Siemens hat einen Lauf
Siemens hat einen Lauf
Seit Wochen kommt der Konzern nicht aus den Schlagzeilen raus. Das liegt natürlich zuerst an der BenQ Mobile Pleite und der Diskussion um die Rolle und die Verantwortung von Siemens. Dem Vorwurf,Siemens habe das Geschäft vor einem Jahr nur an BenQ abgetreten, um sich selbst damit die teure Abwicklung zu ersparen, ist Konzernchef Kleinfeld entgegengetreten – wenn auch nicht gerade energisch. Aber mal ehrlich:Was ist das denn für ein »Verkauf«, bei dem ich dem Käufer noch hunderte Millionen Euro mit auf den Weg gebe?! Es ist in Wahrheit natürlich ein Freikaufen – und sei es nur von einem defizitären Geschäftsfeld. Soziale Verantwortung den Mitarbeitern, gar der sozialen Gemeinschaft gegenüber?! Träumereien der letzten Naiven oder Gutgläubigen. Doch nicht nur mit der ehemaligen Handysparte, auch mit seinem IT-Dienstleistungsgeschäft ist Siemens in den Schlagzeilen vertreten. Siemens Business Services SBS wird nicht verkauft sondern umstrukturiert und mit anderen Konzernteilen in den neuen Bereich Siemens IT Solutions and Services zusammengeführt – natürlich in Verbindung mit Stellenstreichungen und Lohnkürzungen. Da geht es dem Konzern allerdings keinen Deut besser, als dem Konkurrenten T-Systems. Nachdem dort die Unternehmensberater gewütet, umstrukturiert und alle Mitarbeiter wahnsinnig gemacht hatten, verkündete T-Systems-Chef Lothar Pauly nun, man werde wohl doch mehr Mitarbeiter entlassen müssen,als ursprünglich vorgesehen. Jener Pauly übrigens, der vor über einem Jahr noch bei Siemens den BenQDeal mit eingefädelt hatte. Ich denke, für seinen jetzigen Arbeitgeber schliesst er eine vergleichbare Lösung aus. Doch nicht nur im ITK-Bereich sind die (Ex-)Siemensianer in die Kritik geraten. Die vom Bereich Siemens Verkehrstechnik zu liefernden fahrerlosen U-Bahnen für die Stadt Nürnberg sind kurz vor knapp abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Im weltweit einzigartigen Mischbetrieb aus fahrerlosen und von Menschen gesteuerten U-Bahnen sollten hier die Passagiere befördert werden. Nun drohen dem Konzern Vertragsstrafen und Schadensersatzzahlungen in Millionenhöhe. Schwerer noch wiegt der neuerliche Imageverlust in einem viel beachteten Geschäftsfeld, in dem man beispielsweise schon mit dem Skytrain am Düsseldorfer Flughafen einen an Pannen und Peinlichkeiten nicht mehr zu übertreffenden Beweis der eigenen Unfähigkeit ablieferte. Es bleibt viel Arbeit den Siemens-Chef – und damit hat er sich die Sonderprämie dann doch verdient, oder?!