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Schadensersatz gegen elf ehemalige Siemens-Top-Vorstände

Siemens verklagt seine einstigen Generäle

Elf ehemalige Topmanager, darunter Heinrich von Pierer und Klaus Kleinfeld, werden von Siemens auf Schadensersatz verklagt.

Autor:Martin Fryba • 29.7.2008 • ca. 1:05 Min

Man müsse sich wie Soldaten von Siemens verhalten, zitierte ein Siemens-Manager Heinrich von Pierer, auf Schmiergeldzahlungen angesprochen. Der ließ das Zitat dementieren.

Der Aufsichtsrat von Siemens hat auf seiner Sitzung am Dienstag Schadensersatzklagen gegen zehn ehemalige Mitglieder des Zentralvorstands angekündigt. Das Kontrollgremium wirft den Managern vor, »Organisations- und Aufsichtspflichten« verletzt zu haben und verlangt Schadensersatz in nicht genannter Höhe.

Die Schmiergeld- und Korruptionsaffäre, einschließlich ihrer Aufarbeitung, dürfte Siemens bis heute rund 1,9 Milliarden Euro gekostet haben. Dabei ist die von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC zu erwartende Strafe noch nicht eingerechnet.

Gerade vor diesem Hintergrund sieht sich Siemens genötigt, ihre einstige Top-Manager-Riege auch persönlich zu belangen. Ob das allerdings die amerikanische Börsenaufsicht SEC beeindrucken wird, die gegen Korruption hart vorgeht, ist ungewiss. Wegen Schmiergeldzahlungen in Form von Beraterverträgen im Zeitraum von 2003 bis 2006 wird Siemens gegen seine ehemaligen Vorstände des Zentralvorstands vorgehen. Im Einzelnen betrifft das:

Johannes Feldmayer,
Thomas Ganswindt,
Klaus Kleinfeld,
Edward G. Krubasik,
Rudi Lamprecht,
Heinz-Joachim Neubürger,
Heinrich v. Pierer,
Jürgen Radomski,
Uriel Sharef und
Klaus Wucherer.

Außerdem wird Siemens von Johannes Feldmayer und Günter Wilhelm zusätzlich Schadensersatz im Zusammenhang mit illegaler Finanzierung der Siemens nahe stehenden Gewerkschaft AUB fordern.

Am gestrigen Montag hatte eine erste rechtskräftige Verurteilung eines Siemensmanagers wegen Korruption gegeben. Der in der Siemens-Sparte Telekommunikation tätige Reinhard Siekaczek wurde vom Landgericht München zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe und zur Zahlung von 108.000 Euro verklagt. Der Manager hatte ausgepackt und dem Gericht das »System Siemens« detailliert dargelegt. Siekaczek hatte gestanden, rund 50 Millionen Euro in schwarze Kassen zum Teil ins Ausland geschleust zu haben, um Auftraggeber zu bestechen. Das milde Strafmaß war im Rahmen eines Deals mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelt worden.