conergy entscheiden könnte.

Conergy betonte in einer Mitteilung, die Einleitung des Musterverfahrens zu begrüßen. So könnten der Gesamtprozess vereinfacht und Kosten gespart werden. Das Unternehmen habe selbst eine Bündelung der Einzelklagen in einem Musterverfahren angestrebt. Dagegen hätten sich die Kläger zunächst gewehrt.

Die Kläger werfen der Firma vor, zu spät über die tatsächliche wirtschaftliche Situation informiert zu haben. Bis zu einer Pflichtmitteilung Ende Oktober 2007 habe es den Eindruck eines prosperierenden Unternehmens erweckt. Konkret soll Conergy überhöhte Umsatzzahlen ausgewiesen und Lieferverzögerungen zu spät veröffentlicht haben. Der Kurs des einstigen Börsenlieblings ist seit der Fast-Pleite um über 95 Prozent eingebrochen. Die Aktie ist seit mehr als einem Jahr nur noch ein Pennystock.

Auch die Staatsanwaltschaft Hamburg hat Ermittlungen aufgenommen. Sie richten sich gegen ehemalige Vorstände des Unternehmens. Im Fadenkreuz der Ermittler steht dabei auch der amtierende Vorstandschef Dieter Ammer. Der Firmengründer war im umstrittenen Zeitraum Aufsichtsratschef von Conergy. Der frühere Tchibo-Chef hatte nach der Fast-Pleite den Vorstandsvorsitz übernommen und versucht seitdem, das Unternehmen zu restrukturieren. Ammer wies die Vorwürfe gegen sich stets zurück.

Das Unternehmen befindet sich im operativen Geschäft inzwischen auf Erholungskurs. Im ersten Quartal erzielte Conergy erstmals seit der Restrukturierung einen leichten Gewinn vor Zinsen und Steuern. Im Gesamtjahr will der Vorstand ebenfalls schwarze Zahlen schreiben.

Allerdings ist die Refinanzierung weiter unklar. Die Gespräche mit den Banken sollten eigentlich bereits Ende des ersten Quartals abgeschlossen sein, ziehen sich aber weiter hin. Aus dem Unternehmen verlautete, dass es dabei nur noch um die Konditionen gehe. Dass Conergy einen neuen Kredit bekommt, stehe außer Frage. Hauptaktionärin ist seit der Übernahme der Dresdner Bank die Commerzbank . Sie ist auch gleichzeitig größte Gläubigerin der Hamburger.

Für Ammer ist die Refinanzierung nach eigenem Bekunden die letzte große Baustelle auf dem Weg zur Rettung des Unternehmens. Er will Ende Juli seinen Posten an der Spitze an den früheren Infineon-Manager Andreas von Zitzewitz übergeben./nl/zb/dct