Sack Reis trifft auf Web 2.0
Als eine Praktikantin der Münsterschen Zeitung vor wenigen Tagen über einen zerstörten Blumenkübel vor einem Altenheim berichtete, dachte zuerst niemand an eine Sensation. Doch kaum war die Nachricht ins Netz gelangt, zeigte sich schnell die wahre gesellschaftliche Sprengkraft dieser Meldung.

Wenn jemand etwas völlig uninteressantes erzählt, wird von den Zuhörern gerne der sprichwörtliche Sack Reis in China angeführt, dessen Umfallen in China zumindest ebenso spannend sei. Gerade das Internet wird immer wieder gerne verdächtigt, auch jedem solchen Sack Reis noch eine eigene Seite oder Community zu widmen. Dabei zeigt uns das Web 2.0 sehr deutlich, dass gerade solche kleinen Geschichten aus dem Leben für viele Leute spannend sein können – zumindest im vermeintlichen »Sommerloch«:
Jüngstes Beispiel ist der Bericht einer Praktikantin der Münsterschen Zeitung, die über einen zerstörten Blumenkübel vor dem Altenheim Antoniusstift in Neunkirchen berichtet hatte. Die vermeintlich banale Meldung mit der Überschrift »Großer Blumenkübel zerstört« sorgte jedoch im Web schnell für Furore. Die Netzwelt erklärte sich sofort hunderttausendfach solidarisch mit der Entrüstung, einige Blogs sprechen gar von einem »Blumenkübel-Amoklauf«.
Inzwischen gibt es im Internet mehrere tausend aktive Beiträge zu dem Thema und die Nachforschungen der Laienreporter führen zu erstaunlichen Ergebnissen. So berichtet ein Blogger etwa, »Die Linke hat sich bisher nicht von der Tat distanziert. Die CDU zeigt sich empört: ´Blumenkübel sind ein Pfeiler unserer Demokratie.´«, während ein anderer gleich den Notstand ausrufen will: »Nach Angriff auf deutschen Blumenkübel: Bundeswehr setzt Gefährdungsstufe hoch. Guttenberg: ´Die Lage ist ernst, sehr ernst.´ - Obama fordert aggressive Aufklärung. Wörtlich: ´Da werden Töpfe rollen!´«.
Offenbar hat die Praktikantin dort also doch eine enorm spannende Meldung ausgegraben, deren gesellschaftliche Wirkung nicht unterschätzt werden darf. Gut informierte Quellen wollen wissen, dass sie damit gute Chancen auf den Henri Nannen Preis habe.
Und selbst auf YouTube finden sich mittlerweile mehrere Beiträge, die sich um den terroristischen Akt gegen die Begrünung drehen - bis hin zu einem Bekennervideo: